Etwa 14 % der Straßen im Burggrafenamt sind nach einem Heiligen oder einer historischen Person benannt, darunter mehrere Musiker. Mit Gioachino Rossini stand bereits einmal ein Komponist im Mittelpunkt einer Straßengeschichte. Auch dieses Mal geht es um einen Opernschöpfer.
Kaum eine Vereinigung ist so geheimnisumwoben und wahrscheinlich missverstanden wie die Freimaurer. Fast jeder hat schon einmal von ihnen gehört, was aber genau sie machen oder wofür sie stehen, darüber wird nur gemunkelt: um eine Geheimorganisation würde es sich handeln, organisiert in Logen, die nach der Weltherrschaft streben und gegen jene vorgehen, die sich ihnen entgegen stellen, eine Ersatzreligion, die mysteriöse Rituale pflegt… Ganz unschuldig sind die Freimaurer nicht, dass sich solche Gerüchte verbreiten konnten. Wer hinter verschlossenen Türen agiert, wer seine Mitgliedschaft verheimlicht, der muss sich nicht wundern, dass die Phantasie der Außenstehenden Blüten treibt. Dabei klingen die fünf Grundideale der Freimaurerei – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Menschlichkeit – alles andere als verboten oder verkehrt. Mit der Bozner Loge „Franz von Gumer“ gibt es sie auch in Südtirol. Eine Liste von Freimaurern liest sich wie das Who is Who der Geschichte: Goethe, Churchill, Roosevelt, Washington, Chagall, Tucholsky, Garibaldi, Ford und – Protagonist dieser Straßengeschichte – Mozart.
Ein Genie…
Dass Mozarts erster Vorname Johannes (und nicht Wolfgang) lautet, dürfte den wenigsten bekannt sein. Ebenso dass Amadeus weder im Taufbuch noch in der Mitteilung seines Vaters aufscheint: Dort findet man Theophilus bzw. Gottlieb. Das bedeutet zwar das gleiche, aber unter dem Namen Wolfgang Amadé (nicht Amadeus) wird er weltberühmt werden. Geboren wurde das Wunderkind 1756 in der Salzburger Getreidegasse. Sein Vater Leopold war ebenfalls Musiker und begann seinen Sohn im Alter von vier Jahren zu unterrichten. Seine Begabung trat schnell hervor. Bereits vor seinem sechsten Geburtstag komponierte er zwei Stücke. Konzertreisen folgten zusammen mit seiner älteren Schwester Maria Anna, genannt Nannerl. An seinem elften Geburtstag war er bereits über dreieinhalb Jahre durchgehend auf Tournee, bereiste ganz Europa und lernte in London die Oper kennen. Als er in Rom ein neunstimmiges „Miserere“ von Gregorio Allegri nur ein- oder zweimal gehört hatte, gelang es ihm, diese geheim gehaltene Partitur fehlerfrei niederzuschreiben. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die „Kleine Nachtmusik“, „Don Giovanni“, das „Requiem“ und die weltweit wohl am häufigsten aufgeführte Oper „Die Zauberflöte“. Er starb vor 230 Jahren in Wien, allerdings nicht verarmt, wie so oft behauptet. Seither wurden weltweit Straßen nach dem Ausnahmetalent benannt – so auch in Meran.
…und Logenbruder
In der „Zauberflöte“ verliebt sich Prinz Tamino in das Bild der gefangenen Pamina, Tochter der Königin der Nacht. Er bricht mit dem lustigen Vogelfänger Papageno auf, um Pamina zu befreien. Eine Zauberflöte und ein magisches Glockenspiel sollen bei Gefahr Hilfe leisten. Die Oper ist einerseits ein buntes, unterhaltsames Märchen, das nach wie vor Alt und Jung begeistert, andererseits verarbeiteten Mozart und sein Librettist Emanuel Schikaneder auch freimaurerische Ideen in ihrem Werk. Schon seit einigen Jahren hatte Mozart in den Wiener Logen „Zur Wohltätigkeit“ und „Zur wahren Einsicht“ verkehrt. Wenige Wochen vor seinem frühen Tod mit 35 Jahren vollendete er sein letztes Werk. Der Text dazu – „Laut verkünde unsre Freude“ – stammte wieder von Schikaneder, auch er Logenmitglied. Es war Mozarts „Freimaurer-Kantante“.
Christian Zelger