Obermais ist bekannt als „das Villenviertel von Meran“. Mit seinen vielen Anwesen und Schlössern ist es nicht nur heute noch sehenswert, sondern auch reich an Geschichte.

Obermais erstreckt sich östlich der Passer bis nach Labers, grenzt im Norden an Schenna und wird an seiner südlichen Seite von Untermais durch den Winkelweg getrennt. Im Mai dieses Jahres wur­den erstmals Stadtviertelräte eingesetzt. Auch für Obermais wurde ein Stadtviertelrat eingerichtet und gewählt. Wir haben uns mit dem Präsidenten des Stadtviertelrates, Christian Gruber, getroffen, um mehr über den Standort zu erfahren.

Sie sind im Juni 2017 zum Präsidenten des Obermaiser Stadtviertelrates gewählt worden. Was ist ein Stadtviertelrat?
Christian Gruber: Der Stadtviertelrat ist ein beratendes Organ, das die Stadtverwaltung unterstützt. Ihr Ziel ist es, die Anliegen der Obermaiser bei der Stadtverwaltung einzubringen bzw. Informationen weiterzuleiten, um die Lebensqualität des Stadtviertels zu verbessern. Das Gremium trifft sich monatlich jeweils am zweiten Mittwoch im Monat im Bürgersaal von Obermais, wobei jeder Obermaiser eingeladen ist, sein Anliegen vorzubringen. Außerdem befindet sich im Bürgersaal auch ein Postkasten, in dem Anliegen, Verbesserungen und Themen eingebracht werden können.

Wie ist die Lebensqualität in Obermais?
Obermais ist das sonnenreichste Ortsgebiet von Meran und es leben dort rund 6000 Bürger. Es gibt moderne Wohnanlagen bis hin zu historischen Villen. Besonders hervorzuheben sind die vielen Ansitze und Schlösser, die davon zeugen, dass Adel und das Bürgertum Obermais sehr früh entdeckt hatten. So spricht man hier auch von der Wiege des Tourismus von Meran. Kein Wunder, dass sich auch hier die ehemalige Sommerresidenz von Kaiserin Sissi befindet. Schloss Trautt­mansdorff ist eines der Schlösser von Obermais, das die Beliebtheit des Ortsteils unterstreicht. Doch auch der historische Ortskern mit dem alten Rathaus in der Nähe des Brunnenplatzes ist einen Besuch wert. Rund um den Brunnenplatz befinden sich  ein kleines  Kaufhaus, eine Apotheke, ein Postamt, zwei Banken sowie mehrere Gastronomie-, Detailhandel- und Handwerksbetriebe.

Wie steht es um die  Obermaiser Wirtschaft?
Die treibende Wirtschaftssäule ist der Tourismus. In der Landwirtschaft haben wir hingegen vor allem viele kleinere geschlossene Höfe. Wobei zu sagen ist, dass der Großteil der landwirtschaftlichen Fläche vom Land- und Forstwirtschaftlichen Versuchszentrum Laimburg verwaltet wird.

Welche Bildungseinrichtungen gibt es in Obermais?
Wir sind stolz, einen Kindergarten, eine Grundschule mit einer großen Turnhalle und auch eine Mittelschule im Stadtviertel zu haben. Außerdem befindet sich in Obermais das Fortbildungszentrum Schloss Pienzenau sowie die Tagesstätte für Menschen mit Behinderung „Pastor Angelicus“, in der sich auch der Mensadienst für unsere Mittelschüler befindet. Leider ist das Gebäude der Mittelschule von Obermais in die Jahre gekommen. Nachdem die Musikschule Meran das Maiense- Gebäude aufgrund der Fertigstellung der Renovierungsarbeiten an der Einrichtung in der 30.-April-Straße wieder verlassen hat, konnten die Arbeiten für die Errichtung einer provisorischen Übergangslösung am Gebäude vollzogen werden. Als langfristige Lösung sehen wir als Stadtviertelrat das Gebäude des alten Krankenhauses Böhler, an der Kreuzung Schafferstraße /Dantestraße. Auch wenn dort einige Räumlichkeiten bereits von der Landeshotelfachschule genutzt werden, steht ein Großteil der Einrichtung noch leer.

Welche Angebote finden Senioren in Obermais?
Für unsere Senioren bieten wir in Obermais drei angesehene Altenheime: das Pflegezentrum Eden in der T.- Christomannos-Straße, die Villa Carolinum in der Schafferstraße sowie das evangelische Seniorenheim Bethania in der Schennastraße.

Foto: MGM/Alex Filz

Sie sprachen von mehreren Schlössern. Welche sind es?
Direkt am Brunnenplatz befindet sich Schloss Reichenbach. Ein einfacher Schlossbau aus dem 14. Jahrhundert. Sein heutiges Gesicht erhielt Reichenbach durch  Renovierungsarbeiten um 1860. Bis zu seinem Tode 1902 war das Schloss Wohnort des Arztes und Anthropologen Dr. Franz Tappeiner. Es befindet sich heute im Privatbesitz. Schloss Rottenstein thront oberhalb des Brunnenplatzes und steht in Besitz der Nachfahren des Erzherzogs Ferdinand Carl von Österreich. Neben Erzherzog Karl Ludwig I von Bayern und König Friedrich Wilhelm IV von Preußen wurde das Anwesen auch von Kaiserin Karoline Augusta als Feriendomizil besucht.
Einen großen Ansitz bildet auch das 1936 von Freiherr Senfft von Pilsach erworbene Schloss Planta in der Plantastraße. Ein weiteres großzügiges Anwesen befindet sich in der Nähe des Winkelweges, Schloss Winkel. Ein besonderes Augenmerk ist die großzügige Scheune. Direkt daran anschließend befindet sich ein größerer Wohnkomplex, in dem der berühmte Maler, Plakatkünstler und Grafiker Professor Lenhard lebte. An der gegenüberliegenden Seite des Haupthauses befindet sich ein Wirtschaftsgebäude und zur Hangseite hin ein länglicher Anbau, auf dessen Südseite sich ein umschlossener Barockgarten befindet. Der Ansitz „Schloss Pienzenau“ ist eine historische Hofstätte, deren urkundliche Erwähnung bis ins Jahr 1394 zurückreicht und lange Zeit zum Besitz der Familie Trautt­mans­dorff-­Weins­berg gehörte. Unter den vielen Besitzern des Anwesens findet sich auch Paul Kuh-Chrobak, der in Schloss Pienzenau viele Künstler – unter anderem auch den Komponisten Richard Strauss – zu Gast hatte. Weitere Schlösser sind Schloss Knillenburg in der Leichtergasse sowie Schloss Rubein in der Theodor-Christomannos-Straße. Das einzige öffentlich zugängige Anwesen ist Schloss Trauttmansdorff, welches gemeinsam mit seinen umliegenden botanischen Gärten zu den Wahrzeichen der Stadt Meran gehört und über lange Zeit beliebte Sommerresidenz des österreichischen Kaiserhauses war.

Auf welche Veranstaltungen sind die Obermaiser besonders stolz?
Mit dem „6. Obermaiser Dorffest der Blasmusik“ haben die Bürgerkapelle Obermais, die Freiwillige Feuerwehr Obermais, die Schützenkompanie Obermais und die Freie Feuerwehr Labers auch in diesem Jahr wieder gezeigt, was für eine starke Dorfgemeinschaft hier herrscht.
Ein weiterer Höhe­punkt, auf das wir in Obermais stolz sind, ist der wöchentliche Bauernmarkt, der jeden Donnerstag am Brunnenplatz stattfindet.

von Philipp Genetti