Wer gerne über kühle Waldsteige wandert, während die Stadt in der Sommerhitze flimmert, wer einsame Wege liebt und eine urige Alm, wo man auch zukehren kann, für den ist dieser Wandertipp genau das Richtige! Eine überaus lohnende Bergtour, die in ihrer anspruchsvolleren Variante Schwindelfreiheit voraussetzt. Doch die Mühe wird belohnt durch die Faszination der Spronser Seen in einer noch weitgehend intakten Natur.
Nachdem wir mit dem Bus von Meran nach Vellau und mit dem Korblift bis unter die Leiteralm gefahren sind, haben wir bereits eine schöne Starthöhe erreicht.
An der Leiteralm vorbei
Wir kommen zum Meraner Höhenweg. Gleich umfängt uns die Kühle des dichten Waldes und wir wandern auf Markierung 24 an vielen umgestürzten Bäumen vorbei. Der Wegweiser zur Taufenscharte ist den weniger anspruchsvollen Wanderern vorbehalten. Hin und wieder wird eine Steigung durch Steinstufen gemildert und über eine Spannbandbrücke überwinden wir den gefürchteten Töllgraben. Nach weiteren kleineren Gräben erreichen wir das Hochganghaus. Ein schmucker Holzbau vor dem altehrwürdigen Schutzhaus bietet Möglichkeit zu Einkehr und Übernachtung. In Serpentinen (Mark. 7!), die immer schmäler werden, je höher wir kommen, zieht sich der gut gesicherte Steig aufwärts. Viele Stufen sind in Fels gehauen, Ketten geben zusätzliche Sicherheit an dem ausgesetzten Steig.
Die Hochgangscharte erreicht!
Sie bietet einen ersten Blick auf den darunterliegenden Langsee, den größten aller Spronser Seen. Ein einzigartiger Anblick mit den vielen Eisschollen darin! Ein schöner Steig quert direkt von der Scharte bis unter die Milchseen. Wir genießen den ebenen Weg nach der Mühe des Aufstiegs. Zwischen den Felsen und im Schneewasser grünt und blüht es. Tausende von Soldanellen läuten mit ihren zarten Glöckchen, tiefblauer Enzian und die leuchtend gelbe Nelkenwurz erfreuen uns. Beim Abfluss des unteren Milchsees gilt es, einige Male über die Bächlein zu springen.
Der untere Milchsee
Er ist noch großteils vereist, nur der Rand leuchtet türkisgrün. Da man hier auf Schritt und Tritt einbricht, verzichten wir auf den Weiterweg zum oberen Milchsee. Auf einem schneefreien Felsblock halten wir ausgiebige Mittagsrast. Nur das Rauschen der Wasser, die von überall her die Felsen herunterspringen, der Pfiff des Murmeltiers und das Bimmeln der Glocken einer Schafherde, die sich auf einer Schneezunge zusammendrängt, durchbricht die große Stille dieser Bergeinsamkeit.
Über dem Milchsee thront der Gipfel des Tschigat. Da wir noch einen weiten Rückweg haben, brechen wir wieder auf.
Hinab zum Langsee
Er zeigt sich immer aus einer anderen Perspektive und in anderer Färbung, und wir wandern zügig dem Ufer entlang. Jenseits grüßen in der Ferne die Gipfel der Dolomiten. Nun müssen wir eine Steilstufe hinunter zum nächsten See, dem Grünsee, der wie in einen Kessel gebettet liegt. Von hier aus kann man zu den restlichen Spronser Seen aufsteigen, um über das Spronser Joch ins hinterste Pfelderer Tal zu gelangen. Wir wandern über den gepflasterten Weg bergab, und bald schon leuchten der Oberkaser- und der Pfitschersee von unten herauf. Auch die rotweiße Fahne flattert weithin sichtbar.
Die Oberkaseralm
Sie ist bewirtschaftet; außer Speis und Trank gibt es hier auch Stockbetten bzw. Matratzenlager für Weitwanderer. Nachdem unser Durst gestillt ist, geht es über eine kleine Brücke und jenseits – am Oberkaser- sowie am Pfitschersee vorbei – leicht ansteigend zum Pfitscher Jöchl. Hoch über dem tief eingeschnittenen Spronser Tal wandern wir nun über den Jägersteig fast eben auf Markierung 22 zügig talaus. Die Hänge sind rot von blühenden Alpenrosen. Immer wieder führen einige Stufen abwärts, der Steig ist sehr gut befestigt. Tief unten entdecken wir die Unterkaseralm sowie die Bockerhütte.
Wir erreichen den Mutkopf
Das Gasthaus „Mutkopf“ thront wie auf einer Terrasse hoch über Meran und dem Etschtal. In einer knappen Dreiviertelstunde, nochmals durch dichten Wald gelangen wir zur Seilbahn beim Hochmuter und genießen auf der Talfahrt den Blick auf Schloss Tirol, die Brunnenburg und das weite, fruchtbare Land.
Eine kürzere Variante
Sie ist weit weniger anspruchsvoll und ergibt sich, wenn wir von der Leiteralm aus auf Markierung 25 in 2 Stunden zur Taufenscharte aufsteigen und von dort den Weg zur Oberkaseralm nehmen. Für den Rückweg empfiehlt sich der beschriebene Jägersteig.
von Christl Fink
Ausgangspunkt: Leiteralm (1.522 m)
Ziel: Hochgangscharte (2.455 m), Oberkaseralm (2.131 m)
Gehzeiten: insgesamt rund 6,30 – 7 Std.
kürzere Variante: 4,30 – 5 Std.
Bergstation > Hochganghaus: 1,20 Std. > Hochgangscharte: 2 Std. > Milchsee: 30 Min. > Oberkaser: 1 Std. > Seilbahn: 2 Std.
Beste Zeit: Sommer, Herbst