Europahütte: Neubau am selben Standort möglich

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Europahütte: Neubau am selben Standort möglich

Die an der Grenze zwischen Italien und Österreich gelegene und instandsetzungsbedürftige Europahütte kann laut Experten unter Beachtung der Permafrost-Bauregeln am selben Standort neuerrichtet werden.

Auf 2693 Metern Seehöhe, genau auf der Grenzlinie zwischen Italien und Österreich, zwischen dem Pfitschtal und dem Vennertal, liegt die Landshuterhütte. Das Schutzhaus, das derzeit von der Sektion Landshut des Deutschen Alpenvereins und der Sektion Sterzing des CAI gemeinsam geführt wird, trägt heute den Namen Europahütte und steht für ein gemeinsames Europa und für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Dazu trägt auch das Interreg-Projekt Fit4Co (Fit for Cooperation) bei, das den Neubau der Schutzhütte bis zu deren 125-jährigen Jubiläum im Jahr 2024 anstrebt.

Neubau anstatt Sanierung
Tatsächlich wird die neue Europahütte ein Neubau auf dem bisherigen Standort sein. Laut Fachleuten kommt eine nachhaltige Sanierung des bestehenden Gebäudes wegen der komplexen Struktur des Untergrundes aus baulicher und statischer Sicht nicht in Frage: Grund dafür sind Setzungen des Untergrundes direkt unter dem Hauptgebäude und Risse als Folge der Hangbewegungen des Blockgrates aufgrund des Frost-Tau-Wechsels sowie die Kriechbewegungen insbesondere des nördlichen Hanges infolge von abschmelzendem Permafrost. Auch der Einfluss von Schneewechten und eindringendem Wasser beim Abschmelzen derselben trägt zur instabilen Lage des Schutzhauses bei.
Einen Neubau nach dem Stand der Technik und unter Berücksichtigung der Richtlinien zum Bau im Permafrostbereich halten die Experten jedoch für möglich. Das ist das Ergebnis einer Vorstudie, die das Landesamt für Geologie und Baustoffprüfung vor Planungsbeginn durchgeführt hat. Die Studie umfasst eine Reihe geologischer und geotechnischer Voruntersuchungen und wurde in Zusammenarbeit mit der Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt der Technischen Universität München durchgeführt. „Das Europahaus trägt dazu bei, Menschen zu verbinden, die jenseits der territorialen Grenzziehungen gemeinsame europäische Werte teilen“, unterstreicht der Landesrat für Hochbau und Vermögen, Massimo Bessone. „In dieses symbolträchtige Projekt fließt das gesamte Know-how unserer Ämter ein.“

Verschiedene Untersuchungsmethoden
Im Rahmen des Projekts „Landshuter Europahütte“ hat das Landesamt für Geologie und Baustoffprüfung gemeinsam mit der Ingenieurfakultät der TU München das Gebäude der Europahütte und den Standort der Hütte auf dem stark zerlegten Felsgrat im Detail untersucht. Dabei kamen verschiedene Methoden zur Anwendung: „Eine detaillierte Erhebung betraf das Rissbild und die Bewegungsvektoren der statischen Strukturen des Bauwerks, dabei wurde auch ein Laserscan des Bauwerkes von allen Seiten gemacht“, erklärt Amtsadirektor Volkmar Mair. „Zudem wurden Bewegungsmessungen des Bauwerkes sowie der Nebengebäude und der Felsblöcke in unmittelbarer Umgebung durchgeführt, ebenso wie eine geologische, strukturelle und geotechnische Kartierung des gesamten Felsgrates und nicht zuletzt geoelektrische sowie seismische Untersuchungen des Untergrundes.“

Symbol für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Die Landshuterhütte wurde im August 1899 von der Sektion Landshut des Deutschen und österreichischen Alpenvereins südlich des Kraxentragers (2999 Meter Seehöhe) am Grat zwischen dem Tiroler Vennertal und dem Südtiroler Pfitschtal errichtet. Seit dem Ersten Weltkrieg, als die neue Landesgrenze zwischen Italien und Österreich festgelegt wurde, führt diese direkt durch den Gastraum. 1989 wurde die Hütte in Europahütte umbenannt und seither von der Sektion Sterzing des CAI und der Sektion Landshut des DAV gemeinsam geführt.
Das Projekt „Europahütte“ war auch Thema bei der jüngsten Konferenz der Regierungschefs der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (Arge Alp) in Salzburg und bei der Vorstandssitzung des EVTZ Tirol-Südtirol-Trentino in Stams in Tirol. Dabei wurde ein Einvernehmensprotokoll unterzeichnet, das die Einrichtung einer Stiftung vorsieht, in der die Gemeinden Gries am Brenner und Pfitsch sowie der CAI und der DAV vertreten sind. Die Stiftung wird sich in Zukunft um die Planung und Führung des neuen Schutzhauses kümmern. (sa/mpi)