Die Weihnachtsmarkt-Saison ist eröffnet. Die einen freut‘s, die anderen ärgert’s. Sicher, kommerzielle Interessen stehen im Vordergrund, die Innenstädte sind überfüllt, von Besinnung ist wenig zu spüren. Aber immerhin sind die Straßen geschmückt, die Städte und Dörfer erleuchtet, und das tut in der dunkelsten Jahreszeit der Seele gut.
von Josef Prantl
Am zweiten Adventwochenende zu Mariä Empfängnis wird es Sonderzüge von Mailand nach Bozen geben, heißt es in den Nachrichten. Ein großer Touristenansturm wird erwartet. Am 8. Dezember sowie an den folgenden zwei Tagen wird Trenitalia jeweils Züge mit 500 Plätzen einsetzen. Der Zug fährt nach Brixen und Sterzing weiter. Eine Million sollen es heuer werden. Es ist schwierig, in Bozen Zimmer unter 300 Euro zu finden. In Trient wurde der Weihnachtsmarkt bereits am 19. November eröffnet. Auf dem Christbaum erstrahlen 24.000 LED-Lampen und schon 15.000 Besucher zählte man am ersten Tag.
Weihnachtsmärkte sind das Gegenstück zum sonst oft so seelenlosen Kommerz, habe ich einmal sagen hören. Wenigstens etwas. Streng genommen sind die meisten Weihnachtsmärkte keine Weihnachtsmärkte, sondern Adventsmärkte. Die Zeit vor Weihnachten ist die Adventszeit, die Weihnachtszeit beginnt erst mit dem 25. Dezember, dem Weihnachtstag. Und früher war der Advent eine Fastenzeit. Vor den beiden großen Festen des Christentums, Ostern und Weihnachten, gab es nämlich eine vierzigtägige Fastenzeit. Vor Ostern kennt man sie noch. Vor Weihnachten ist sie allerdings in Vergessenheit geraten. Die Fastenzeit begann immer nach Martini, also nach dem 11. November. Zählt man die Tage bis Weihnachten (25. Dezember) – abgesehen von den Adventssonntagen, die keine Fastentage waren – so kommt man auf vierzig Fastentage, genau wie vor Ostern.
Die Geschichte der Märkte
Der erste urkundlich erwähnte Wintermarkt soll 1382 in Wien abgehalten worden sein. Bei diesem „Dezembermarkt“ ging es um die Versorgung der Stadtbevölkerung mit Lebensmitteln. Die Tradition eines vorweihnachtlichen Marktes reicht bis ins Mittelalter zurück. Damals diente er aber in erster Linie der Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln, heute stehen geselliges Beisammensein bei einem oder mehr Gläschen Glühwein, das Kaufen von besonderen Geschenken und von Handwerkskunst im Vordergrund. Der Übergang vom Versorgungsmarkt zum stimmungsvollen Vergnügen beginnt im 18. Jahrhundert. In dieser Zeit vollzieht sich ein Wandel des Weihnachtsfestes vom rein religiösen hin zu einem bürgerlichen Familienfest. Geselliges Beisammensein und Geschenke für die Kinder gewinnen an Bedeutung für die Mittel- und Oberschicht. Auf den vorweihnachtlichen Märkten sind nun vermehrt Speisen und Getränke im Angebot, aber auch Spielzeug.
Aus dieser Zeit stammt auch der Brauch, Krippen aufzustellen. Die ersten Krippen kamen zu Beginn des 17. Jahrhunderts aus Italien.
