Die von „Rai Uno“ aktuell ausgestrahlte Krimiserie Brennero wurde von den italienischen Medien groß angekündigt: sie sollte Südtirol bekannt machen. Die Handlung ist nicht nur in Südtirol verortet, sondern spielt auf seine Geschichte an, von der Feuernacht bis zu einigen früheren Kriminalfällen. Natürlich sollte auch das Miteinander von italienisch- und deutschsprachigen BürgerInnen dargestellt werden. Die Produktion wurde daher auch von der Provinz Bozen finanziell unterstützt. Fast 3 Millionen ZuschauerInnen haben die ersten beiden Episoden gesehen. Die hohen Einschaltquoten spiegeln sich jedoch nicht in ebenso positiven Urteilen wider. Zumindest nicht in Südtirol. Es ist nicht nur die düstere Darstellung der Stadt Bozen, oder die Verbindung zwischen einem Massenmörder und den Südtirol Aktivisten der 1960er Jahre, oder dass ein Südtiroler Eishockeyfan zum Siegesplatz zum Feiern geht. Es ist eine völlig falsche Botschaft die sich durch den gesamten Film zieht: in Südtirol darf im öffentlichen Leben nur italienisch gesprochen werden, während die deutsche Sprache nur im Privaten geduldet wird. In der ersten Episode fordert eine deutschsprachige Staatsanwältin eine ebenfalls deutschsprachige Polizeikommissarin auf, ins Italienische zu wechseln, „das ist eine Regel, die für alle gilt.“ Der Polizeikommissar fragt eine Polizistin, die ihn auf Deutsch begrüßt hatte, sarkastisch: „Sind wir bei der Staatsanwaltschaft Innsbruck?“ In einer weiteren Szene lädt derselbe Kommissar einen Verdächtigen ein, zwei öffentliche Bedienstete gefälligst auf Italienisch anzusprechen. Der Höhepunkt wird jedoch in der zweiten Episode erreicht, in der die deutsche Staatsanwältin, bei einem Besuch ihres Vaters, einem ehemaligen Staatsanwalt, bei ihm zu Hause mit diesem in deutscher Sprache spricht. Nach einem deutlichen Zeichen des Missfallens des italienischen Kommissars, wendet sich die Staatsanwältin an ihren Vater und sagt: „Wir sind zwei Beamte, wir müssen italienisch sprechen.“ Dass seit fast 40 Jahren die deutsche der italienischen Sprache gleichgestellt ist, scheinen die AutorInnen dieser Dialoge nicht zu wissen. Besonders im öffentlichen Bereich gelten strenge Regeln: BeamtInnen müssen die BürgerInnen in ihrer Muttersprache ansprechen.
Das öffentliche Fernsehen verbreitet mit dieser Krimiserie daher ein völlig verzerrtes Bild von Südtirol. Es werden all jene bestärkt die glauben „siamo in Italia“ bedeutet auch, dass wir im öffentlichen Leben italienisch reden müssen.