Delia Müller: Brief an unseren Vater
Diese Hände zeugen von einem erfüllten Leben. Es sind diese starken Hände, die uns als Kinder damals ganz sanft getragen haben. Die mit jeder Berührung die ganze Liebe zu uns widerspiegelt haben. Die uns als Kleinkinder „bugganagga“ hochgehoben und so weit getragen haben, bis es dir doch irgendwann zu bunt mit uns Rabauken wurde.
Es sind auch diese Hände, die dir bereits als jungen Burschen den Pinsel in die Hand gedrückt haben. Es war so was Magisches damals, als die Malerei dir so Vieles versprochen hat, was es zu entdecken gab. Und was du nur alles entdeckt hast… So viele Nächte, die du dir um die Ohren geschlagen hast, damals, als dein Hauptberuf noch Karosseriebauer war. Ich erinnere mich, dass ich dich abends als kleines Mädchen noch im Atelier im unteren Stock besucht hab, um dir gute Nacht zu wünschen. Und dass du morgens manchmal müde am Frühstückstisch saßest und dich wieder auf einen ereignisreichen Tag in der Werkstatt vorbereitetest. Du hast immer hart gearbeitet, wolltest es uns drei Kindern an nichts fehlen lassen. Du warst und bist noch immer unser Löwe, der uns alle, deine Familie, mit Haut und Haaren beschützen würdest, am liebsten vor allen Gefahren und allem Leid dieser Welt.
Und damals, als du deine größte Leidenschaft, die Kunst, zum Mittelpunkt deines Lebens gekürt hast, mutig und voller Stolz und Zuversicht deine Zukunft neu definiert hast. Damals hast du die Weichen für das gesetzt, was dein Leben heute ist. Ein Leben voller Freude, Freunden und den ganzen bunten Trubel des Familienlebens mit drei wundervollen und talentierten Enkeln, die dich genau so lieben wie du bist. Mit deinem manchmal aufbrausenden Temperament und deiner gleichzeitig so liebevollen Art.
Diese Hände tragen dich auch heute noch auf die höchsten Gipfel, vertrauensvoll legst du dein Leben in diese Hände. Und jedes Mal aufs Neue sind wir wieder erleichtert, wenn du heil zurückkommst zu uns ins Tal. Deinem ganz besonderen Talent, der Kunst, hast du gehuldigt, damals, mit deiner Freiluftausstellung auf der Santner Spitze. Ganz nah dran am Herrgott wolltest du sein, um dich bei ihm für so viel Gutes in deinem Leben zu bedanken. Auch damals, als du den Baruntse im Himalaya bezwingen wolltest. Dort oben, wo die Luft so dünn und das Ziel so weit war, hast du schlussendlich für dich selbst Frieden mit dem Berg geschlossen. Denn auch der höchste Gipfel kann das nicht ersetzen, was du zuhause hast. Das wusstest du natürlich vorher schon, doch es wurde dir hier wieder vor Augen geführt. Unsere Mamma Maria, die viele Nächte voller Sorge auf dich gewartet hat und es dich dennoch nie hat spüren lassen – sie war es, die damals, in einem Leben, das so weit her scheint, dich angehimmelt hat vom Publikum herauf, als du mit deinen Bandkollegen die aktuellsten Hits auf der Bühne gespielt hast. Ihr wart die erste Band Südtirols, die „Steinadler“, und ihr wart „mega cool“ drauf. Ihr wart beide so jung, Mamma gerade 18 und du 21 Jahre alt. Schon ein Jahr später habt ihr geheiratet. Ihr wart sicher, dass eure Liebe stark genug sein würde und dass ihr alle Krisen, die sich einem im Leben stellen werden, zu meistern. Sie ist die starke Frau im Hintergrund, die dich immer still bei deinem Werdegang unterstützt hat und es heute noch tut. Es ist für uns der Moment, zurückzublicken und Danke zu sagen. Danke für so viele unendlich schöne Augenblicke in unserem gemeinsamen Leben. Danke dafür, dass du unsere Leben mit so viel Freude ausfüllst und weiterhin immer unser Held sein wirst. Alles Gute zum Geburtstag Pappi und hoffentlich noch viele weitere gemeinsame Jahre mit dir.
Deine Älteste Delia
Tatta, du warst und bist auch heute der Fels in der Brandung für mich. Schon damals als ich dir in der Werkstatt über die Schulter schauen durfte, warst du mein Vorbild. Eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen ist jene, als du uns Kinder mit der Rodel hinten ans Auto gehängt und mit uns durch die schneebedeckte Straße gefahren bist. Heute wär so etwas unmöglich, aber du hast immer schon all das gemacht, was allen anderen unmöglich erschien.
Danke dafür, dein Bua Sascha
Ich habe es immer geliebt, wenn du mit mir gepockt hast, wenn du mir ein Nestl mit Schirmen im Atelier gebaut hast, während du gemalt hast. Du warst immer ein Vorbild für mich, in allem was du gemacht hast und deine Art, mit den Menschen umzugehen. Deine Stärke und dein Ehrgeiz haben mich immer beeindruckt. Ich danke dir für alles! Dass du immer für mich und uns alle da bist! Du bist und bleibst der beste Pappi auf der ganzen Welt.
Deine Reschgogg Deborah