Im Klimaschutz ist die Gemeinde Marling in Richtung Zukunft unterwegs und erhielt jüngst dafür die Auszeichnung „Klimagemeinde Light“. Für die Jugend gibt es einen neuen „Chillplatz“ und in der WeinKultur steht die Auszeichnung des dritten Botschafters kurz bevor.
Dass Marling in Innovation und Nachhaltigkeit im Burggrafenamt zukunftsorientiert handelt, wurde in den vergangenen Jahren bereits mehrfach deutlich. Schon 2008 erhielt Marling als erste Gemeinde Italiens die höchste Zertifizierung in Nachhaltigkeit. Ein neues Projekt, durch welches die Gemeinde im Juli 2020 wieder ausgezeichnet wurde, ist das sogenannte Interreg (Interregionale) Projekt „Pro-Byke“ zur Förderung der Radmobilität. Ein Projekt, das seit Januar 2018 im Bezirk Burggrafenamt anläuft. Ziel dieser Initiative ist es, den Radverkehrsanteil in den teilnehmenden Gemeinden zu erhöhen. „Pro-Byke“ wird durch Europäische Fonds für regionale Entwicklung gefördert und ist zeitgleich Teil des sogenannten Kooperationsprogramms „Interreg“ Italien-Österreich 2014 – 2020.
Jede Gemeinde, die sich an diesem Projekt beteiligt, wird dabei über 9 Monate intensiv begleitet. In dieser Zeit entsteht ein gemeindespezifisches Fahrrad-Team, das die Radsituation vor Ort analysiert und die wichtigsten Themen im Bereich Radmobilität sammelt. Am Ende dieses Projektes bekommt jede Gemeinde einen detaillierten Maßnahmenplan, der nach festgelegten Prioritäten umgesetzt wird. Bei einem abschießenden Treffen wird dann geprüft, ob die Gemeinde die Mindestkriterien erreicht und die Maßnahmen umgesetzt hat. Das Projekt „Pro-Byke“ ist eines der Aktionsprogramme des „Klimaplans Burggrafenamt“ der Bezirksgemeinschaft. Konkret geht es darum, „wegweisende Schritte im Klimaschutz einzuleiten“, wie es in der Projektbeschreibung heißt. Die Bezirksgemeinschaft will damit ihre Gemeinden in der Umsetzung der Klimastrategie des Landes 2050 aktiv unterstützen. Bereits innerhalb 2018 verpflichtete das Land Südtirol alle Gemeinden, einen Klimaplan zu erstellen. Aufbauend auf den Erfahrungen des sogenannten Bezirksmobilitätsplanes „NaMoBu“ (Nachhaltige Mobilität Burggrafenamt), wurde in Zusammenarbeit mit den Gemeinden ein zukunftsweisender „Klimaplan Burggrafenamt“ erarbeitet. Dieser hat das Ziel, die Gemeinden in der Energie- und Klimapolitik auf Bezirksebene in eine klare Vorreiterrolle zu führen.
Marling wird Klimagemeinde Light
Neben einem individuellen Klimaplan und konkreten Aktions- und Maßnahmenprogrammen für verschiedene Interessensgruppen erhalten die teilnehmenden Gemeinden am Ende des Klimaprojektes die Auszeichnung „Klimagemeinde Light“. Eine Auszeichnung, die im Juni 2020 an die Gemeinde Marling ging.
Das bereits erwähnte Projekt „Pro-Byke“ war nur eines der zahlreichen Akzente, die Marling im Klimaschutz gesetzt hat. Weitere Wegweiser waren unter anderem die Inbetriebnahme von mehreren Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden, die Wasserstoffeinspritzung im Heizsystem der Grundschule – die für eine jährliche Kostenersparnis von knapp 25 Prozent sorgt – außerdem wurden nahezu alle öffentlichen Beleuchtungen auf LED-Lampen umgestellt, eine Elektroladestation errichtet und nebst der energetischen Sanierung des Rathauses Initiativen und Veranstaltungen für die Bürger organisiert, wie beispielsweise schon 2011 die Möglichkeit einer Gebäudethermographie – um die Wärmeverluste und Schwachstellen von öffentlichen und privaten Gebäuden festzustellen – sowie die mehrmalige Teilnahme an einer kostenlosen Radwerkstatt. „Nach getaner erfolgreicher Arbeit ist die Auszeichnung ‚Klimagemeinde Light‘ eine kleine Genugtuung für uns als Gemeinde“, meint dazu Marlings scheidender Bürgermeister Walter Mairhofer.
