Die öffentliche Auftragsvergabe wird weiter entbürokratisiert. Die Vergabeagentur bezieht zudem Stakeholder beim Thema Nachhaltigkeit ein.
Mit dem heutigen Beschluss der Landesregierung benötigen Bauvorhaben unter 40.000 Euro, für die keine Baukonzession oder andere Genehmigungen vorgesehen ist, keine Projektüberprüfung und Validierung mehr. Dies ist ein zusätzlicher Schritt, um die Vergabe von öffentlichen Aufträgen zu vereinfachen und die Bürokratie zu reduzieren. Dies hat die Agentur für die Verfahren und die Aufsicht im Bereich öffentliche Bau-, Dienstleistungs- und Lieferaufträge, kurz AOV, in ihren Anwendungsrichtlinien nun so ergänzt. „Die Anwendungsrichtlinien werden auch einem ständigen Verbesserungsprozess unterzogen – um weitere Vereinfachungen zu ermöglichen, wo dies irgendwie möglich ist“, sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher nach der Sitzung der Landesregierung. Südtirol ist laut AOV die einzige Provinz Italiens, die für Bauaufträge unter 40.000 Euro keine formalen Projekte benötigt.
Stakeholder bringen sich beim nächsten Entwicklungsschritt ein
Die AOV wird zudem einen partizipativen Dialog mit der Südtiroler Gesellschaft, den Wirtschaftsteilnehmern und Verbänden eröffnen. „Ziel ist es, zusätzliche Ideen für Nachhaltigkeitskriterien bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen zu sammeln“, erklärte der Landeshauptmann diese Initiative.
Als Beispiele solcher Kriterien führt AOV-Direktor Thomas Mathà Bauaufträge an, die alle Lebenszyklusphasen eines Gebäudes berücksichtigen und die Einflussfaktoren auf den Lebenszyklus verbessern. Darüber hinaus sollten die Aufträge einen möglichst geringen Energie- und Betriebsmittelaufwand zur Folge haben und die gefahrlose Rückführung aller verwendeter Materialien ermöglichen. „Weitere Chancen für unser Land ergeben sich aus einer Schonung von Naturräumen, durch flächensparendes Bauen“, erläutert Mathà die Nachhaltigkeitsziele der AOV. Es könnten ebenso Möglichkeiten ermittelt werden, wie die öffentliche Verwaltungen Ressourcen wiederverwerten können.
Lieferaufträge könnten in Zukunft verstärkt geringe Transportkosten und -wege berücksichtigen. „Damit möchten wir erreichen, dass regionale Kreisläufe weiter gestärkt werden“, betonte der Landeshauptmann weiter.
Die AOV möchte möglichst viele Stakeholder, also all jene, die in den Beschaffungsverfahren involviert sind, in diesen Prozess miteinbeziehen. Auf diese Weise könnten nämlich konkrete Vorlagen für deren Ausschreibungsverfahren entwickelt werden, die auch den Stakeholdern sinnvoll erscheinen.
Bis zum 15. August 2017 haben alle interessierten Stellen und Personen Zeit, Vorschläge zu möglichen Themenschwerpunkten und konkrete Kriterien der AOV auf informellem Wege zuzuschicken, nämlich an aov.strategien@provinz.bz.it.
Die AOV wird eine technische Arbeitsgruppe einrichten, welche die Vorschläge analysiert. Personen oder Vertreter von Interessensgruppen können ebenso bis 15. August einen Antrag stellen, um an der Arbeitsgruppe teilzunehmen. Die AOV wird sich um eine ausgewogene Vertretung der Stakeholder bemühen. Ein Entgelt für die Mitarbeit ist nicht vorgesehen.
Das Thema „Nachhaltigkeit“ steht auch auf der Agenda der Europäischen Kommission, mit dem Titel „EUROPA 2020 – Eine Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum“. Das darin verfolgte Ziel umfasst eine auf Wissen und Innovation gestützte Wirtschaft, die Ressourcen schont, ökologisch denkt und wettbewerbsfähig ist. Gefördert wird die Wirtschaft, wenn sie die Beschäftigung ausbaut für einen ausgeprägten sozialen und territorialen Zusammenhalt eintritt. (mgp)