Weihnachten ist in erster Linie ein religiöses Fest

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Weihnachten ist in erster Linie ein religiöses Fest

Religion spielt im Leben vieler Menschen eine zentrale Rolle und kann sowohl als Bindeglied in der Gesellschaft als auch als persönliche Glaubenssache betrachtet werden. Auf der einen Seite bietet sie Werte, Gemeinschaft und Lebenssinn. Auf der anderen Seite hat sich in modernen Gesellschaften ein Trend zur Individualisierung und Säkularisierung (Abkehr von religiösen Geboten) entwickelt, wobei die Religion in diesem Zusammenhang oft als Privatsache betrachtet wird. Diese Diskussion wirft die Frage auf, ob Religion heute noch ein verbindendes Element für Gemeinschaften ist oder ob sie zunehmend in den Hintergrund tritt und nur noch im persönlichen Bereich Bedeutung hat. Im Folgenden wird versucht, die beiden Sichtweisen einander gegenüber
zu stellen.

Wie hält die Religion die Gesellschaft zusammen?
Religionen können Menschen verbinden und trennen. Auf der einen Seite sind sie Solidargemeinschaften, die ihre Mitglieder sozial integrieren, ihnen Identität geben und ihnen ein Gefühl von Zugehörigkeit und Zusammengehörigkeit vermitteln. Zum anderen hat Religion eine Orientierungs- und Leitfunktion. Religio­nen sind Träger kultureller Traditionen und Werte und tragen zur Gemeinschaftsbildung und Identitätsstiftung bei. Sie bieten auch moralische Orientierung und wirken dadurch stabilisierend auf die Gesellschaft. Kirchen, Moscheen oder Tempel sind nicht nur Orte des Glaubens, sondern auch soziale Treffpunkte, die Unterstützung und Solidarität bieten. Dies zeigt, dass Religion zwar individuell gelebt werden kann, aber auch kollektive Dimensionen besitzt, die das soziale Gefüge prägen. Auch in der Krisenbewältigung kann Religion als Stütze fungieren und dabei helfen, psychische und emotionale Belastungen zu bewältigen. Nicht zu vergessen ist auch der interreligiöse Dialog, denn das Verständnis und die Akzeptanz unterschiedlicher Traditionen för­dern Toleranz und Zusammenhalt in einer pluralistischen Gesellschaft.

Religiosität und Engagement
Personen denen ihre Religiosität sehr wichtig ist, engagieren sich deutlich häufiger gesellschaftlich als Personen, denen ihre Religiosität unwichtig ist. In der modernen Gesellschaft wird die Bedeutung von Religion häufig kontrovers diskutiert. In West- und Mit­teleuropa wurde der Status der Konfessionslosigkeit im Laufe des 19. Jahrhunderts Teil des Rechtssystems. Der Trend sich von den Geboten der Religion zu lösen hat dazu geführt, dass religiöse Praktiken und Überzeugungen oft im persönlichen Umfeld gelebt werden, während öffentliche Räume manchmal neutralisiert werden, um verschiedenen Glaubensrichtungen Rechnung zu tragen. Negativ ausgedrückt, kann dies auch zu einem Verlust des gemeinschaftlichen Zusammenhalts führen, der früher oft durch Religion gefördert wurde. In pluralistischen Gesellschaften kommt es darauf an, ein Gleichgewicht zwischen der individuellen Religions­freiheit und dem Schutz des öffentlichen Raums zu finden. Situa­tionen, in denen religiöse Überzeugungen in die öffentliche Politik oder in das Bildungssystem einfließen, zeigen, dass Religion nicht vollig aus dem gesellschaftlichen Diskurs ausgeklammert ist und oft auch zu Spannungen führen kann.
Markus Auerbach