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St. Martins neuer Bürgermeister

Nach dem Wechsel von Bürgermeisterin Rosmarie Pamer in den Landtag, wurde am 26. Mai der 28-jährige Jugendarbeiter Dominik Alber mit deutlicher Mehrheit (1180 Stimmen) zum neuen Bürgermeister gewählt. Alber war neben seiner Tätigkeit als Leiter des Jugendtreffs in St. Martin seit 2020 bereits Mitglied des Gemeinderates, des Gemeindeausschusses und seit 8. Oktober 2020 auch Gemeindereferent. Die BAZ hat ihn nach etwas mehr als 40 Tagen im Amt zu einem Interview gebeten.

von Philipp Genetti

Herr Alber, Sie wurden im Mai dieses Jahres zu einem der jüngsten Bürgermeister des Landes gewählt. Was bedeutet das für Sie?
Dominik Alber: Das eindeutige Ergebnis der Gemeinderatswahl erfüllt mich einerseits mit Stolz, andererseits aber auch mit einer großen Verantwortung, der ich mir von Anfang an bewusst war. Als einer der jüngsten Bürgermeister des Landes, sehe ich die Chance einen frischen Wind in die Politik zu bringen und möchte dieses Amt auch dazu nutzen, um junge politisch interessierte Menschen zu ermutigen, selbst aktiv zu werden.

Bürgermeister Dominik Alber.

Woher kommt Ihr politisches Interesse?
Mein Interesse für Politik hat sich schon in meiner Jugend entwickelt. Meine Eltern spielten dabei eine wichtige Rolle, da sie beide in der Gemeindeverwaltung und in der Politik tätig waren. Meine Mutter arbeitet in der Buchhaltung der Gemeinde und mein Vater war im Jahr 2010 Vizebürgermeister in St. Martin. Durch ihre Tätigkeiten habe ich schon früh einen Einblick in die politische Arbeit und die Abläufe in der Gemeinde bekommen. Diese Erfahrungen haben in mir den Wunsch geweckt, meine Gemeinde aktiv mitzugestalten. Ich wollte nicht nur Zuschauer sein, sondern selbst etwas beitragen und Einfluss auf die Entwicklung unserer Gemeinde nehmen. Außerdem habe ich mich schon immer für soziale Themen interessiert.

In welchen Bereichen der Gemeinde waren Sie vorher tätig?
Ich war in verschiedenen Bereichen der Gemeinde tätig, sowohl ehrenamtlich als auch beruflich. Mein Engagement begann schon früh und erstreckte sich über viele Vereine und Initiativen. Ich war ehrenamtlich aktiv bei den Ministranten, in der Diözesanleitung der Katholischen Jugend Südtirol (KJS), in der Südtiroler Katholischen Jugend (SKJ), in der AVS-Jugend sowie im örtlichen Theaterverein. Ein besonderer Schwerpunkt meiner Arbeit war immer die Jugendarbeit. In den letzten sechs Jahren war ich Geschäftsführer des Jugendtreffs St. Martin. Diese Rolle ermöglichte es mir, direkt mit Jugendlichen zu arbeiten, ihre Bedürfnisse zu verstehen und Angebote zu entwickeln, die ihre Interessen und Fähigkeiten fördern. Seit 2020 war ich zudem Mitglied des Gemeindeausschusses für Jugend, Kultur und Partizipation und konnte mich in dieser Funktion gezielt für die Belange der Jugend einsetzen, kulturelle Aktivitäten fördern und an der Stärkung der Bürgerbeteiligung in unserer Gemeinde arbeiten. Durch diese verschiedenen Engagements habe ich eine breite Basis an Erfahrungen gesammelt, die ich nun auch in meine politische Arbeit einbringen kann.

Was macht für Sie das Bürgermeisteramt in Ihrer Heimatgemeinde so reizvoll?
Das Bürgermeisteramt reizt mich vor allem wegen der Nähe zu den Bürgern. So kann ich ihre Anliegen direkt erfahren und darauf reagieren. Außerdem habe ich die Chance, sofort und sichtbare Veränderungen herbeizuführen, was sehr erfüllend ist. Besonders wichtig ist mir auch, gemeinsam mit allen Bürgern die Zukunft der Gemeinde zu gestalten und dabei ihre Ideen und Visionen in konkrete Maßnahmen umzusetzen.

Welche Themen stehen für Sie im Vordergrung?
Es gibt einige zentrale Themen, die im Mittelpunkt meiner politischen Arbeit stehen. Mein Leitsatz „Zuhören und Handeln“ bedeutet, dass ich den Bürgern genau zuhöre und ihre Anliegen ernst nehme, um dann gezielt Maßnahmen zu setzen. Gleichberechtigung und Mitspracherecht sind mir besonders wichtig. Jeder Bürger soll die gleichen Chancen haben und aktiv an den Entscheidungsprozessen beteiligt werden. Eine solide und nachhaltige Wirtschaft liegt mir ebenfalls sehr am Herzen. Es geht darum, mit den vorhandenen Ressourcen gut und verantwortungsvoll umzugehen. Außerdem sind mir Umweltschutz und Nachhaltigkeit sehr wichtig. Unsere Gemeinde soll umweltfreundlich und zukunftsorientiert handeln, um auch für die nächsten Generationen eine lebenswerte Umwelt zu sichern.

