Platz und Raum für Kunst sind oft begrenzt und in vielen Fällen schwer zugänglich, was es für zahlreiche Künstler zu einer Herausforderung macht, ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Häufig fehlt es ihnen an der Gelegenheit, ihre Arbeiten in einer Ausstellung zu zeigen – obwohl gerade diese Art der Präsentation für ihre künstlerische Weiterentwicklung von entscheidender Bedeutung ist. Der Austausch mit einem Publikum, das Feedback gibt und die Werke in einem neuen Kontext erlebt, trägt nicht nur zur Sichtbarkeit bei, sondern fördert auch den kreativen Prozess.
Die verschiedenen Ausstellungsformate im Meraner ost west club est ovest firmieren unter dem Namen Skraus Cube und möchten auch weniger bekannten Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Kunst und Ausstellungsobjekte sichtbar zu machen und dabei helfen auch jungen Kunstschaffenden eine Plattform zu bieten. Der Begriff des Skraus Cube geht auf das italienische Wort „scrauso“ zurück, das ein unvollständiges oder komisches Ding beschreibt und damit eine Abweichung von Perfektion und Reinheit anzeigt. Während der „white cube“ als der ideale, nahezu heilige Ausstellungsraum des 20. Jahrhunderts gilt, der die Kunst in einem perfekten Ambiente präsentiert, verfolgt der Skraus Cube einen völlig anderen Ansatz. Der Skraus Cube ist kein „weißer Kubus“, sondern ein unprätentiöser Raum, in dem die Kunst auf eine neue, unaufgeregte Weise erlebt werden kann. Statt auf geometrische Perfektion wird hier die Schönheit der Unvollkommenheit und der Imperfektion gefeiert. Der Raum zeichnet sich durch schiefe Wände, kräftige Farben und eine Atmosphäre aus, die fernab von Reinheit und elitärer Kunstverehrung liegt. Im Skraus Cube ist Kunst kein Objekt der Anbetung, sondern ein lebendiger, pulsierender Dialog, der sich mit dem Raum und den Menschen um ihn herum verbindet. Es ist ein Ort, an dem Kunst auch „dreckig“ werden darf und in dem die Interaktion zwischen Werk, Künstler und Betrachter im Mittelpunkt steht. Den Skraus Cube im ost west club est ovest gibt es nun schon seit mehr als 10 Jahren und er wird von einer Kunstgruppe um Laura Zindaco, Giorgia Lazzaretto, Sonja Steger, Doris Zelger und Thomas Zelger gestaltet und organisiert.
Mit der Gründung von Gallery302 wird nun eine neue Plattform ins Leben gerufen, die Künstler genau diese Möglichkeit bietet. Von März bis Juni gibt es die Möglichkeit für Künstler kostenlos und niederschwellig Teil dieser besonderen Initiative zu werden. Dieses Projekt soll der Beginn einer Reihe von Ausstellungen sein, die den Raum für vielfältige und experimentelle künstlerische Ausdrucksformen eröffnen und so vielen Menschen als möglich Zugang zu Ausstellungsräumen für ihre Werken geben sollen.
Gallery302 ist das Ergebnis des Wunsches, zusätzliche Ausstellungsfläche zu schaffen und dies in Form eines offenen, dynamischen und einladenden Projekts. Anders als in klassischen Galerien, in denen oft die Vermarktung und der Verkauf der Kunst im Vordergrund stehen, richtet sich der Fokus hier auf die Möglichkeit für die Künstler, ihre eigene künstlerische Praxis weiterzuentwickeln und zu vertiefen. Der Raum dient nicht nur als Ausstellung, sondern als kreativer Prozessort, in dem neue Ideen, Konzepte und Ausdrucksformen gefördert werden.
Die Veranstaltungsreihe Gallery302 nutzt diesen Ansatz und bietet Künstlern alle zwei Monate die Möglichkeit, ihre Werke in diesem einzigartigen, dynamischen Format zu präsentieren. Die Künstler, die sich für eine Teilnahme interessieren, sind eingeladen, ihre Arbeiten auf eine unkomplizierte und unkonventionelle Weise zu zeigen – ganz im Geist des Skraus Cube.
Diese Reihe wird von den Meraner Künstlern Thomas Zelger und Joseph Khuen betreut, die ihre langjährige Erfahrung und ihr Netzwerk in die Organisation einfließen lassen, um den Teilnehmern ein einzigartiges Umfeld zu bieten.
Thomas Kobler
Info: Künstler, die Interesse haben, an dieser Plattform teilzunehmen, sind eingeladen, sich über die E-Mail-Adresse info.gallery302@gmail.com
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