Die Farbe des Advents ist violett
„Adventus Domini“, die Ankunft des Erlösers, das Warten auf die Ankunft, so könnte man den lateinischen Begriff „Advent“ übersetzen. Die Dauer der Adventszeit war unterschiedlich, von sechs Sonntagen bis zu vier Sonntagen. Papst Gregor I. kürzte im 6. Jh. den Advent auf vier Sonntage. Seit dem Konzil von Trient (1545-1563) wird der Advent gesamtkirchlich für vier Wochen festgeschrieben. Einzig in Mailand gilt bis heute noch im ambrosianischen Ritus eine sechswöchige Adventszeit, ebenso in der orthodoxen Kirche. Die Farbe der liturgischen Gewänder der Adventszeit erinnert noch an die ursprüngliche Bedeutung der Adventszeit: Sie ist violett wie in der österlichen Bußzeit. Nur am 3. Adventsonntag ist sie rosa: Das „Weiß der Weihnachtszeit“ scheint schon durch das Violett. Mit dem ersten Advent beginnt auch das neue Kirchenjahr. Der 4., 6. und 8. Dezember sind große Feiertage: Barbaratag, Nikolaus und Maria Empfängnis. Durch die ganze Adventszeit begleitet uns der Adventskranz. Der Kreis mit den Kerzen nimmt das Bild von der Sonne auf, die an Weihnachten wieder an Stärke gewinnt und Christus symbolisiert. Rote Kerzen stehen für die Liebe – Jesus Christus ist für alle Menschen gekommen – und die violetten Bänder erinnern an die Aufforderung zur Umkehr.
Weihnachtsmärkte sind Exportschlager
Es gibt unglaublich viele Weihnachtsmärkte oder zumindest Märkte in der Adventszeit und das weltweit. An zahlreichen Orten in Deutschland, Belgien, Österreich und sogar in Italien und Spanien werden im Dezember Weihnachtsmärkte veranstaltet, meist auf dem Stadtplatz. Es gibt Weihnachtsmärkte in den USA, in Kanada, Japan, Indien, China, Südafrika, Neuseeland. „Pink Christmas“ nennt sich ein recht exotischer Weihnachtsmarkt der LGBTQ+ Community in München und der „Santa-Pauli-Markt“ auf der Hamburger Reeperbahn hat Tradition. Der „Dresdner Striezelmarkt“ ist der älteste Weihnachtsmarkt Deutschlands und weltweit bekannt. Der berühmteste ist aber der „Nürnberger Christkindlesmarkt“. Bereits 1530 gibt es dazu die ersten Aufzeichnungen. Berühmt sind auch der Prager Weihnachtsmarkt, der Wiener Weihnachtstraum und Christkindlmarkt, das „Village de Noèl“ in Nizza, der Weihnachtsmarkt in Tallin, das „Winter Village“ in New York, „Dickens Fair“ in San Francisco, „Christmas Wonderland“ in Singapur. In Birmingham soll der größte Weihnachtsmarkt der Welt stehen, der „Frankfurt Christmas Market Birmingham“ mit 180 Ständen. Er ist eine perfekte Nachbildung der Weihnachtsmärkte in Deutschland und Österreich. Dieser gigantische Weihnachtsmarkt ist sogar größer als der Wiener Christkindlmarkt, welcher knapp 170 Stände umfasst. Mit über 80 Weihnachtsmärkten ist Berlin die Stadt mit den meisten vorweihnachtlichen Märkten. Der „Zürcher Christkindlimarkt“ am Hauptbahnhof gehört mit 150 Ständen zu den größten Indoor-Weihnachtsmärkten in Europa. Einen ganzjährigen Weihnachtsmarkt gibt es im finnischen Rovaniemi. Im „Santa Claus Village“ soll der Weihnachtsmann sogar persönlich leben, heißt es!
