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Unser Baugewerbe

Gestiegene Rohstoffpreise und die steigenden Zinsen machen es derzeit nicht einfach, was Baumaßnahmen betrifft. Dies gilt sowohl für Private als auch für Firmen.
von Michael Andres

Der ein oder andere überlegt es sich nun zweimal ob er sein Bauprojekt beginnen und in Zeiten wie diesen investieren soll.

Wir haben mit Markus Bernard, dem Obmann der Berufsgruppe Bau im Landesverband der Handwerker (lvh) gesprochen.

Markus Bernard

Wie steht das Baugewerbe in Südtirol derzeit da?
Markus Bernard: Das Baugewerbe in Südtirol hat zurzeit die Auftragsbücher für das Jahr 2023 nicht voll, jedoch kann man sagen, dass es für das erste Halbjahr noch genug Arbeit gibt. Aber die ausgestellten Baukonzessionen sind etwas rückläufig. Die Baubranche in Südtirol reagiert auf solche Ereignisse immer sehr sensibel, jeder versucht sich mit Arbeit einzudecken und die Preise sinken etwas nach unten. Das bedeutet weniger Gewin­ne für die Unternehmen. Gleichzeitig steht die Forderung im Raum, dass die Löhne wegen der hohen Inflation steigen sollten.

Was sind die Sorgen und Herausforderungen für das Jahr 2023
Sorge bereitet uns die unstabile Weltwirtschaft, die dazu führt, dass die Materialien und Baustoffe keine stabilen Preise haben. Ein Kalkulieren der Baukosten ist somit mit großem Risiko verbunden. Der Baustoffhändler kann die Preise nur kurzfristig halten, bis es zum Auftrag und dann zur Ausführung kommt vergeht meistens viel Zeit. Wir haben keine andere Wahl und müssen diese Steigerungen den Endverbrauchern, unseren Kunden aufrechnen. Das bedeutet für unsere Kunden variable Kosten für die Baustelle. Die Finanzierung eines Bauvorhabens gestaltet sich in dieser Zeit als sehr schwierig. Diese Schwierigkeiten führen auch dazu, dass Auftragsverträge in Zukunft anders geschrieben werden als in den vergangenen Jahren. Fixpreise sind im Moment nicht mehr möglich.

Beruf Maurer: Wie ist es um den Nachwuchs bestellt?
Die Sorgen um den Nachwuchs sind im Beruf der Maurer und Baumeister dieselben wie in vielen andern Berufen. Die „großen“ Jahrgänge gehen in diesen Jahren in Rente und wir fischen in kleineren Teichen. Nichtsdestotrotz gibt es noch junge Leute die unseren Beruf erlernen wollen. Die Entlohnung, die Berufskarriere und die Genugtuung etwas zu schaffen was viele Jahre Be­stand hat macht unserem Beruf zu etwas Besonderem.

Wie stehen Südtirols Maurer im internationalen Vergleich da?
Die Bauunternehmen in Südtirol sind hoch qualifiziert und gut ausgerüstet. Im internationalen Vergleich im Bezug auf Bauqualität sind wir in den oberen Reihen platziert. Vergleicht man die Preise mit jenen von Deutschland so liegen wir weit abgeschlagen. In Deutschland bekommt der Bauarbeiter dort pro Stunde 75 Euro und in Südtirol bekommet er 45 Euro.
Sie selbst führen ein Bauunternehmen. Was gibt es anfangs bei einem Hausbau für Private zu beachten, haben Sie dazu wertvolle Tipps?
Ein großes Problem im Südtiroler Bausektor ist die schlechte Planung vieler Bauvorhaben. Ein gut geplantes Bauvorhaben spart Zeit und Geld. Eine gute Planung kostet freilich Geld aber da zu sparen ist der falsche Ansatz. Ausführungspläne, Statik, Massenberechnung sowie gut durchdachte Sicherheitspläne sind die Grundvoraussetzung für ein gutes Gelingen von jeder Baustelle.