Wo gibt es in der Gemeinde dringenden Handlungsbedarf?
In unserer Gemeinde gibt es in mehreren Bereichen dringenden Handlungsbedarf. Zunächst müssen wir die Bürger stärker einbinden. Es ist wichtig, dass sie sich aktiv an Entscheidungsprozessen beteiligen können und ihre Stimme gehört wird. Ein weiterer Punkt ist dabei die klare Kommunikation von Informationen. Wir müssen dafür sorgen, dass alle Bürger gut informiert sind und verstehen, welche Maßnahmen und Projekte geplant sind. Das schafft Transparenz und Vertrauen. Zuhören und den Dialog fördern sind ebenfalls wichtig. Durch einen offenen Austausch können wir besser auf die Bedürfnisse der Bürger eingehen und gemeinsam Lösungen finden. Die Infrastruktur muss effizienter genutzt und wo nötig ausgebaut werden. Es gilt, vorhandene Ressourcen optimal zu nutzen und gezielt in notwendige Erweiterungen zu investieren.Schließlich sollen Bauprojekte nachhaltig und mit Bedacht gefördert werden. Wir müssen langfristig denken und sicherstellen, dass neue Projekte nachhaltig und gut durchdacht sind, um den Bedürfnissen der Gemeinde gerecht zu werden.

Was sind Ihre Pläne für die nächsten Jahre?
Ich habe einige wichtige Ziele für die nächsten Jahre. Zunächst möchte ich die Beteiligung aller Bürger fördern. Es ist wichtig, dass jeder die Möglichkeit hat, sich aktiv an den Entscheidungsprozessen in unserer Gemeinde zu beteiligen. Ein dringendes Projekt ist die Erneuerung der Trinkwasserleitungen. Eine zuverlässige und moderne Trinkwasserversorgung ist für die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Bürger unerlässlich. Außerdem plane ich, den Gemeindeentwicklungsplan fertigzustellen. Mit diesem Instrument können wir die Frage des bezahlbaren Wohnraums angehen und die nachhaltige Entwicklung unserer Gemeinde stärken. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Stärkung des Zivilschutzes sein. Es ist wichtig, dass unsere Bürger gut informiert und vorbereitet sind, um in Notfällen handeln zu können. Dazu gehört auch eine klare und effektive Kommunikation der notwendigen Informatio­nen.

Wie wollen Sie sich junge Menschen stärker als bisher in die Gemeindepolitik einbringen?
Um Jugendliche stärker in die Gemeindepolitik einzubinden, plane ich mehrere Maßnahmen. Zunächst möchte ich den Jugendbeirat weiter unterstützen und die Jugendarbeit stärken. Der Jugendbeirat bietet Jugendlichen eine wichtige Plattform, um ihre Anliegen und Ideen direkt in die Politik einzubringen. Zudem ist „Zuhören und Handeln“ wichtig. Ich werde die Stimmen der Jugendlichen hören und ihre Anliegen ernst nehmen, um versuchen ihre Vorschläge und Wünsche in konkrete Maßnahmen umzusetzen.

Würden Sie sagen, dass die Zeit für die nächste Generation von Politikern bereits angebrochen ist? Welchen ehrlichen Rat würden Sie jungen Politikern geben?
Ja, die Zeit der nächsten Generation Politiker ist angebrochen. Junge Menschen bringen frische Perspektiven und neue Ideen in die Politik, die dringend benötigt werden. Mein Rat an junge Politiker: Bleibt authentisch und euren Werten treu. Nutzt die Erfahrung anderer, hört zu und lernt von denen, die länger in der Politik sind. Habt den Mut, ihr selbst zu sein und die Herausforderungen anzunehmen. So könnt ihr positive Veränderungen bewirken.

Was waren konkret Ihre ersten Amtshandlungen?
Die ersten Amtshandlungen waren Einzelgespräche mit allen gewählten Gemeinderäten. Danach habe ich mein Bürgermeisterbüro eingerichtet und die technischen Voraussetzungen für ein effizientes Arbeiten geschaffen. Ich unterzeichnete eine Vielzahl von Dokumenten, die für die Verwaltung der Gemeinde notwendig waren. Parallel dazu verfasste ich meine programmatische Erklärung, in der ich meine politischen Ziele und Visionen darlegte, und arbeitete den Vorschlag für den Gemeindeausschuss aus, den ich im Gemeinderat erfolgreich zur Abstimmung vorlegen konnte.

Wofür sind Sie nach Ihrer Wahl besonders dankbar?
Nach meiner Wahl bin ich besonders dankbar für die vielfältige Unterstützung und die wertvollen Ratschläge erfahrener Kollegen, die mir geholfen haben, mich schnell einzuarbeiten und fundierte Entscheidungen zu treffen. Das Vertrauen der Bürger in meine Fähigkeiten und Visionen ist für mich eine große Ehre und Mo­tivation zugleich. Besonders ermutigend ist das hohe Maß an Interesse und Engagement, das mir das Team des Gemeindeausschusses, des Gemeinderates und die Mitarbeiter in der Verwaltung entgegenbringen. Ihr Einsatz für die Gemeindearbeit und ihre Bereitschaft, sich für das Wohl der Bürger einzusetzen, sind die Grundlagen für unseren gemeinsamen Erfolg.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft für sich persönlich, aber auch für die Gemeindeverwaltung?
Persönlich wünsche ich mir für die Zukunft vor allem Gesundheit und eine gute Balance zwischen meiner Arbeit und Privatleben. Für die Verwaltung unserer Gemeinde wünsche ich mir vor allem Effizienz, Transparenz und eine gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen. Ganz allgemein aber wünsche ich mir für unsere Gemeinde eine positive Entwicklung, die das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Bürger fördert. Dies kann durch eine nachhaltige Dorfentwicklung, die Förderung von Bildung und Kultur sowie die Schaffung eines attraktiven Lebensumfelds erreicht werden. Denn wenn sich die Menschen in ihrer Gemeinde wohl und sicher fühlen und gute Lebensbedingungen vorfinden, trägt dies auch wesentlich zu einem positiven Gemeinschaftsgefühl bei.