In den letzten Jahren und insbesondere im laufenden Jahr, sind die Kosten für die Kfz-Haftpflichtversicherungen stark gestiegen. Die hohen Prämien können zu einer erheblichen Belastung des Haushaltsbudgets führen und lassen die Verbraucher nach Einsparpotentialen suchen. Doch wo liegen die Gründe für die steigenden Versicherungsprämien und wie können Autobesitzer Kosten sparen?
Wir sprachen mit Stefanie Unterweger von der Verbraucherzentrale.
Frau Unterweger, die Kfz-Haftpflichtversicherung ist gesetzlich vorgeschrieben. Was ist versichert und wie hoch sollte die Versicherungssumme sein?
Fahrzeughalter sind gesetzlich verpflichtet, eine Kfz-Haftpflichtversicherung abzuschließen. Diese deckt bis zur Höchstversicherungssumme Personen- und Sachschäden ab, die Dritten mit dem versicherten Fahrzeug unabsichtlich zugefügt werden. Das Gesetz sieht hier eine Mindestversicherungssumme von 7.750.000 € vor. Aus unserer Sicht ist diese Summe jedoch zu niedrig und sollte unbedingt auf mindestens 10 Mio. € erhöht werden. Neben dem gesetzlich vorgeschriebenen Versicherungsteil haben die Verbraucher die Möglichkeit, weitere Zusatzleistungen in den Vertrag aufzunehmen. Eine solche zusätzliche Absicherung kann, je nach Bedarf, wichtig oder weniger wichtig sein.
Würden Sie eine Voll- oder Teilkaskoversicherung empfehlen?
Je nach Situation kann eine Voll- oder eine Teilkaskoversicherung für das Fahrzeug sinnvoll sein. Wichtig ist, dass die Verbraucher wissen, wo der Unterschied liegt, um dann bei Vertragsabschluss eine bewusste Entscheidung treffen zu können. Eine Teilkaskoversicherung deckt, wie der Name bereits sagt, nur einen Teil des Schadens am eigenen Fahrzeug ab, und zwar nur den Schaden, der bei einem Zusammenstoß mit einem anderen identifizierten Fahrzeug am eigenen Fahrzeug entsteht. Eine Vollkaskoversicherung hingegen zahlt auch dann, wenn der Versicherte gegen einen Baum fährt. Natürlich ist eine Vollkaskoversicherung wesentlich teurer als eine Teilkaskoversicherung.
Können Sie uns etwas zur Rechtsschutz- und Fahrerunfallversicherung sagen?
Wer eine Kfz-Rechtsschutzversicherung abschließen möchte, sollte dies nicht über eine Zusatzleistung im Kfz-Haftpflichtversicherung tun, sondern einen getrennten Vertrag bei einer spezialisierten Versicherungsgesellschaft abschließen, die außschließlich Rechtsschutzprodukte anbietet. In Bezug auf die Lenker-Unfallversicherung hingegen, sollten sich die Verbraucher die Frage stellen, ob es nicht vielleicht besser wäre, eine getrennte, private Unfallversicherung abzuschließen.
Denn im Gegensatz zur Lenker-Unfallversicherung, die nur eine „5-Minuten-Deckung“ hinter dem Lenkrad vorsieht, bietet die private Unfallversicherung eine 24-Stunden-Deckung bei jeder Art von Tätigkeit.
Warum wird die Kfz-Versicherung in Italien teurer?
Nach Angaben der Versicherer sind die Reparaturkosten und damit auch im Schadensfall zu zahlenden Beträge gestiegen.
Das hört sich nicht gut an. Gibt es Möglichkeiten bei der Kfz-Versicherung zu sparen?
Ja, durchaus. Zu allererst sollten die Verbraucher prüfen, ob sie die versicherten Leistungen, die im aktuellen Vertrag aufgelistet sind, auch wirklich alle benötigen. Nicht benötigte Leistungen sollten gestrichen werden. Kurz vor Jahresablauf sollten 3-4 Vergleichsangebote direkt bei den Agenturen oder in der Bank- und Postfilialen eingeholt werden. Alternativ können auch Online-Vergleichsportale genutzt werden. Hier gibt es z. B, das Vergleichsportal der Versicherungsaufsicht preventivass.it, das den Basisvertrag ohne Zusatzleistungen vergleicht. Die privaten Portale (z. B. www.6sicuro.it, www.facile.it oder www.segugio.it) vergleichen auch „klassische“ mit Zusatzleistungen, allerdings sind dort nicht alle Versicherungsgesellschaften vertreten und es ist nicht immer nachvollziehbar, was mit den eingegebenen Daten geschieht. Bereits seit einigen Jahren muss der Kfz-Versicherungsvertrag bei Ablauf nicht mehr gekündigt werden, was den Wechsel zu einer günstigeren Versicherungsgesellschaft erheblich erleichtet. Ein weiteres Sparpotential liegt in der Nutzung von Tarifvergünstigungen.
Viele Versicherungen bieten beispielsweise Preisnachlässe für Fahrer mit langjähriger Fahrpraxis oder auch für Fahrzeuge, die mit bestimmten Sicherheitssystemen ausgestattet sind. Beim Vergleich der verschiedenen Versicherungen sollte nicht nur auf den Preis geachtet werden, sondern auch auf die Leistungen und den Kundenservice. Ein oft vernachlässigter Punkt ist die Selbstbeteiligung. Ein höherer Selbstbehalt bei den Zusatzleistungen (z. B. bei Schäden durch Brand, Diebstahl, Naturereignissen oder Vandalismus) bedeutet in der Regel eine niedrigere Versicherungsprämie.
Wer also bereit ist, im Schadensfall einen höheren Beitrag selbst zu tragen, kann langfristig durchaus Kosten sparen. Wichtig ist aber, dass man sich vorher über die finanziellen Konsequenzen im Klaren ist und im Schadensfall die Selbstbeteiligung auch bezahlen kann.
Haben Sie abschließend noch ein paar Tipps für unsere Leser?
1) Vergleichen lohnt sich immer, denn die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Versicherungsanbietern sind teilweise sehr groß
2) Es ist wichtig, die Versicherungsbedingungen regelmäßig (mindestens einmal im Jahr) zu überprüfen. Wenn sich die persönlichen Verhältnisse ändern, wie Umzug, Wechsel des Arbeitgebers oder Kauf eines neuen Autos, muss dies dem Versicherer aus Gründen der Risikoabsicherung umgehend mitgeteilt werden. Außerdem können dann mögliche Rabatte in Anspruch genommen werden.
3) Online-Versicherungen sind nicht immer günstig.
4) Wenn eine bestimmte Versicherung für meinen Bekannten günstig ist, muss das nicht unbedingt auch für mich gelten. Je nach Profil unterscheiden sich auch die Versicherungsprämien.
5) Seien Sie vorsichtig und kritisch bei Versicherungsangeboten aus dem Internet. Es gibt viele betrügerische Internetseiten mit so genannten Fake-Angeboten.
Markus Auerbach