Wie Nachhaltigkeit im Bauwesen gelingt

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Wie Nachhaltigkeit im Bauwesen gelingt

Angesichts der wachsenden Herausforderungen durch den Klimawandel, Ressourcenknappheit und urbanes Wachstum gewinnt die ökologische,
ökonomische und soziale Nachhaltigkeit des Bauens zunehmend an Bedeutung. .
von Markus Auerbach

Innovative und traditionelle Materialien, energieeffiziente Techniken und ressourcenschonende Verfahren bieten Potenzia­le, um Bauprojekte umweltfreund­licher und langlebiger zu gestalten. Gleichzeitig fördert nachhaltiges Bauen die Lebensqualität der Bewohner und schützt natürliche Lebensräume.

Nachhaltigkeit im Bauwesen
Über Nachhaltigkeit im Bauwesen haben wir mit dem Architekten und Baubiologen J. Sebastian Tischer gesprochen.
Laut Architekt Tischer bevorzugt eine nachhaltige Planungsstrategie z. B. rückbaufähige Gebäude, die ganz oder teilweise demontiert und wiederverwendet werden sowie die Aufstockung bestehender Gebäude. Dadurch wird nicht nur der Ressourcenverbrauch reduziert, sondern es kann auch der Werterhalt von Immobilien gefördert werden. Dies ist gerade in Zeiten des Klimawandels wichtig, in denen ressourcenschonendes Bauen unabdingbar ist. Die bewusste Auseinandersetzung mit den eingesetzten Materialien und deren ökologischen Auswirkungen ist für die nachhaltige Bauplanung ein zentrales Thema. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Berücksichtigung der so genannten „grau­n Energie“. Darunter versteht man die gesamte Energie, die für die Herstellung, den Transport und die Entsorgung von Baumaterialien benötigt wird. Der Fokus auf die Reduktion dieser Energie ist entscheidend, um den ökologischen Fußabdruck von Bauprojekten zu minimieren. Der Einsatz von Materia­lien wie Holz, Lehmziegel und Schafwolle ist besonders sinnvoll, da sie nicht nur nachhaltig, sondern auch energieeffizient in der Verarbeitung und Wiederverwendung sind. Diese natürlichen Baustoffe verfügen zudem über hervorragende Eigenschaften in Bezug auf Wärmedämmung und Raumklima, was ihren Einsatz im nachhaltigen Bauen zusätzlich rechtfertigt. Nicht immer ist es möglich und sinnvoll, den Modetrends im Bauwesen zu folgen: Oft werden neue Materialien oder Technologien eingeführt, die zwar kurzfristig attraktiv erscheinen, aber aus ökologischer Sicht jedoch nicht die beste Wahl sind. Durch nachhaltige Lösungen, die im Einklang mit der Umwelt stehen, können die negativen Auswirkungen durch der enormen CO2-Emissio­nen des Bausektors in Zukunft deutlich gesenkt werden.

Architekt J. Sebastian Tischer

Werterhaltende Baumaßnahmen
Gerade in der Bauwirschaft, die zu den ressourcenintensivsten Wirtschaftszweigen zählt, hat das Prinzip der Kreislaufwirtschaft eine große Bedeutung für die Umwelt. Beim so genannten Upcycling finden die eingesetzten Materialien nach ihrer ursprünglichen Nutzung eine neue Verwendung. Die Immobilie wird in sortenreine Materialien zerlegt und ganz oder teilweise zu Sekundärrohstoffen aufbereitet, so dass diese in gleicher oder verbesserter Qualität wiederverwendet werden können. Ein nachhaltiges Gebäude muss wirtschaftlich und umweltverträglich sinnvoll gebaut und genutzt werden und sich an den späteren Nutzern des Gebäudes orientieren. Die Holzbauweise ist nicht nur umweltfreundlich, sondern bietet auch hervorragende Dämmeigenschaften und eine lange Lebensdauer, was zur Wertbeständigkeit der Immobilie beiträgt. Der Einsatz von Dämmstoffen und natürlichen Baustoffen fördert ein gesundes Raumklima und minimiert Gesundheitsrisiken. Gut gedämmte Fenster sind entscheidend für die Energieeffizienz eines Hauses und tragen nicht nur zur Senkung der Heizkosten bei, sondern erhöhen auch die Attraktivität der Immobilie auf dem Markt.

Wärme von der Sonne
In Zeiten steigender Energiepreise gewinnen Photovoltaik- und Solar­thermieanlagen immer mehr an Bedeutung. Durch den Einsatz dieser Technologien können die Energiekosten deutlich gesenkt, die CO2-Ausstoß verringert und die Nachhaltigkeit gefördert werden. In Südtirol gibt es verschiedene gesetzliche Förderungen und Anreize, die den Einsatz von Solarenergie wirtschaftlich attraktiv ma­chen. Diese Förderungen können jedoch je nach individueller Situation stark variieren, da Faktoren wie die Gebäudestruktur, die Ausrichtung und die Größe der Anlage sowie der aktuelle Energiebedarf berücksichtigt werden müssen. Mit einer Photovoltaikanlage können langfristig Energiekosten einspart werden. Photovoltaik nutzt die Sonnenenergie zur Stromerzeugung und kann so die Stromrechnung senken. Allerdings muss jeder Fall individuell betrachtet werden. Faktoren wie die Anschaffungskosten, die Staats- und Landesförderungen, die Größe der Anlage, die Ausrichtung des Daches und die lokale Sonneneinstrahlung spielen eine entscheidende Rolle für die Wirtschaftlichkeit. Auch die langfristige Wartung und mögliche Veränderungen in der Strompreisentwicklung müssen be­rück­sichtigt werden. Eine sorgfältige Planung und Beratung kann helfen, die Vorteile von PV- und solarthermischen Anlagen optimal zu nutzen und die finanziellen Fördermöglichkeiten auszuschöpfen. Positiv zu bewerten ist die Einführung des sogenannten Wintergartengesetzes im Rahmen eines umfangreichen Maßnahmenpakets der Südtiroler Landesregierung für leistbares Wohnen. Bei bestehenden Gebäuden in Wohngebieten dürfen Wintergärten wieder errichtet werden, ohne dass die Kubatur angerechnet wird, sofern die entsprechenden Vorgaben eingehalten werden. Damit soll die Wohnsituation der Bevölkerung verbessert und ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden.