In Sinich in der Reichstraße Nr. 4 an der Hauptstraße nach Meran: Dort, wo früher ein Betrieb für Gasflaschen angesiedelt war, befindet sich nun ein neues Geschäftsgebäude – und darin alles, was mit Radsport zu tun hat. Es ist der neue Firmensitz von Radsport Flarer.
von Michael Andres
„Die Lage könnte nicht besser sein, liegt das Grundstück doch direkt am Radweg und an der Hauptstraße“, erklärt der ausführende Architekt Markus Scherer im Gespräch mit der BAZ. Das moderne Gebäude in Sichtbeton nimmt die ganze Tiefe des Grundstücks ein und ist von drei Seiten einsehbar: gegen Westen vom Radweg, gegen Osten von der Straße und auf der Nordseite befinden sich eine Durchfahrt sowie die Parkplätze. Flarer blickt mit dem Neubau in die Zukunft – ohne jedoch die fast 40-jährige Tradition des Betriebes zu vernachlässigen. Das Unternehmen wurde bereits im Jahre 1984 von Alois und Herta Flarer gegründet und befand sich seitdem im Meraner Wiesenweg 8. „Im Laufe der Zeit wurden dort mehrere Veränderungen und Erweiterungen – stets soweit möglich – vorgenommen“, blickt die Familie Flarer zurück. Aber inzwischen sei der Betrieb aus den bisherigen Räumlichkeiten „herausgewachsen“. Da der älteste Sohn seit nunmehr fünf Jahren im Geschäft mit dabei ist und beschlossen hat, das Unternehmen weiterzuführen, habe man sich nach einem geeigneten Objekt zur Vergrößerung des Betriebes umgeschaut. „Durch einen glücklichen Zufall ist es uns gelungen, dieses Grundstück an der Reichstraße ausfindig zu machen und zu erwerben. Da es dort aber nur eine behelfsmäßige bauliche Substanz, mit zum Teil nur einigen überdachten Flächen gab, wurde ein Neubau erforderlich“, erzählt Familie Flarer. Gesagt, getan, unter der Leitung von Architekt Markus Scherer und Ingenieur Klaus Plattner wurde ein neues Gebäude geplant: ein Gewerbebau mit Geschäftslokal, Werkstatt und Vermessungsstudio, Lagerräumen und darüber liegender Dienstwohnung.
Größer, moderner, funktioneller
Das neue Geschäft sollte deutlich größer und der verfügbare Grund optimal ausgenützt werden. So wuchs die Verkaufsfläche von den bisherigen 75 auf 190 m2, „um unsere chronische ‚Platznot‘ zu beenden. Nun können wir unsere schönen Räder und das umfangreiche Sortiment an Radbekleidung und Zubehör zeitgemäß zeigen“, betont Familie Flarer. Die Werkstatt ist nun hell und geräumig und auch die Nebenräume konnten bestmöglich untergebracht werden. Dabei wurde auf Funktionalität großer Wert gelegt. Ein besonders wichtiges Thema war die Einbruchsicherung, da Geschäfte in diesem Sektor in den letzten Jahren mehrmals das Ziel von dreisten Einbruch und Diebstählen waren. Aus diesem Grund wurde das gesamte Gebäude auf einen Sockel gestellt, der auch den Freibereich als begehbaren Rundweg mitgestaltet. Als zusätzlicher Schutz vor unliebsamen Besuchern wurde auch die Dienstwohnung über dem Geschäft vorgesehen. Hier wird die junge Generation zukünftig ihr neues Zuhause finden.
