Der Wirtschaftsstandort Oberlana konzentriert sich vor allem entlang der Fußgängerzone am Lananer Gries. Hier haben sich neben mehreren Handels- und Dienstleistungsbetrieben auch kleinere Handwerksbetriebe niedergelassen.
Mit seinen über 50 Fachgeschäften stellt der „Gries“ außerdem das wichtigste Einkaufszentrum zwischen den beiden größten Städten Südtirols, Bozen und Meran, dar. Viele Jahrhunderte lang befand sich in Oberlana auch ein Gerichtssitz. Unmittelbar vor der Hofmannpassage befindet sich der ehemalige Gerichtssitz „Rosenheim“. Es ist der Geburtsort von Johann Kravogl, der mit seiner Erfindung des elektrischen Kraftrads zu einer der großen Persönlichkeiten Südtirols zählt. Zahlreiche Straßen in Lana, Marling, Partschins, Bozen, Meran, Brixen, wie auch in Innsbruck, Salzburg und Wien tragen heute noch seinen Namen. In Lana selbst gibt es die Johann-Kravogl-Straße, die von der Gartenstraße gegen Süden am Rosenheim vorbei und direkt in die Mitte von Oberlana führt, dem sogenannten Gries.
Geschichte von Oberlana
Zwischen dem 1592 genannten Kreuzwirt (heute Oberwirt) und dem bereits 1307 erwähnten Adlerwirt (heute Unterwirt) liegt noch der historische Dorfplatz von Lana. Bis in die letzten Jahrzehnte vor dem 1. Weltkrieg wurde Oberlana vor allem mit dem Gerichtssitz für das südliche Burggrafenamt zum bedeutenden Wirtschaftszentrum. Die imposanten und mehrstöckigen Bauten, wie auch das 1906 als Hotel Royal erbaute Rathaus, der Lanahof, die Villa Harmonie, das Bildhaus oder die Villa Karenbrunn verliehen dem Ortskern einen städtischen Charakter. Dieser Aufbruch zur Stadt wurde allerdings durch den Ausbruch des 1. Weltkriegs gestoppt.
Ortsmitte zur Einkaufsstraße
Von 1906 bis Anfang des 21. Jahrhunderts vergingen praktisch fast hundert Jahre, bis sich die Gemeindeverwaltung schließlich 2002 für eine Neugestaltung des Ortskerns aussprach. Unter dem Einsatz einer Fachjury gewann Domenico Lamarca die Projektausschreibung, deren Ziel es war, die Einkaufs- und Lebensqualität in Oberlana zu verbessern und mit einem attraktiven, klar erkennbaren Ortszentrum die Wettbewerbsfähigkeit des Ortes zu verbessern, so ließ die Gemeindeverwaltung damals in einer ihrer Presseaussendungen verlautbaren. Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Erneuerung war, dass damit auch gleichzeitig die längst überfällige Erneuerung und Ergänzung der schadhaften unterirdischen Versorgungsleitungen in Angriff genommen werden konnte.
Durch die zentrumsnahen Parkmöglichkeiten in der Hofmannzone, am Lorenzer Weg und unter dem neuen Sprengel wurde das Parkangebot von 200 auf 400 Stellplätze verdoppelt und der Durchfahrtsverkehr durch den Bau der Kreisel an der Gampen-, Ultner- und Meraner Straße flüssiger gestaltet. Nach Abschluss der Arbeiten im Jahre 2005 konnte das Ortszentrum Gries schließlich als Fußgängerzone ausgewiesen werden und bot neuen Initiativen einen passenden Austragungsort. Dazu zählen bis heute der lange Donnerstag, der Weihnachtsmarkt, die Genussmaile oder der wöchentliche Bauernmarkt. Entlang der neuen Fußgängerzone befinden sich hier viele inhabergeführte Traditionsbetriebe, die einen bunten Branchenmix aus Mode, Textil, Spielwaren, Bücher, Gastronomie sowie Kunst und Handwerk bilden. In unmittelbarer Nähe befinden sich außerdem das Postamt, die Zentrale der Ortspolizei sowie das Rathaus.
Kirchen in Oberlana
Gleich über der Falschauerbrücke befindet sich die seit 1644 bestehende Wallfahrtskirche Mariahilf. Nachdem die Kirche kurz nach ihrer Fertigstellung von den Wasserfluten der Falschauer zerstört worden war, wagte man 1649 an derselben Stelle einen Neubau. Bauführend war dabei die berühmte Südtiroler Baumeisterfamilie Delai. Die zehn Wappenschilder aus den 50er Jahren sind Wappen adeliger Bauern aus Lana, wie beispielsweise der Familie Schöpfer, Enzberg, Thaler oder Miller von Aichholz. Am 9. August 1768 wurde die Kirche unter Kaiser Joseph II. kurzzeitig geschlossen. Aufgrund vieler Proteste von Seiten der Bevölkerung wurde die dem Heiligen Johannes geweihte Kirche dann aber bald wieder als Schulkapelle eröffnet. Heute ist die Kirche im Besitz der Interessentschaft Vill, Oberlana.
Folgt man etwas südlicher der Griesstraße abwärts zur Kreuzung Maria-Hilf-Straße – Andreas-Hofer-Straße, befindet sich auf der rechten Seite das Kapuzinerkloster mit der 1697 eingeweihten Kapuzinerkirche. Die schlichte Ausstattung der Kirche sollte den Gläubigen möglichst wenig Ablenkungen bieten und sie einladen, zur Ruhe zu kommen. Der Hauptaltar, wie auch die Seitenaltäre stammen aus der Zeit des Barock. Besonderes Augenmerk gilt vor allem der äußeren Fassade mit den angebauten Arkaden aus dem 19. Jahrhundert und die Lourdes-Grotte aus dem Jahre 1913. Nachdem die Bruderschaft der Franziskaner über längere Zeit hinweg keine Nachkömmlinge mehr aufzuweisen hatte, wurde ein Teil des Klosters schließlich der Gemeinde- und Landesverwaltung übergeben. Der letzte übergebliebene Franziskanerbruder ist Pater Bruno.
Vom ersten Sprengel Südtirols zum neuen Sprengel
Nachdem der 1991 in Lana eröffnete erste Gesundheits- und Sozialsprengel Südtirols bereits Ende der Neunziger nicht mehr seinen Anforderungen gerecht werden konnte, bemühte sich die Gemeindeverwaltung mit Bürgermeister Christoph Gufler um einen Sprengelneubau. Nach vielen Vorsprachen beim Landeshauptmann und Landesrat Otto Saurer erfolgte 2003 die Zusage. Dennoch dauerte es dann noch weitere fünf Jahre, bis die Bauarbeiten schließlich auf dem Areal des Kapuzinerklosters begonnen werden konnten. Das Klostergebäude selbst blieb dabei unberührt. Auch konnte durch Errichtung eines öffentlichen Durchganges der historische Kapuzinergarten aufgewertet werden. 2011 wurde der neue Gesundheits- und Sozialsprengel schließlich eröffnet. Der Neubau besteht aus fünf Stockwerken und hat zwei Untergeschosse mit einer Lagerfläche für den Sprengel, sowie eine von der Gemeinde finanzierte öffentliche Tiefgarage mit 114 Stellplätzen.
Persönlichkeiten aus Oberlana
Neben dem Erfinder Johann Kravogl stammt auch der berühmte Seilbahn-Pionier und Unternehmer Luis Zuegg aus Lana. Er war unter anderem maßgebend beteiligt am Bau der Burggräfler Lokalbahn Lana-Burgstall, die bis ins Jahr 1959 Personen von Burgstall bis nach Oberlana transportierte und bis 1979 als „Apfelexpress“ genutzt wurde. In den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts bestand auch eine mehrspurige Tramlinie nach Meran, die 1908 bis nach Obermais erweitert wurde.
Heute hat diese öffentliche Verkehrsverbindung Lana – