Ein Maßnahmenpaket für Krankenpflegende hat LH Kompatscher mit Vertretenden der Kammer der Krankenpflegeberufe OPI, des Sanitätsbetriebes und der Krankenpflegeausbildung an der Claudiana diskutiert.
Über die aktuelle Situation der Krankenpflegenden in Südtirol und die Ausbildung am universitären Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe „Claudiana“ haben sich kürzlich Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat Arno Kompatscher mit OPI-Präsidentin Liliana Favari, Vizepräsident Paolo Berenzi und Vorstandsmitglied Laura Rech, Franco Mantovan von der Claudiana und Vertretende des Südtiroler Sanitätsbetriebes und des Gesundheitsressorts ausgetauscht.
Die Anwesenden waren sich einig über die Notwendigkeit einer Aufwertung des Krankenpflegeberufes, um dessen zunehmender Wichtigkeit Rechnung zu tragen. Hervorgehoben wurde unter anderem das hohe Niveau der erforderlichen Kompetenzen, Autonomie und Verantwortung, der akademische Ausbildungsweg sowie die spezifischen, im beruflichen Werdegang erworbenen Fähigkeiten. Es gelte zudem, möglichst vielfältige Anreize zu schaffen, damit sich junge Menschen zunehmend für eine Arbeit in diesem Bereich und deren Ausübung in Südtirol entscheiden.
„Krankenpflege ist ein extrem spannender, abwechslungsreicher Beruf, der auch auf menschlicher Ebene sehr viel Genugtuung mit sich bringen kann. Allerdings sind viele Teilaspekte verbesserungsfähig, bei der Arbeitsaufteilung, der Anwerbung von Personal oder der Honorierung spezifischer Kompetenzen sowie in der Ausbildung“, betonte die Pflegedirektorin des Südtiroler Sanitätsbetriebs, Marianne Siller. Zwar seien die Berufsbedingungen in Südtirol attraktiver als jene in anderen italienischen Gebieten, dafür spüre man aber eine starke Konkurrenz aus dem deutschsprachigen Ausland.
Dort punkte man mit attraktiven Verträgen samt Unterkunft, vertikaler Karrieremöglichkeit und starkem „Recruiting“, wie auch OPI-Präsidentin Liliana Favari hervorhob. Nach Jahren stabiler Mitgliederzahlen habe die Kammer der Krankenpflegeberufe auch in Südtirol letzthin einen Rückgang beobachtet. „Eine Tendenz, die auch international beobachtet wird und die der hohen Belastung, den ermüdenden Schichten, der Ausübung von nicht pflegerischen Tätigkeiten, der Pandemie, dem unhaltbaren Mangel an Krankenpflegern sowohl in den Krankenhäusern als auch in Seniorenwohnheimen und in der wohnortnahen Versorgung zuzuschreiben ist. All dies wirkt sich zunehmend auf das berufliche Wohlbefinden der Pflegekräfte in Südtirol aus“, so Favari. Die Kammer hat unter anderem die Aufgabe, die Qualität der erbrachten krankenpflegerischen Leistungen und das Wohlbefinden der Krankenpflegenden zu überwachen. Deshalb beobachte man den zunehmenden Bedarf und die aktuell sinkende Verfügbarkeit von Pflegekräften mit großer Sorge.
Maßnahmen, um den Pflegeberuf attraktiver und jungen Menschen die Ausbildung schmackhaft zu machen, seinen bereits auf dem Weg oder geplant, betonte Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat Arno Kompatscher: „Die strategische Richtung ist klar, wir ziehen alle am selben Strang. Nun geht es darum, gemeinsam einen Fahrplan zu definieren, der die gesamte Vielfalt aller notwendigen und möglichen Maßnahmen beinhaltet, um Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger im Dienst zu entlasten und der Komplexität des Berufes Rechnung zu tragen.“ Dazu müsse man parallel auch an den Rahmenbedingungen anderer Berufsbilder wie Pflegehelfer und Sozialbetreuer arbeiten. Ebenso wichtig sei eine zugängliche und attraktive Ausbildung.
Dass die derzeit laufenden Initiativen zur Ausbildung und Rekrutierung von mehr Pflegepersonal in die richtige Richtung gehen, bestätigte auch Franco Mantovan, Studiengangsleiter des Laureatsstudiengangs „Krankenpflege“ an der Claudiana, der sich auf internationale Studienergebnisse bezog. Eine zentrale Herausforderung bestehe darin, den Krankenpflegenden mehr Zeit zu verschaffen, um spezifische, während des Studiums vermittelte Kompetenzen auch in der Praxis anzuwenden. Ein wesentlicher Aspekt, um die Attraktivität des Krankenpflegeberufes zu steigern, sei auch die Anerkennung einer horizontalen Karrieremöglichkeit.
Die Anwesenden haben sich auf eine regelmäßige Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsressort des Landes, Sanitätsbetrieb, der Kammer der Krankenpflegeberufe sowie der Krankenpflegeausbildung geeinigt, um den Informationsaustausch und eine abgestimmte Vorgehensweise sicherzustellen. (kl)