Neuerung Steuerbonus
Düstere Aussichten wurden aufgrund der Neuerungen in Sachen Superbonus an die Wand gemalt. Den Bonus gibt es zwar noch, aber wurde in diesem Jahr von 110 Prozent auf 90 Prozent reduziert. Der Bonus mit 110 Prozent gilt nur noch für Projekte, welche die Voraussetzungen dafür erfüllen und für welche die Baubeginn-Meldung noch 2022 eingereicht wurde. Nun ist auch eine Reduzierung auf 90 Prozent überaus lukrativ. Das derzeitige Problem dabei: Die Annahme der Steuerguthaben. Die Banken haben ihre Kapazitäten ausgelastet und bieten keine neuen Finanzierungen an. Wer noch die Chance hat und Kapazitäten für den Bonus von 90 Prozent findet, sollte dies versuchen. „Der Superbonus kann für Kondominien, Mini-Kondominien (mit zwei bis vier Einheiten), Mehrfamiliengebäude mit bis zu vier Einheiten die im Besitz eines einzigen Eigentümers sind und für funktionell unabhängige Wohn­ein­heiten in Anspruch genommen werden. Für Einfamiliengebäude und funktionell unabhängige Wohneinheiten kann der Superbonus im Jahr 2023 nur mehr unter gewissen Voraussetzungen (Erstwohnung, geringes Einkommen) in Anspruch genommen werden“, informiert die Verbraucherzentrale. Schlussendlich dürfte der Bonus aber bereits ein Auslaufmodell sein. Noch werden viele bereits eingereichte Projekte fertig gebaut, zahlreiche neue „Superbonus-Projekte“ dürfte es aber nicht mehr geben. Weiter möglich sind Steuerabzüge von 50 bis 60 Prozent für die Gebäudesanierung. Wie die Verbraucherzentrale informiert, können diese Abzüge für außerordentliche Instandhaltungs- und Sanierungsarbeiten von Wohnungen und Wohngebäuden teils von der Einkommenssteuer (IRPEF) abgezogen werden. Gefördert werden dabei Arbeiten, die der Erneuerung und Verbesserung des Gebäudes dienen, als typische Beispiele seien hier Arbeiten zur Energieeinsparung angeführt wie der Austausch der Fenster, Einbau einer Heizanlage und dergleichen. Nicht zuletzt die Errichtung von Umzäunungen und vieles mehr kann zum Steuerabzug-Bonus berechtigen. Fest steht: Es ist nicht immer einfach im „Bonus-­Dschun­gel“ den Überblick zu bewahren. Aber: Es zahlt sich aus bei den zahlreichen Betrieben im Burggrafenamt Informationen dazu einzuholen. Und somit auch beim Bauen zu sparen.

 

Fliesenleger – ein abwechslungsreicher Beruf

Der Beruf des Fliesenlegers war seit jeher sehr wichtig – und er wird immer wichtiger – denn: Fliesen finden sich überall: in privaten Wohnräumen und dort können sie eigentlich in jedem Raum eingesetzt werden, in Hotels, in Betrieben und und und … Es lohnt sich hier stets, sich vom Fachmann beraten zu lassen. Die Ausbildung zum Fliesen-, Platten- und Mosaikleger in Südtirol dauert rund vier Jahre. In Schlanders kann man dazu eine Berufsschule besuchen. Zur Ausbildung gehört auch ein Lehrvertrag und praktische Ausbildung in einem Fliesenlegerbetrieb oder größeren Baubetrieb mit einem eigenen Fliesenlegertrupp. Die Berufsanforderungen laut dem Land Südtirol: Räumliches Vorstellungsvermögen, körperliche Belastbarkeit (gebückte Arbeitshaltung, feuchter Boden, Zug­luft), Sinn für Formen und Farben, Freude an selbstständiger handwerklicher Arbeit, Vorliebe für genaues Arbeiten. Die Chancen sind nach der Ausbildung vielfältig. Sei es ein Angestelltenverhältnis in einem Fliesenlegerbetrieb, Bauunternehmen oder Baumaterialienhandel oder auch die Eröffnung des eigenen Betriebes. Die Chancen sind da. Es gilt, sie wahrzunehmen. Mehr denn je. Günther Unterleitner, Obmann der Fliesen-, Platten- und der Mosaik­leger im lvh, steht der BAZ im Kurzinterview Rede und Antwort.

Günther Unterleitner

Berufsbild Fliesenleger: In den Berufsschulen werden es gefühlt immer weniger. Sieht es wirklich schlecht um den Nachwuchs aus?
Günther Unterleitner: Nein, unser Beruf ist sehr konstant mit den Lehrlingszahlen. Wir möchten aber den Beruf bekannter machen, damit sich mehrere dazu entscheiden den Beruf des Fliesen-, Platten-, Mosaikleger zu erlernen.

Was ist das Schöne an diesem Beruf?
Der Beruf fesselt einen. Wenn man einmal damit in Kontakt gekommen ist. Die Fliese wird immer wichtiger, da sie zu Gestaltung von Räumen sehr viel beiträgt. Das kommt unserem Beruf zugute.

Vor welchen Herausforderungen stehen junge Fliesenleger heute – und welche Chancen gibt es?
Chancen? Ich sehe keine Grenzen! Die Herausforderung ist, es zu „wollen“ und aus der Komfortzone zu gehen. Dann hast du alle Chancen, da in der Ausbildung Theorie und Praxis zusammen unterrichtet wird. Da lernt man auch, dass man nicht immer das was auf dem Papier steht, so umsetzen kann. Und Profi ist man dann, wenn man trotzdem weiterkommt.

Wie stehen Südtirols Fliesenleger im internationalen Vergleich da?
Auf den 3. Platz aktuell. Mittelfristig zählen wir zu den besten 5 der Welt und darauf können wir stolz sein.