Immer mehr Leute verlassen sich im Auto und zu Fuß auf Navigationssysteme oder Google Maps. Dabei ist blindes Vertrauen in die Technik nicht immer zielführend und eigenes Denken nach wie vor höchst gefragt.
„Es ist mir egal, was die Presse über mich schreibt, Hauptsache, die schreiben meinen Namen richtig“, soll der 1982 verstorbene Schauspieler Curd Jürgens einmal gesagt haben. Nun gibt es wenige Namen, die so eng mit Partschins verbunden sind, wie Peter Mitterhofer. Der Erfinder der Schreibmaschine wurde vor gut 200 Jahren geboren und hatte in den 1860ern mehrere Modelle entwickelt. Mit seiner dritten Maschine machte er sich zu Fuß auf den Weg nach Wien zu Kaiser Franz Joseph, um eine finanzielle Unterstützung zu erhalten. Nach eingehender Begutachtung durch das Polytechnische Institut wurde ihm ein Beitrag von 200 Gulden gewährt, in etwa 3000 Euro. Was mit diesem Modell später geschah, ist bis heute nicht geklärt. Es gilt als verschollen. Auch mit seinem fünften Versuch wurde er in Wien vorstellig. Von den Experten zwar positiv beurteilt, erkannten diese nicht den tatsächlichen Wert – eine tragische Fehleinschätzung. Mitterhofer zog sich enttäuscht in sein Heimatdorf zurück und verlor das Interesse an einer Weiterentwicklung. Andere, die auf seinen Ideen aufbauten, konnten damit Jahre später die finanziellen Früchte ernten. Er starb 1893 verbittert. Anlässlich seines 100. Todestages hatte die Gemeinde ein Museum eröffnet, dessen Sammlung mittlerweile mehr als 2000 Schreibmaschinen umfasst.
Dass es in Partschins auch eine Peter-Mitterhofer-Straße gibt, ist naheliegend. Weniger verständlich ist es, dass die Internetseite Google Maps diese streckenweise als Peter-Mitterdorfer(!)-Straße ausweist und sogar dessen Wohnhaus in diesen nicht existierenden Weg verlegt – oder an den Petra(!)-Mitterhofer-Platz. Nun allein die moderne Technik für diese Fehler verantwortlich zu machen, greift zu kurz. Schon 1940 schrieb die „Alpenzeitung“: „Wer von Merano kommend die Römerbrücke überschritten hat, betritt den Weiler Tel und bald darauf das sonnige Dorf Parcines, berühmt als Geburtsort des Erfinders der Schreibmaschine, Peter Mitterdorfer.“ Auch das Tagblatt der Südtiroler macht immer wieder aus einem „Hofer“ einen „Dorfer“. Kann passieren, irren ist menschlich. Etwas befremdlich wird die Angelegenheit jedoch, wenn touristische und gastronomische Aussendungen, digital wie gedruckt, mit Peter Mitterdorfer werben. Dass 2009 jeder ins Schreibmaschinenmuseum „Peter Mitterdorfer“ zur Fortbildung „Von den Vorfahren des Computers“ gefunden hatte, lag wohl an den teilnehmenden Lehrpersonen und weniger an den mitgeteilten Informationen. Und dass schließlich der Klappentext von Matthias Schönwegers Roman „von & zu Peter & Paul“, in den das Leben des Erfinders eingearbeitet wurde, ihn online ebenfalls Mitterdorfer nennt, das schlägt dem Fass den Boden aus. Mitterhofer! Das kann doch nicht so schwierig sein.
Er hatte es ohnehin schwer genug in seinem Leben, suchte aber immer nach einer technischen Lösung. Als seine Frau erkrankt war, soll er eine Waschmaschine erfunden haben. Am 13. Dezember 1867 berichten die „Innsbrucker Nachrichten“ über seinen Besuch in Wien: „Ein schlichter Zimmermann hat eine Schreibmaschine, welche die Bewunderung des Besuchers in hohem Grade erregt und […] eine weittragende Zukunft für sich hat, erfunden. Jetzt fehlt nur noch eine Denkmaschine, die mit der Schreibmaschine in Verbindung gebracht werden kann, und wir haben keine Schulen mehr nöthig.“ Auch der Name des Zimmermanns wurde im kurzen Zeitungsbeitrag genannt: Peter Innerhofer. Hauptsache, sie schreiben den Namen richtig.
Christian Zelger