Kulturminister Gennaro Sangiuliano hatte von Ministerpräsidentin Meloni einen sehr ehrgeizigen Auftrag erhalten: Er sollte die vermeintliche kulturelle Vorherrschaft der Linken brechen und der Kultur der Rechten mehr Raum geben.
Doch nach zwei Jahren erinnert man sich vor allem an seine Fettnäpfchen: Der angeblich rechtsgerichtete Dante, der Times Square in London und dann auch noch Galileo Galilei, der Christoph Kolumbus inspiriert haben soll, obwohl er nach Kolumbus geboren wurde.
Der renommierte Literaturpreis, bei dem er alle eingereichten Bücher gut befand, dann aber zugeben musste, dass er keines davon gelesen hatte.
Statt der rechten Kultur, gab der Minister der Inhaberin eines Brautmodengeschäfts, Maria Rosaria Boccia, Raum. Sie schrieb Ende August in ihren sozialen Netzwerken, sie sei vom Minister zur „Beraterin für Großveranstaltungen“ ernannt worden. Das weckte sofort die Neugier der Journalisten: Wer ist diese Frau? Welche Qualifikationen bringt sie für einen so anspruchsvollen und prestigeträchtigen Posten mit?
Das Ministerium dementierte sofort, hatte aber offensichtlich nicht mit der Hartnäckigkeit von Frau Boccia gerechnet. Sie sammelte eine große Menge Material und veröffentlichte es in den sozialen Medien. Heimlich aufgenommene Videos und Audios, Dokumente und E-Mails, die den Auftrag, den sie erhalten hatte, und vor allem ihre Nähe zum Minister belegten. Das Ganze geriet dann derart aus dem Ruder, dass sogar die Ministerpräsidentin den Kulturminister um Aufklärung bat. Der Minister gab daraufhin ein Fernsehinterview und gestand unter Tränen eine außereheliche Affäre mit Boccia. Er erklärte aber auch, dass er niemals öffentliche Gelder für diese Frau ausgegeben habe. Wie üblich widerlegte Frau Boccia am nächsten Tag die Aussagen des Ministers.
Für Giorgia Meloni war das Maß nun voll: Welche Dokumente besaß Boccia noch? Und vor allem: Wie stand Sangiuliano jetzt in den Augen der Bevölkerung nun da? Am Freitag, den 6. September, zehn Tage nach Bekanntwerden der Boccia-Affäre, trat der Minister zurück. Es ist ihm nicht gelungen, der rechten Kultur mehr Raum zu geben, aber er hat es auf die Titelseiten der wichtigsten europäischen Zeitungen geschafft.