Im Vergleich zum gesamten Italien hat die Landwirtschaft in Südtirol überdurchschnittlich große Bedeutung.
Vor 10 Jahren schon sprach das WIFO (Wirtschafts-Forschungs-Institut der Handelskammer) daher aufgrund ausgewerteter ISTAT-Daten von der Südtiroler Landwirtschaft als „Juwel“. Von den 7400 Quadratkilometern Gesamtfläche Südtirols sind 241.952 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche. Hinzu kommen die Waldflächen und die landwirtschaftlich nicht genutzten Flächen, die aber als solche verwertbar wären.
Südtirol, ein Bauernland
Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe – von den kleinsten bis zu den größten – wird mit 20.212 angegeben. Davon wiederum gehören 8.314 in den Bereich der viehhaltenden Betriebe. Das ist, statistisch kurz zusammengefasst, das Südtiroler Bauernland. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche, ob intensiv oder extensiv, also ob als Reb- und Obstkultur oder als Wiesen-, Weide- und Ackerlandkultur, ist über das gesamte Land verteilt, vom Tal unten bis hinauf an die Waldgrenze. Sie ist das beherrschende Naturelement Südtirols, und auf ihr, in ihr und mit ihr wohnen und leben unsere Bauern, die unserer Heimat seit Jahrhunderten das Gepräge geben.
Landwirtschaft ist unverzichtbar
Südtirol braucht seine Landwirtschaft und wird sie in Zukunft noch stärker brauchen: Die Bewirtschaftung der Flächen bringt Lebensqualität für uns Einheimische und auch für unsere Gäste. Die Südtiroler Landwirtschaft wird weiters auch als Energie-Rohstofflieferant (Hackschnitzel oder Pellets) immer wichtiger. Damit sichert sie nicht nur Arbeitsplätze im eigenen und in anderen Sektoren. Aufgrund der steigenden Lebensmittelpreise und der steigenden Transportkosten werden die landwirtschaftlichen Nahrungsmittel aus lokaler Erzeugung einen wachsenden Stellenwert erfahren. Die überdurchschnittlich große Bedeutung der Landwirtschaft, welche in Südtirol gehalten werden konnte, ist deshalb nicht nur rückblickend als positiv zu sehen, sondern für die Zukunft als strategisch einzustufen!
Thema Pflanzenschutz und Abdrift
Dazu schreibt Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler in der Broschüre „Abstandsregeln beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Obstbau, Weinbau und Flächenkulturen folgendes: „Die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in der Produktion von Lebensmitteln wie Obst oder Gemüse lässt sich nicht gänzlich vermeiden. Viele Landwirte verringern bereits jetzt Pflanzenschutzbehandlungen auf ein Minimum oder vermeiden sie durch die Anwendung von alternativen Verfahren. Durch regelmäßige Kontrollen von Nützlingen und Schadorganismen in den Anlagen können weitere Behandlungen eingespart bzw. nur dann angewandt werden, wenn die Schadensschwelle erreicht wird und somit Ausfälle zu erwarten sind. Ob Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden müssen oder nicht, können die meisten Landwirte dank der professionellen schulischen Ausbildung und Beratung mittlerweile gut selbst einschätzen. Als Anwender dieser relativ teuren Betriebsmittel sind die Landwirte selbst dem größten gesundheitlichen Risiko ausgesetzt, die diese Pflanzenschutzmittel nun einmal mit sich bringen können. Beides sind gute Gründe dafür, sie überlegt auszuwählen und einzusetzen. Auch der Einsatz moderner Ausbringtechnik leistet einen erheblichen Beitrag für einen umweltgerechten und zielgerichteten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. „Sehr giftige“ und „giftige“ Pflanzenschutzmittel finden sich nicht mehr im AGRIOS-Programm für den integrierten Obstanbau in Südtirol. Im Nationalen Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sind für diese Mittel wie auch für andere mit bestimmten Risikosätzen auf dem Etikett mit 30 bzw. 10 Metern relativ große Sicherheitsabstände zu öffentlich genutzten Parks, Grünflächen, Sport- und Spielplätzen, Erholungsflächen, Kindergärten, -tagesstätten, -horten, Schulen sowie Gesundheits- und Erholungseinrichtungen vorgeschrieben.
Bis ins Detail geregelt
Von der Landesabteilung Landwirtschaft werden strenge Regeln zu allen Belangen der Landwirtschaft erlassen. Wer glaubt, der Landwirt wäre heute sein eigener Herr, der irrt. Von der EU, dem Staat, der Region, dem Land und von den Gemeinden, den Verbänden und Konsortien werden jede Menge Vorschriften erlassen, auch genaue Definitionen. Wussten Sie, was ein Apfel ist? Hier die Erklärung laut Glossar unseres Landesamtes. „Ein Apfel ist eine Kulturpflanze der Art „Malus domestica“, welche im Freiland in einem regelmäßigen Pflanzabstand mit einer Mindestdichte von 200 Pflanzen/ha mehrjährig angebaut wird.“
Reinhard Gruber vom Lananer Familienunternehmen Gruber Landmaschinen weiß, wovon er spricht, wenn es um die heimische Landwirtschaft geht. Intensiv beschäftigt er sich mit Produkten für die Land- und Forstwirtschaft sowie für die Garten- und Parkgestaltung. In der eigenen Werkstätte feilt das Unternehmen an den technischen Hilfsmitteln. Wir haben mit Reinhard Gruber über die Landwirtschaft und die damit verbundene Technik gesprochen.
Welche Bedeutung hat die Landwirtschaft im Burggrafenamt?
Die Landwirtschaft im Burggrafenamt hat eine große Bedeutung. Es wird eine hervorragende Qualität bei Obst und Wein produziert. Die haben wir auch den guten klimatischen Bedingungen zu verdanken. Die Bauern arbeiten auf modern angelegten Obst- und Weinanlagen. Die Landwirtschaft hat auch deshalb eine große wirtschaftliche Bedeutung, weil sie viele Arbeitsplätze schafft.
Worauf setzen die Weinbauern bezüglich Landmaschinen?
Der Weinbauer setzt auf schmalspurige Raupenfahrzeuge mit Sprühgerät und Mulcher oder kleine Knicktraktoren mit Zubehör.
Welche Geräte braucht der Südtiroler Viehbauer im Stall?
Der Viehbauer braucht im Stall eine Melkanlage, Milchkühlgerät, eine Entmistungsanlage, im Stadel ist ein Heukran nicht mehr wegzudenken und auch eine Heubelüftung ist von großer Bedeutung.
Wohin entwickelt sich Landwirtschaft dank moderner Technik?
Die Traktoren werden immer moderner, mit einem besseren Wendekreis. Die Geschwindigkeit bei Getriebetraktoren wird immer besser abgestuft, bei hydrostatisch angetriebenen Traktoren gibt es einen stufenlosen Fahrantrieb. Auch die Motoren werden immer leiser und abgasärmer. Bei Sprühgeräten ist ebenfalls eine große Entwicklung zu sehen: eine immer bessere, feinere Verteilung des Mittels wird möglich. Dank der vielen Hilfsmittel können die Bauern ihr Feld immer schneller und einfacher bearbeiten. Bei Kleinbauern gibt es oft finanzielle Hürden, weil für die neuesten Investitionen Geld dafür fehlt. Größere Betriebe stellen ihren Maschinenpark den Kleinbauern zur Verfügung.