Historischer Tag für Marlings Kraftwerk
Ein weiterer Meilenstein für die Gemeinde wurde dieses Jahr am 29. Juni gesetzt. Über 10 Jahre hatte Marling auf diesen Moment hingearbeitet, um das Stromnetz, ausgehend von dem Marlinger Kraftwerk, unterirdisch zu verlegen. Bei einer Pressekonferenz und in Anwesenheit des Landeshauptmannes Arno Kompatscher unterzeichneten neben Walter Mairhofer auch die Bürgermeister von Algund, Riffian, Tirol, Schenna und Kuens sowie Mario Trogni, Geschäftsführer von Alperia Greenpower das Abkommen für die Realisierung. „Insgesamt werden 10,4 km Freileitungen unterirdisch verlegt und 50 Strommasten abgebaut. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 13,2 Millionen Euro. Ein Drittel der Kosten übernimmt das Land, die anderen zwei Drittel werden mit Umweltgeldern finanziert. Der Großteil kommt dabei von den Gemeinden Marling und Algund“, heißt es von Seiten der Verwaltung. Priorität hat die unterirdische Verlegung der Stromleitung im Oberdorf bei der neuen Wohnbauzone. Parallel laufen bereits die Vorbereitungen für die Verlegung der zweiten Stromleitung, jene im Unterdorf. Aber auch die Ternaleitung Richtung Forst und zurück über den Küchelberg ins Passeiertal ist geplant unterirdisch zu verlegen. Letztere zwei Projekte hängen jedoch mit der Realisierung des Küchelbergtunnels zusammen, in welchem die Leerrohre verlegt werden. Für Marling beweist dieser Schritt, dass mit Weitblick und Ausdauer einige Großprojekte umgesetzt werden konnten, selbst wenn diese anfangs zu groß erschienen. Konkret berichtet uns Bürgermeister Mairhofer: „Bei der Erstellung des Leitbildprojektes im Jahre 2008 wurden von der Bevölkerung zwei wesentliche Themen aufgegriffen: Unterirdische Verlegung der Stromleitungen der Terna und ein Seniorenheim für die Bevölkerung von Marling. Beide Projekte schienen nicht machbar, aber nach 12 Jahren intensiver, gemeinsamer Arbeit ist es nun gelungen, die Weichen für diese Großprojekte zu stellen.“
Neue „Chillzone“ für die Jugend errichtet
Doch nicht nur im Klimaschutz und in der Infrastruktur hat Marling bereits einiges geleistet, auch für „Jugend und Freizeit“ wird in der Gemeinde investiert. Nachdem der Festplatz für die vielen ehrenamtlichen Vereine neu gestaltet wurde, hat die Jugend vor kurzem in der Gewerbezone einen „Chillplatz“ mit Blockhaus erhalten. Das Areal teilt man sich mit den Goaslschnöllern und der Feuerwehrjugend. Das Projekt, das schon länger geplant war, wurde von 10 Marlinger Jugendlichen mit der Gemeinde Marling und dem Jugenddienst im Frühjahr 2020 ausgeführt. Mit Gesamtkosten von 15.000 Euro entstand auf dem „Chillplatz“, nahe des Betriebsgebäudes der Torggler AG, ein Holzhaus mit sanitären Einrichtungen, Kochgelegenheit, Heizung, Strom und Sitzgelegenheiten. Außerdem wird die Sicherheit auf dem Platz mittels Überwachungskameras kontrolliert.
Südtiroler WeinKultur-Botschafter 2020 gesucht
Bei der Marlinger WeinKultur fiel mit dem 31. August 2020 der Abgabetermin für den Südtiroler WeinKultur-Botschafter, den Marling heuer bereits zum dritten Mal verleihen darf. Diese Auszeichnung dient zur Sensibilisierung für die Südtiroler Weinkultur und wurde in den ersten beiden Jahren an den Kellermeister Hans Terzer von der Kellerei St. Michael/Eppan und an den Kellermeister Alois Lageder von der Kellerei Lageder verliehen. Auch heuer gingen wieder einige interessante Nominierungen ein, versichern die Veranstalter. Im September trifft sich die Jury zur Punktevergabe und ernennt den neuen Botschafter. Für Marling ist es eine besondere Ehre, diese landesweite Auszeichnung zu vergeben. Dazu passt eine besondere Auszeichnung, welche einer der vielen freien Weinbauern von Marling vor kurzem erhielt. Mit seinem Sauvignon Riserva 2018 ragte Erhard Tutzer vom Plonerhof bei einer Weltmeisterschaft in Frankreich unter 1100 verschiedenen Sauvignons heraus. Nachdem er von den 130 vergebenen Goldmedaillen auch noch die höchste Punktezahl erhalten hatte, erhielt sein Sauvignon den Titel „Weltmeister“. Wenn man von Rekorden spricht, darf nicht unerwähnt bleiben, dass bei der WeinKultur Marling eine weitere Besonderheit gefeiert hat. In der kleinen Gemeinde gibt es vier Schaumweinhersteller, so viele wie in keiner anderen Südtiroler Gemeinde, und das hat der Gemeinde den Namen prickelndes Dorf gebracht.
von Philipp Genetti