Wer einen etwas steilen, aber interessanten An- und Abstieg nicht scheut, der entdeckt als Belohnung idyllische Almmatten sowie einen malerischen Bergsee, der zu Unrecht die etwas abschätzige Bezeichnung „Fockenlacke“ trägt.
Bereits beim Buswendeplatz am Eingang des Dorfes entdecken wir die Hinweisschilder mit der Markierung 2 und wenden uns dem im Talgrund schäumenden Pfelderer Bach zu.
Dem Bach entlang
Wir überqueren eine Holzbrücke und wandern auf der orographisch linken Seite des Pfelderer Baches erst über einen Wiesenweg. Dann, vor einem Hof leicht ansteigend, gelangen wir auf die Höfezufahrt zu den Stein–höfen. Auf dieser erreichen wir beim ersten Hof auch den markierten Steig, der steil aufwärtsführt. Massive Holz- und Steinstufen sowie Halteseile geben uns immer wieder die nötige Sicherheit. Zur Linken und Rechten auf jedem freien Plätzchen zwischen den Felsen blühen gleich mehrere Orchideenarten, Steinquendel. Thymian, Graslilien. Der schmale Steig windet sich im steilen Gelände höher und höher, bis wir schließlich nahe einer Almhütte ebeneres Gelände erreichen.
Das Reich der Imstalmen
Sie sind anfangs Juli ein einziges Blütenmeer, die Luft ist schwanger vom Duft der Brunellen. Kaum zu glauben, wie lieblich hier die Landschaft wieder wirkt. Mehrere neue Heuhütten ducken sich im Schutz der Felswände. Der Steig zieht sich erst nach rechts und – wo er sich teilt – gilt es, den linken, der in die Höhe führt, zu nehmen. Bald erreichen wir einige verfallene Hütten, die ehemalige Imstalm. Hier sind Wegweiser. Wir wenden uns nun scharf links aufwärts, anfangs ist der Steig kaum sichtbar, und kommen an blühenden Alpenrosen vorbei. Den Felswänden entgegen steigen wir höher und höher und überqueren ein kleines Bächlein.
Wie im Märchenland
Urplötzlich entdecken wir vor den schroffen Felswänden in einer ganz flachen Mulde ein großes Moorgebiet, das von einigen Wasseradern durchzogen wird. Ganz eigen mutet diese Landschaft an. Von den hohen Felsen stürzen gleich drei Wasserfälle herab und stehen in schroffem Gegensatz zu der sich davor lieblich ausgebreiteten Moorlandschaft in den verschiedensten Grüntönen. Hier blüht jede Menge von blauem und punktiertem Enzian, im Moor wiegt sich das Wollgras mit seinen weißen Köpfchen. Ein idyllischer kleiner Bergsee, die „Fockenlacke“, liegt jenseits plötzlich vor uns. Letzte Schneereste erinnern noch an die Lawinen des vergangenen Winters.
Eine verdiente Rast
Nach rund 900 Höhenmetern haben wir uns eine Stärkung aus dem Rucksack verdient! Nur das Rauschen der Wasserfälle sowie der Pfiff der Murmeltiere ist in dieser Einsamkeit zu hören. Tief unter uns das Pfelderer Tal, ganz hinten die Hohe Wildspitze, die Hohe Weiße und der Lodner, alles würdige Dreitausender, direkt uns gegenüber oberhalb der Grünbodenhütte die Sefiarspitze und links hinter der Kolbenspitze gucken sogar einige Dolomitenzacken hervor. Und vor uns die gelben, roten und blauen Farbtupfer der Alpenblumen! Schwer fällt es uns, hier wieder Abschied zu nehmen.
Kreuzjöchl und Rückweg
Wir wandern auf dem gut markierten Steig weiter, überqueren noch ein sumpfiges Gelände und müssen nun den Felsen entlang wieder etwas ansteigen. Es geht ums Eck und wir entdecken auf der anderen Talseite, hoch oben auf einem Felsen thronend, die Zwickauerhütte. Ziemlich tiefer unten liegt die Schneidalm. Die Hinweisschilder zeigen uns, dass nur 5 Minuten oberhalb das Kreuzjöchl ist. Wir wählen jetzt den Steig 6 B, der uns in der „Direttissima“ ins Tal bringt.
In schmalen Serpentinen geht es steil abwärts. An einer etwas ausgesetzten Stelle ist man, wie beim Aufstieg durch eine Kette gesichert. Etwas tiefer zeigen Mauerreste und üppigere Vegetation an, dass auch hier einmal Hütten standen. An den steilen Hängen blühen die letzten Schwefelanemonen.
Tief unter uns das Tal
Nochmals kommen wir zu einer Abzweigung, denn jenseits eines tiefen Tals liegt die Schneidalm. Wir jedoch bleiben auf der Markierung 6 B. Je tiefer wir kommen, desto mehr ändert sich die Flora. An einer kleinen Hütte vorbei zieht sich der Steig tiefer und nach rechts, dem Bachgraben zu. Hier blüht zur Krönung dieses Tages ein einsames Edelweiß. Immer abwärts, an einer winzigen Hütte, vielleicht eine ehemalige Liftbergstation vorbei, kommen wir zu einem Steinmanndl. Nun geht’s nur noch hinunter bis zur Brücke. Wir überqueren den Bach und gelangen rasch in die Dorfmitte, wo noch für einen erfrischenden Trunk Zeit bleibt, ehe uns der Bus talaus bringt. Ein letzter Blick hinauf zu den steilen Hängen, über die wir gerade noch marschiert sind!
INFO
Anfahrt: Mit dem SAD-Bus 240 von Meran nach St. Leonhard und weiter nach Pfelders.
Ausgangspunkt: Bushaltestelle
Ziel: Imstalmen, „Fockenlacke“ und Kreuzjöchl
Voraussetzung: sichere Witterung, absolute Trittsicherheit und gute Kondition
Gehzeit: insgesamt rund 4,30 Std.Pfelders – Imstalm (verfallen!): 2 Std. > Moor und Fockenlacke: 30 Min. > Abzweigung unterm Kreuzjöchl: 20 Min. > Pfelders: 1,40 – 2 Std.
von Christl Fink