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Glas-Kunst

Werden Quarzsand, Kalk und Pottasche hoch erhitzt, entsteht wie im Zauber ein durchsichtiger Werkstoff. Seit der Antike begeistert Glas nicht nur Künstler, sondern ist mittlerweile zu einem gefragten Werkstoff im Baugewerbe geworden.

Sandgestrahltes Gefäß von Glasidee

Künstlerisch gestaltete Gebrauchsgegenstände aus Glas wie Vasen, Trinkgläser sowie dekorierte Fenster und Spiegel galten seit jeher als praktische und schöne Gegenstände, deren Besitz nicht selten Aufmerksamkeit erregten und von Reichtum zeugten.

Woraus besteht Glas?
Glas besteht aus Quarzsand, Kalk, der bereits im Sand enthalten sein kann, sowie Soda oder Pottasche. Gelegentlich werden auch alte Glasscherben beigefügt. Erhitzt man diese Rohstoffe auf 1400 bis 1500 Grad Celsius,  so schmelzen sie und verbinden sich zu einer form- oder gießbaren Masse, die nach dem Erstarren je nach Zusammensetzung mehr oder weniger durchsichtig ist. Den meisten Glassorten werden weitere Zusatzstoffe wie Metalloxyde beigemengt, um Härte und Färbung zu beeinflussen. Die gewünschten Glasformen werden durch Pressen, Blasen, Gießen, Schleudern, Spinnen, Walzen oder Ziehen erreicht. Durch Bearbeiten mit Säuren oder Sandstrahl, durch Gravuren, Bemalen oder Verzieren können zudem neue und reizvolle Dekormotive  entstehen.

Wo und wann entstanden die ersten Gläser?
Die ersten Glasfunde stammen aus Mesopotamien, aber das älteste Glasgefäß ist ein etwa 1450 vor Chr. in Ägypten entstandener Kelch. Die Römer verbreiteten das Glas in Europa. Der Beginn der venezianischen Glastradition entstand durch den Handel mit byzantinischen Glaserzeugnissen, die bereits im 10. Jahrhundert importiert und nach ganz Europa verkauft wurden.  Die Venezianer haben um 1500 die Quecksilberverspiegelung erfunden, die allmählich die älteren, mit Blei belegten Spiegel verdrängte.

Glasskulptur von Christoph Gabrieli

Im 15. und 16. Jahrhundert kamen Butzenfenster mit Bleifassung auf, die besonders in Kirchen und Klöstern, aber auch in Schlössern und Ansitzen kunstvoll bemalt wurden. Im frühen 19. Jahrhundert wurden mechanische Hilfsmittel zum Blasen der Gläser erfunden, und 1859 entwickelten zwei Briten die erste halbautomatische Flaschenblasmaschine. Ebenfalls in diesem Jahrhundert entstanden erste Metallformen, welche die Glasherstellung um vieles erleichterten. Im Lauf der Zeit entwickelten sich technische Glaserberufe, die vor allem im Wohnbereich und am Bau eingesetzt wurden. Künstlerisch begabte Glaser stellten selbstentworfene Kunstgegenstände her  oder boten ihre Handwerkskunst als Restauratoren und Kunstver­glasungs­fachleute an. Viele dieser Künstler haben ihr Wissen im sakralen Bereich erlernt und vertieft und sind als anerkannte Partner bei Restaurierungen und in der Denkmalpflege tätig.

Zu diesen künstlerischen Glasern zählt Glasermeister Christoph Gabrieli aus Lana, den bereits in seiner Jugend farbige Kirchenfenster begeistert hatten. Nach seiner Ausbildung in der Glasfachschule in Kramsach (A) hat er dann die künstlerische Laufbahn eingeschlagen. Für ihn bringt Glas Licht und Farbe in Wohnungen und somit ins Leben.

Glasarten gibt es viele, doch worin haben Sie sich spezialisiert?
Ich habe mich auf Kunst- und Bleiverglasungen, Glasmalereien und Schmelzglas spezialisiert. Ich  restauriere denkmalgeschützte Objekte wie Kirchenfenster und Fenster von alten Ansitzen und Schlössern. Ich gestalte aber auch Glasmotive für Gräber, stelle  personalisierte Spiegel für Bäder her und bemale auch Scheiben oder färbe Schmelz­­gläser ein.

Welchen Wert hat für  Sie der Werkstoff Glas?

Dekorative Duschwand von der Glaserei Jörg Mirko

Glas ist für mich ein funktionelles, aber auch dekoratives Element. Kunstverglasung verbindet die Atmosphäre technisch hochwertiger Gläser mit den gestalterischen Möglichkeiten kreativer Kunsthandwerker zu neuen und faszinierenden Entwürfen. Mein Ziel ist die Synthese von Handwerk und Kunst, und folglich ist der Werkstoff Glas für mich der Rohstoff für die Konkretisierung meiner Vorstellungen und Ideen.
Während Christoph Gabrieli mehr auf Farben und Farbkombinationen setzt, hat Hermine Tammerle mit ihren Gravuren und Sandstrahlarbeiten  einen anderen Weg eingeschlagen. Seit 1988 bearbeitet und graviert sie Glasvasen, Trinkgläser, Glasuhren und Glasspiegel und stellt verschiedene Geschenksartikel aus Glas her. Eigentlich hat sie als Autodidaktin angefangen, hat dann aber ihre Begeisterung zum Beruf gemacht.
Neben ihren künstlerischen Arbeiten und dem Verkauf im eigenen Geschäft hat sie diverse Glasbearbeitungskurse besucht und ihre Techniken perfektioniert. Heute wird sie im Betrieb von ihrer Tochter Martina, welche ebenfalls die Glasschule in Kramsach (A) besucht hat, tatkräftig unterstützt. Auch wenn Glasdekorartikel für den Verkauf bereits im Vorfeld geschaffen werden, wird ein Großteil der Artikel mit den gewünschten Personalisierungen erst nach Auftragserteilung hergestellt.
Dabei sind die auf Glas, meist mit Sandstrahl reproduzierten Motive so vielseitig wie die Kundschaft und wechseln je nach Alter und Vorlieben der Beschenkten. Nicht selten kommen auch Unternehmen zu den Glaskünstlerinnen, um Geschenke für ihre Mitarbeiter zu bestellen.

von Wilfried Mayr