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Vom Salz zur Schule

Der römische Gelehrte Cassiodor meinte, auf Gold könne man verzichten, nicht aber auf Salz. Und so spielt in der Küche auch heute noch das seit Menschengedenken bedeutende Würzmittel eine wichtige Rolle. Einem Salzhändler mit Lokalbezug wurde in Meran sogar eine Straße gewidmet: Johann Baptist von Ruffin.

Wer sich mit seiner eigenen Familiengeschichte beschäftigt und einen Blick in die Vergangenheit wagt, der hofft wahrscheinlich auf Vorfahren, die etwas Besonderes geleistet oder tiefere Spuren in der Geschichte hinterlassen haben. Der Hochadel hingegen wollte schon aus machtpolitischen Gründen von möglichst ehrwürdigen und prächtigen Herrschern abstammen. Der Kaiser des Deutschen Reiches Wilhelm II. zum Beispiel hat den Mongolenherrscher Dschingis Khan in seinem Stammbaum, der letzte bayerische Kronprinz Rupprecht drei Päpste (!) und die Habsburger zählen Priamos von Troja, den König während des Trojanischen Krieges, zu ihren Ahnen. Das alte Tiroler Adelsgeschlecht der Ruffin, später Ruffini zu Tiefenburg, stammte ursprünglich aus der Gegend des Nonsbergs und Sulzbergs. Sie führten ihre Abstammung bis auf den römischen Diktator Publius Cornelius Rufinus zurück, der im dritten vorchristlichen Jahrhundert gelebt hatte und zu den einflussreichsten Politikern seiner Zeit gehörte. Doch damit war nicht genug. Die Familie übernahm die Büste des Diktators als Helmzier in ihr Wappen auf und führte den Titel „Romanische Patrizier“. Im 17. Jahrhundert ließen sich einige Mitglieder der Familie in Meran nieder. Zu deren Nachfahren gehört auch der eingangs genannte Salzhändler.

Der Weg nach Bayern
Johann Baptist Ruffin wurde am 25. März 1672 in Meran – nach Franz und Salome – als drittes Kind geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Franz Ruffin und dessen Frau Maria Pinggera. Nichts lässt im Taufbuch erahnen, welche Karriere er machen wird. Eingetragen wurde der Täufling zwischen einem Rochus und der Fischerstochter Maria und mehr als drei Zeilen hatte der Geistliche für keinen verwendet. In den folgenden Jahren kommen noch drei Brüder und zwei Schwestern auf die Welt. Johann Baptist trat in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Händler. Mit Anfang 20 verließ er seine Heimatstadt und wanderte nach Bayern aus. Dort ließ er sich zunächst in Dießen am Ammersee nieder. Das in Reichenhall und in Traunstein erzeugte bayerische Salz stellte damals das wichtigste und ertragreichste Exportgut Bayerns dar. 1708 übernahm Johann Baptist auf bayerischer Seite den Salzhandel. Sein Geschäftspartner war der Augsburger Kaufmann und Bankier Johann Thomas von Rauner. Als Zwischenhandelsgrossisten unterhielten sie Salzlager in mehreren Städten und kamen durch das Monopol zu großem Reichtum. 1710 heiratete er in München Maria Johanna Unertl, die ebenfalls aus einer erfolgreichen Familie stammte. Von den gemeinsamen Kindern trat vor allem Franz Xaver als Kämmerer und Hofrat in Erscheinung. 1720 wurde Johann Baptist zusammen mit seinen Brüdern Franz und Sebastian von Kaiser Karl VI. in den rittermäßigen Reichsadelsstand erhoben. Er starb 1749 in München und wurde auf dem Friedhof der Pfarrkirche St. Peter beerdigt.

Der Weg des Geldes
Neben einer ganzen Reihe von Gütern in Bayern, die Ruffin erwarb, kaufte er am Meraner Rennweg drei Häuser, ließ sie niederreißen und an ihrer Stelle den Ansitz Tiefenbrunn bauen, benannt nach einem in der Nähe befindlichen Ziehbrunnen. Als in der Passerstadt die schon länger geplante Gründung eines Benediktinergymnasiums – das spätere „Beda Weber“-Gymnasium – an der Finanzierung zu scheitern drohte, sprang Ruffin ein. Mit dem Abt des Benediktinerklosters Marienberg verbanden ihn verwandtschaftliche Beziehungen. So stellte er 1724 mehrere Tausend Gulden zur Verfügung. Zu seinen Ehren wurde der Platz vor der Schule in Ruffinplatz umbenannt, der nunmehrige Theaterplatz. Die später ihm gewidmete Straße in Obermais heißt heute noch so.
Christian Zelger