In diesen Tagen ist der jüngste ISTAT-Bericht über die Situation der Familien in Italien erschienen. Die Ergebnisse lassen aufhorchen: Familien mit Kindern und zwei zusammenlebenden Eltern sind erstmals in der Minderheit. Ihr Anteil ist in den letzten 20 Jahren von 57,5 auf 45,8 Prozent gesunken. Kinderlose Paare sind mit rund 30 Prozent stabil geblieben, während sich der Anteil der Alleinerziehenden von 13 auf 23,3 Prozent fast verdoppelt hat.
Das Nationale Institut für Statistik erklärt auch, dass Alleinerziehende heute andere Gründe haben als früher. Früher entstanden sie durch den Tod eines Ehepartners, heute durch die Auflösung von Ehen und Lebensgemeinschaften. Besonders deutlich wird dies an den Alterszahlen: Weniger als ein Drittel, nämlich 30 Prozent sind über 65 Jahre alt, fast die Hälfte ist zwischen 45 und 64 Jahre alt. In acht von zehn Fällen sind die Alleinerziehenden Frauen. Dies liegt nicht daran, dass sie z. B. vor Gericht bevorzugt werden, sondern spiegelt die gesellschaftliche Arbeitsteilung wider. Nach wie vor nehmen nur 4 Prozent der Väter Elternzeit in Anspruch. Wie der ISTAT-Bericht ebenfalls zeigt, sind vor allem Alleinerziehende und ihre Kinder von Armut betroffen und auf staatliche Unterstützung angewiesen.
Dies scheint die Regierung jedoch nicht wahrhaben zu wollen, zumal sie bei der Familienförderung immer noch von der traditionellen Familie ausgeht. So war der Weihnachtsbonus ursprünglich nur für verheiratete Eltern vorgesehen, bei denen nur ein Elternteil erwerbstätig ist. Diese Ungerechtigkeit wurde mittlerweile korrigiert. Dennoch tut sich die Regierung schwer, die Realität zur Kenntnis zu nehmen – und das, obwohl sowohl die Ministerpräsidentin als auch ihr Schwager, der Landwirtschaftsminister Lollobrigida selbst, getrennt vom anderen Elternteil leben.