Nach dem Ausscheiden des langjährigen Bürgermeisters Harald Stauder wurden am 26. Mai die Karten von Lanas Gemeindestube neu gemischt. Mit knapp 50 Prozent Zustimmung entschied Helmut Taber das Kopf-an-Kopf-Rennen gegen seine parteiinterne Konkurrentin, Valentina Andreis, für sich.
von Philipp Genetti
Wir sprachen mit dem 40-jährigen Rechtsanwalt über die Zukunft von Lana.
Herr Bürgermeister, Sie sind im Mai mit großer Mehrheit ins Amt gewählt worden. Was haben Sie sich für Ihre Amtszeit vorgenommen?
Helmut Taber: Mir ist es wichtig, dass die Gemeindeverwaltung das Ehrenamt in Lana finanziell und ideell stark unterstützt und durch gezielte Ortsentwicklungsprogramme die Lebensqualität weiter verbessert. Weiters soll durch ein moderates Bevölkerungswachstum sichergestellt werden, dass die Infrastruktur und die öffentlichen Einrichtungen der Einwohnerzahl entsprechen.
Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?
Wir haben viele gemeindeeigene Gebäude, die in absehbarer Zeit saniert werden müssen. Ich denke hier insbesondere an unser Kulturhaus, aber auch an die Schulen und Kindergärten, die in historischen Gebäuden untergebracht sind. Darüber hinaus muss im Hinblick auf die demographische Entwicklung geprüft werden, welche neuen Bildungseinrichtungen neu gebaut werden müssen.
Der Verkehr in Lana ist ein Dauerthema. Vor rund einem Jahr wurde das neue Verkehrskonzept beschlossen. Welche konkreten Maßnahmen folgen nun?
In erster Linie werden wir versuchen jene Maßnahmen umzusetzen, die direkt die Sicherheit der Radfahrer und Fußgänger, insbesondere der Schüler auf dem Schulweg, betreffen. Derzeit prüfen wir Maßnahmen in der Zollstraße, in der Hirzerstraße und es gibt auch Gespräche über eine mögliche Rad- und Fußwegverbindung zwischen der Goldeggstraße und der Erzherzog-Eugen-Straße.
Welche weiteren großen Projekte sind in Lana geplant?
Im Sonnenweg, in Niederlana, direkt neben der Obstgenossenschaft (Anm. d. Red.), wurde vor kurzem ein kleines Gewerbegebiet geschaffen, in dem zwei einheimische Unternehmen tätig sein werden. Diese Stärkung der heimischen Wirtschaft ist uns sehr wichtig. Bei der neuen Musikschule sind wir in der Planungsphase der wirtschaftlichen und technischen Machbarkeit, die Fertigstellung ist für die nächsten 3 – 4 Jahre geplant. Bezüglich der Fahrradbrücke bei der MeBo prüfen wir, ob die Sicherheit der Radfahrer und Fußgänger auch durch einen Umbau der bestehenden Brücke verbessert werden kann. Bei entsprechender Finanzierungsmöglichkeit werden wir in den nächsten Jahren auch die Erweiterung des Laurin-Kindergartens und die Machbarkeit der Erweiterung der Zollschule prüfen. Im kulturellen Bereich sind die Erweiterung der Proberäume der Musikkapellen und die Neugestaltung des Areals bei der Alten Weberei geplant.
Was ist Ihnen bei diesen Projekten besonders wichtig und wie möchten Sie Lana in den nächsten Jahren weiterentwickeln?
Wichtig ist, dass wir die Projekte von Anfang an so durchdenken, dass sie für möglichst viele Bürger nützlich sind und letztlich allen Lananern zugutekommen.
Ein zentrales Thema der letzten Amtsperiode war die Aufwertung der Naherholungszonen entlang der Falschauer. Wie sieht hier der aktuelle Fahrplan aus und welche Maßnahmen sind geplant, um diese Bereiche für die Bürger weiter zu stärken?
Vor den Falschauerwiesen, wo früher die bekannten Grillstellen waren, soll ein Treffpunkt für Familien und eine echte Naherholungszone werden. Wir sind daher bereits mit den zuständigen Landesämtern in Kontakt, um die Möglichkeit der Errichtung eines Wasserspielparks für Kinder zu prüfen.
Lana hat eine starke Wirtschaft – von der Industriezone über die Fußgängerzone am Gries, den Tribusplatz, bis hin zu den Handwerker- bzw. Gewerbezonenzonen in Niederlana. Was macht aus Ihrer Sicht den Standort Lana für Unternehmen so attraktiv und wie wollen Sie diese Attraktivität langfristig sichern?
Lana ist von allen Seiten sehr gut erreichbar und hat mit einem Einzugsgebiet von über 20.000 Menschen ein großes Potential. Durch aktives Ortsmarketing und durch die Zusammenarbeit mit Touristikern, Gastronomen, Kaufleuten, Handwerkern, Dienstleistern und Industriebetrieben sind wir bestrebt, den Wirtschaftsstandort laufend zu verbessern. In Zukunft wird es notwendig sein, Co-Working-Spaces zu schaffen. Darüber hinaus stehen wir mit der Landespolitik z. B. im Bereich der Raumordnung in Kontakt, um die Wohnsituation für Arbeiter und Angestellte in den Gewerbegebieten zu verbessern.
Sie sind seit fast einem halben Jahr sind Sie nun Bürgermeister in Lana. Was war bisher das schönste Erlebnis oder die beeindruckendste Begegnung?
Die knapp 5 Monate seit meinem Amtsantritt waren sehr intensiv. In rund 280 Sitzungen und Sprechstunden habe ich einen kleinen Einblick bekommen, wie vielfältig die Probleme und Unsicherheiten unserer Bürger sind. Emotional geht es mir immer dann nahe, wenn jemand unverschuldet in die Armut abzurutschen droht.
Einen wesentlichen Beitrag zur starken Wirtschaft in der Marktgemeinde Lana leistet der Wirtschaftsstandort in Niederlana.
Vor allem der Bereich um den Tribusplatz wird auch von auswärtigen Besuchern gerne aufgesucht. Er zählt zu den wichtigen kleinen Anziehungspunkten der Gemeinde und bietet nicht nur Platz für zahlreiche lokale Unternehmen und Nahversorger, sondern beherbergt auch eine Apotheke, verschiedene Dienstleister sowie eine Bank.
Mit der Realisierung des neuen Wohn- und Geschäftskomplexes am Standort der ehemaligen Marmeladenfabrik „Zuegg“ wurde das Gebiet in den letzten Jahren erneut als attraktiver Wohnstandort weiter aufgewertet. Von hier aus führt die Bozner Straße weiter nach Süden. Entlang der Straße befinden sich interessante Betriebe wie z. B. eine Tanzschule, eine Bäckerei und eine kleine Goldschmiede.
Nur einen Steinwurf entfernt, direkt neben dem Traditionsgasthof „Tennis“, haben sich im Gebäudekomplex „Lana 2000“ zahlreiche Unternehmen aus den Bereichen Handwerk, Handel, Einrichtung bis hin zu Beratungs-, Gesundheits- und Beauty-Dienstleistungen zu einem vielfältigen Unternehmensensemble zusammengeschlossen. Auf dem Areal des modernen Gewerbezentrums bis hin zum Gasthof Alpen befand sich in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Holzstoff-Pappenfabrik der Gebrüder Zuegg. Neben alteingesessenen Lananer Betrieben mit langer Tradition, sind hier heute auch innovative Unternehmen, ein Fotogeschäft, sowie Nahversorger ansässig.
Südlich des ehemaligen Zuegg-Areals hat sich vor allem das Gewerbe angesiedelt. Hier befinden sich neben der Handwerkerzone auch zwei moderne Gewerbezonen. In der Dr.-J.-Köllnsperger-Straße haben sich zudem einige Gewerbetreibende zum Gewerbepark „LanaSüd“ zusammengeschlossen. Von hier aus führt die Bindergasse durch die gleichnamige Handwerkerzone in Richtung Norden zur jüngsten Gewerbezone von Lana, die in entlang der so genannten Sonnenstraße, direkt an der Einfahrt zur Obstgenossenschaft Lana, entstanden ist. Auch wenn Lana gerne als Südtirols „Apfelgemeinde“ bezeichnet wird, hat sich die Gemeinde in den letzten Jahrzehnten auch darüber hinaus einen Namen als außergewöhnlicher Wirtschaftsstandort gemacht, der nicht nur Burggräfler, sondern auch Besucher aus ganz Südtirol anzieht.