Vom Adventkranzbinden bis zum „Zommstien“
Ganz anders bei uns. Neben den fünf großen Südtiroler Christkindlmärkten gibt es die vielen kleineren besonderen Weihnachtsmärkte. Jeder von ihnen ist einzigartig, besinnliche Stimmung, lokales Handwerk und ein authentisches Rahmenprogramm machen sie aus. Die meisten davon finden an den Adventwochenenden oder zusätzlich zu speziellen Anlässen wie Nikolaus am 6. Dezember oder Mariä Empfängnis am 8. Dezember statt. Mehr als 40 sind es an der Zahl landauf landab. Um nur einige zu nennen: „Passeirer Weihnachten“, „Algunder Christkindlmarkt“, „Weihnachtsmarkt Sterntaler“ in Lana, der Partschinser Adventsmorkt, „Tiroler Schlossadvent“, Advent in Schloss Rametz. Nicht ganz in unmittelbarer Nähe: „Lichter Weihnacht“ in Eppan, „Rittner Christbahnl“, „Möltner Advent“, „Glurnser Advent“, „Klausner Gassladvent“, „Alpenadvent Sarntal“, „Drei Zinnen Weihnacht Toblach“, „Dolomiten Weihnacht“ in Innichen…
Der Meraner Christkindlkmarkt
Vom 24. November bis zum 6. Jänner ist der zweitgrößte Weihnachtsmarkt Südtirols in Meran geöffnet. Entlang der Passerpromenade reihen sich die rund 80 schmucken Häuschen. Am Thermenplatz laden wieder bunte, überdimensionale Weihnachtskugeln zum Abendessen in außergewöhnlicher Atmosphäre. Licht-, Klang- und Landschaftsinstallationen verzaubern den abendlichen Park der Therme Meran (heuer 4 Euro Eintritt), und am Sandplatz steht die große Almhütte, in der sich feine Gerichte vom Sternekoch speisen lässt. Kreative Workshops gibt es dort an den Donnerstagen jeweils von 17 bis 19 Uhr. Dann werden in der Almhütte Adventskränze gebunden, Adventsgestecke und Christbaumschmuck gebastelt. Die lebende Krippe, der Eislaufplatz und das Kinderkarussell auf dem Thermenplatz dürfen auch nicht fehlen. An den Ständen heißt es, werden nur handgefertigte und vorwiegend lokale Produkte verkauft. Unter der Woche haben die Verkaufsstände bis 19 Uhr, die Gastrostände bis 20 Uhr geöffnet. Längere Öffnungszeiten gibt es an den Wochenenden, dann gibt es bis 22.30 Uhr noch Glühwein. Am 6. Dezember zieht der Nikolaus durch die Stadt, während vom 5. bis zum 8. Dezember die Krampusse die Altstadt unsicher machen. Um 23 Uhr muss das Lichtermeer in der Stadt erlöschen, so lautet die Vorschrift, dem öffentlichen Geldbeutel und der Umwelt zuliebe.
Der Meraner Christkindlmarkt wurde 1993 von den Meraner Kaufleuten unter dem Namen „Meraner Advent“ gegründet. Für eine kleine Hütte zahlt man ungefähr 3500 € Miete.
Silvester in der Stadt
Endlich darf wieder ausgelassen gefeiert werden. Nach drei Jahren ohne großes Tamtam wird in Meran heuer zu Silvester wieder ordentlich gefeiert. 146.000 Euro lässt sich die Stadt den Jahreswechsel kosten. Feuerwerk gibt es keines, dafür aber eine extravagante Musik-Lichter-Show am Kurhaus um Punkt Mitternacht. Los geht es am Silvestertag bereits am Vormittag mit viel Musik und Tanz im ganzen Stadtzentrum. Am Abend sorgen mehrere DJ’s für ausgelassene Stimmung bis tief in die Nacht. Wer auf das Feuerwerk nicht verzichten will, kann nach Lana ausweichen.
Sterntaler Weihnachtsmarkt im Kapuzinergarten
Denn auch dort ist so einiges los. Vom 1. bis zum 31. Dezember lädt der Kapuzinergarten wieder zum „Sterntaler Weihnachtsmarkt“. 22 Standbetreiber, Bauern, Handwerker und Direktvermarkter bieten ihre selbst erzeugten Produkte an. Die Wirte der Gastronomiestände verwöhnen mit typisch weihnachtlichen Leckerbissen. Und wie jedes Jahr verkauft das „Sterntalermädchen“ Lotterielose, aus deren Erlös der Südtiroler Verein „Kinderherz“ unterstützt wird. Pünktlich um Mitternacht wird es dann wieder hell in Lana, wenn das feierliche Feuerwerk am Himmel erstrahlt.
Advent in Algund, Tirol und anderswo
Fernab vom Trubel finden in vielen Gemeinden kleinere, feinere Weihnachtsmärkte statt. So zum Beispiel in Algund, das mit dem „Christkindlzug“ von Meran aus ganz einfach zu erreichen ist. Ein großes Lebkuchenhaus, ein Eislaufplatz, weihnachtlich geschmückte Verkaufsstände und ein Rahmenprogramm machen diesen Christkindlmarkt aus. Die Brauerei Forst hat ihren eigenen Weihnachtsmarkt geschaffen und diesen als Weihnachtswald interpretiert. Dem einen gefällts, dem anderen weniger. Wo sich in den warmen Monaten der Braugarten befindet, entsteht in der Adventszeit ein magischer Weihnachtswald. Über hundert Christbäume dekorieren das Gelände, Feuerschalen und Fackeln schaffen eine besondere Atmosphäre.