Sichtbeton, Nachhaltigkeit und schlichte Zurückhaltung
Da das Gebäude gegen Süden direkt an die angrenzende Tankstelle mit Waschanlage reicht, sollte sich die Südfassade deutlich davon abheben. Die größtenteils geschlossene Südfront wurde mit einem Element aus durchbrochenem Mauerwerk versehen, wie man sie bei mehreren ruralen Gebäuden in Sinich findet. Das im Beton eingearbeitete Flarer-Logo bildet eine gut sichtbare Fläche mit großem Effekt bei gleichzeitiger schlichter Zurückhaltung. Über die beiden zentralen Fensteröffnungen zieht sich eine Gitterstruktur mit dem Relief zweier Rennradfahrer. Somit ergibt sich eine einheitliche Gestaltung mit klarer Aussagekraft. Der Sichtbeton im Inneren, in dunkelgrauer Einfärbung sowie die hochwertige Verarbeitung von Metall und Glas können sich sehen lassen. „Die Verkaufsfläche besticht vor allem durch die großzügige Schaufensterfront mit Blick auf den Radweg und die Landschaft im Hintergrund, wenn man in Richtung Mutspitze schaut“, erklärt der Architekt. So können die ausgestellten Fahrräder – nur durch das Glas getrennt – wie auf einem Radweg gezeigt werden. Beim gesamten Bau setzten Bauherren und Planer auf Nachhaltigkeit. Auf kurzzeitige „Trends“ wurde bewusst verzichtet, etwas Bleibendes sollte geschaffen werden. Dies gelang durch begrünte Dächer- eines davon als „Bienenweide“, den Einbau eines Regenwasserspeichers zur Bewässerung und einer Photovoltaikanlage zur Energiegewinnung.
Mehrwert für Kunden
Auch die Kunden dürfen sich über viel Mehrwert freuen. Die erweiterte Angebotsvielfalt kann nun übersichtlicher gezeigt werden: Ein Paradies für Radfahrer, sozusagen. „Durch den zweistöckigen Bau ist das Gebäude von der Straßenseite her gut sichtbar und für unsere Kunden somit optimal erreichbar“, so Familie Flarer. In den schicken Schaufenstern können sich Passanten und Interessierte bereits ein Bild machen. Die Schaufenster sind nach Norden ausgerichtet, damit werden Reflexionen oder ein Ausbleichen der hochwertigen Artikel verhindert. Auch mehr Parkflächen konnten geschaffen werden.
Einen besonderen Blickpunkt bildet der Eingangsbereich mit einem begrünten Patio: Um einen Baum wurden Sitzflächen und ein Brunnen arrangiert, von wo man der Arbeit in der Werkstatt – ähnlich wie bei einer offenen „Schau-Küche“ – zusehen kann. Hier kann man sich in entspannter Atmosphäre bei einem gemütlichen Plausch über die Erfahrungen rund um den Radsport austauschen.
Gute Zusammenarbeit
Nach knapp einjähriger Bauzeit wurde der Neubau nun fertig gestellt. Trotz Corona, Lieferverzögerungen und Material-Engpässen, hat die Zusammenarbeit mit den Technikern und Handwerkern gut geklappt, betonen Architekt Scherer und Familie Flarer unisono. Viele der beteiligten Firmen kamen aus der näheren Umgebung bzw. aus dem Burggrafenamt. „Die Arbeiten wurden professionell, kompetent und zuverlässig ausgeführt“, blicken die Bauherren zurück. Auch der Architekt betont: „Wir haben sehr gute Handwerker in Südtirol, aber es gilt nicht nur den günstigsten Preis zu wählen, sondern auf die Qualität zu achten. Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen. Dies war hier gegeben“.
Reichhaltiges Angebot
Angeboten werden bei Flarer seit jeher vor allem hochwertige Rennräder der drei italienischen Traditionsmarken Colnago, Pinarello und De Rosa, sowie Mountainbikes und – seit kurzem – auch E-Bikes von Kellys. Das ID-match Bikelab Vermessungssystem ermöglicht die optimale Anpassung der Räder. Eine große Auswahl an funktioneller Radbekleidung und Zubehör für Damen und Herren runden das Sortiment ganzjährig ab. Am besten man macht sich selbst ein Bild von den neuen Räumlichkeiten… und findet dabei gleich eine ganze Menge – oder besser gesagt – alles Wichtige rund ums Rad.