Auch heuer gab es am 20. Februar Gedenkfeiern für den Tiroler Freiheitskämpfer, wenn auch Corona-bedingt nur eingeschränkt. Die Bedeutung für Tirol zeigt sich aber nicht nur in den Jubiläumsfeiern, sondern ebenso in den Straßen, die nach ihm benannt sind – auch im Burggrafenamt.
Am 2. März 1921, fast auf den Tag genau vor 100 Jahren, wurde in Wien auf dem Grinzinger Friedhof Leopold Hofer Edler von Passeyr (im Bild) beerdigt. Der 59-jährige Verstorbene war der Urenkel von Andreas Hofer und der letzte direkte Nachkomme des Freiheitskämpfers im Mannesstamm. Mit ihm erlosch die Linie. Obwohl er zweimal verheiratet war, hatte Leopold keine Kinder. Die Menschen schien dies durchaus zu beschäftigen. Wie sonst sollte man es sich erklären, dass im Jubiläumsjahr 1909, also bereits zwölf Jahre vor seinem Tod, in der lokalen Presse zu lesen war, „da er ohne männliche Nachkommen ist, stirbt die Familie Hofers aus“. Im Februar 1921 war es dann soweit. Leopold verstarb nach längerem Leiden in einem Ambulatorium in der Sandwirtsgasse – Andreas Hofer hatte hier 1809 bei seinem Besuch in Wien gewohnt. Sein Begräbnis stand dann auch ganz im Zeichen des berühmten Urgroßvaters.
Eine Abordnung aus Tirol reiste an, eine „schwarzumflorte Fahne des Tiroler Bundes mit dem Bilde Andreas Hofers“ wehte über das offene Grab und die in Wien lebenden Tiroler erschienen in Passeirer Tracht. Wo immer man Leopold, den Beamten der städtischen Gaswerke, suchte, man fand immer auch den Volkshelden Andreas.
Nicht nur Kämpfer
Für die einen ist Andreas Hofer immer noch ein heroisches Vorbild patriotischer Gesinnung, für die anderen eine historische Figur, die es zu demontieren gilt. Jeder möge seinen eigenen Zugang zu ihm finden. Und da zu Andreas Hofer schon genug geschrieben worden ist, widmet sich dieser Beitrag vor allem den anderen „Hofer“, seinen Nachkommen. Andreas hatte mehrere Töchter, die das Erwachsenenalter erreichten und einen Sohn, der den Namen weiterführte: Johann. Nach dem Tod seines Vaters kam Hans nach Wien und stand unter dem besonderen Schutz des Kaisers, der ihn dem Stift Admont zur Erziehung übergab. 1818 wurde das Adelsdiplom ausgefertigt – aus Hofer wurde Edler von Hofer. Im Jahr darauf heiratete er 25-jährig Clara Weikmann, die ihm 15 Kinder zur Welt bringen wird. Johann arbeitete als k.k. Tabakhauptverleger, eine Art Großhändler, und war Gutsbesitzer im niederösterreichischen Fischamend. Von seinen vielen Söhnen zeugte nur Karl, der in Salzburg als Beamter lebte, Nachkommen, unter ihnen den schon erwähnten Leopold.
Liberal unerwünscht
Zu diesem Leopold gibt es eine erzählenswerte Anekdote, die einerseits zeigt, dass er seinem berühmten Vorfahren nie ausstellen konnte und andererseits, dass sie in ihrer konservativen Haltung gar nicht so verschieden waren.
1887 hatte er die Heimat seines Urgroßvaters besucht und einige Tage im schönen Passeiertal verweilt. Da der Sandwirt noch im Besitz der Familie war, galt es Geschäftliches zu regeln. Der Postmeister Georg Haller sollte den Hof pachten. Als Leopold im Gasthaus zu seiner Verwunderung eine Ausgabe der fortschrittlichen „Meraner Zeitung“ sah, ärgerte er sich, dass er im Pachtvertrag nicht ausdrücklich angeführt hatte, dass der Pächter keine liberalen Zeitungen auflegen dürfe. Er müsse ihm dies noch mündlich ans Herz legen. So berichtete das „Tiroler Volksblatt“ am 28. Mai und fügte hinzu: „Dies zeigt ihn als würdigen Sprößling des ruhmreichen Sandwirthes.
Er lebe hoch!“
Christian Zelger