Besonders stimmungsvoll präsentiert sich auch der „Tiroler Schlossadvent“. An den Wochenenden vom 1. bis 3. sowie vom 8. bis 10. Dezember ist in den historischen Gemäuern des Schlosses für ein buntes Programm gesorgt. Neben einer Krippenausstellung in der Schlosskapelle zeigen Handwerker Gefilztes, Getöpfertes, Gedrechseltes, Gesponnenes, Geflochtenes sowie Keramik und Schmuck. Am 10. Dezember findet um 15 Uhr in der Schlosskapelle eine Adventsandacht mit adventlichen Klängen und Krippensegnung statt.
Ein kostenloser Shuttledienst führt von der Bushaltestelle Therme Meran in der Piavestraße bis ins Ortszentrum von Dorf Tirol.
Insgesamt gibt es über 40 Weihnachtsmärkte im ganzen Land. In Partschins ebenso wie in Ulten oder im Passeiertal. Die kleinen ländlichen Christkindlmärkte sind für viele charmanter und authentischer. Bis zu einer Million Besucher werden heuer erwartet. Ein lohnendes Geschäft mit dem Advent.
Wie denken Nicht-Christen über die Weihnachtsmärkte, über den Advent und die Weihnachtszeit? Die Baz sprach darüber mit jungen Menschen aus anderen Kulturkreisen und Religionsgemeinschaften.
Kenado Xheta ist 17 Jahre alt und lebt seit 4 Jahren in Meran, wo er eine Oberschule besucht. Kenado stammt ursprünglich aus Albanien. Etwa 57 Prozent der Bevölkerung Albaniens sind Muslime. Rund 17 Prozent sind orthodoxe und katholische Christen. Kenado bekennt sich zwar zum Islam, praktiziert den Glauben aber nicht. Das christliche Weihnachtsfest hat für ihn und seine Familie keine Bedeutung. Der 24. und 25. Dezember sind Tage wie alle anderen. Die Familie feiert hingegen den „Dita e Verës“, den „Sommertag“: ein Frühlingsfest, das jedes Jahr am 14. März festlich in Albanien begangen wird. Seit 2004 ist der „Sommertag“ auch ein landesweiter Feiertag. Der „Dita e Verës“ ist ein Freudenfest, ein Volksfest auf den Straßen, erklärt Kenado. Traditionell gehören Lieder, Tänze und Riten zu diesem Festtag. Gefeiert wird in Kenados Familie auch das neue Jahr.
Zu Neujahr beschenkt man sich und isst zusammen. Den Weihnachtsmarkt besucht er mit seinen Freunden gerne. Ihm gefällt die besondere Atmosphäre, das Zusammensein mit Freunden. Einen Christbaum gibt es bei ihm zu Hause auch, für die Familie ist der Baum eine schöne Tradition, hat aber keine religiöse Bedeutung.
Zakaria El Mirouns Familie stammt aus Marokko. Zakaria ist aber in Meran geboren.
Er ist bekennender Moslem. Das Weihnachtsfest wird im Islam und in seiner Familie nicht gefeiert, der 24. und 25. Dezember sind freie Tage, haben keine besondere Bedeutung. Große Feiertage im Islam sind das „Zuckerfest“ nach dem Ramadan, 2024 wird es am 10. April gefeiert. Wie bei den Christen zu Weihnachten feiert man dann in der Familie, isst zusammen und beschenkt sich.
Die Geschenke stehen aber nicht im Mittelpunkt. Auch das neue Jahr wird mit kleinen Geschenken, die man sich macht, eingeleitet. Der Nikolaustag wird in seiner Familie als eine schöne Tradition für die Kinder begangen.
Zakaria ist kein großer Besucher der Weihnachtsmärkte, auch wenn ihm die Atmosphäre und das Zusammensein gefällt. Die Kommerzialisierung dieser Märkte findet er allerdings nicht gut. Märkte haben im Islam keinen guten Ruf. „Es wird dort gelogen, betrogen und gezankt“, sagt Zakaria. Es heißt im Islam, dass der Marktplatz der „Lieblingsplatz des Teufels“ sei. Mit Religiosität hat der Markt daher nichts zu tun.
Auch Fadili Maryem kommt aus Marokko.
Die ersten fünf Lebensjahre hat sie in Khenifra gelebt, zog dann mit ihrer Mutter und ihrem Bruder zu ihrem Vater nach Riffian. Die Adventszeit findet sie eine schöne Zeit, obwohl sie als bekennende Muslimin Weihnachten gar nicht feiert. Auch für sie sind die Weihnachtstage nur freie Tage, die sie zu Hause mit der Familie verbringt. „Lailat al Qadr“, das Zuckerfest, und das Opferfest sind in ihrer Familie hingegen die großen Festtage, alle während der Schulzeit. Manchmal geht Maryem auch auf den Meraner Weihnachtsmarkt, die besondere Stimmung und die vielen Lichter gefallen ihr. Während des Fastenmonats Ramadan besucht sie die „Moschee“, den Gebetsraum in Marling. Im Islam ist der Freitag der Gebets- und Feiertag und nicht der Sonntag. Das neue Jahr feiert sie mit ihrer Familie laut islamischem Kalender im Juli. Der islamische Kalender beginnt nämlich mit der sogenannten „Hidschra“ im Jahr 622 n. Chr. „Wir befinden uns gerade im Jahr 1440 n.H.“, erklärt Maryem. Wie gesagt, die Weihnachtszeit ist für die 17-jährige Schülerin nicht so wichtig, aber trotzdem genießt sie die besondere Atmosphäre.
Hermann Freitag ist in Kenia geboren, die Mutter stammt aus Tansania und der Vater aus Deutschland.
Seit dem zweiten Lebensjahr lebt Hermann in Südtirol in St. Leonhard. Der Oberschüler ist Christ, feiert Weihnachten aber in Tansania bei der Familie der Mutter. Die Geschenke stehen nicht im Vordergrund, vielmehr die gemeinsame Zeit, das Beisammensein. Die Adventszeit verbringt Hermann in Südtirol und genießt die besondere Atmosphäre auf den Weihnachtsmärkten und in den beleuchteten Dörfern und Städten. In Moshi in Tansania, wo seine Verwandten leben, gibt es die Adventszeit in dieser Form nicht. Weihnachten ist dort Sommerzeit. Zu Neujahr wird viel Lärm gemacht, es wird durch die Stadt marschiert, ein Feuerwerk gibt es nicht.
Navika Heer ist 18 und hat indische Wurzeln. Ihre Eltern stammen aus Punjab im Norden Indiens. Seit 13 Jahren lebt die Familie in Meran. In Punjab gibt es die zwei religiösen Richtungen der Hindu und der Sikh. Navika bekennt sich zum Hinduismus, der viele Götter verehrt. In ihrer Familie wird Weihnachten feierlich begangen, auch wenn das Fest keinen religiösen Hintergrund hat. Geschenke gibt es aber nicht. Zu Hause stellt die Familie – zwar nicht jedes Jahr – einen Weihnachtsbaum auf. Auch Neujahr wird feierlich begangen. Ein großer Festtag ist „Diwali“, das indische Lichterfest meist Ende Oktober bzw. Anfang November. „Es ähnelt dem christlichen
Weihnachten“, erklärt Navika. Ein weiterer Festtag ist „Rakhi“ im August. An diesem Tag binden Schwestern ihren Brüdern Bänder namens Rakhi um die Handgelenke. Symbolisch sollen die Bänder die Brüder schützen, dafür erhalten die Schwestern meist ein Geschenk von ihren Brüdern. In Meran gibt es keinen „Tempel“ für Hindus, sagt Navika. Zu Hause hat die Familie eine kleine „Tempelecke“ errichtet, wo sie beten. Auch wenn Navika nicht streng religiös ist, ist es ihr wichtig, ihre Kultur zu erhalten.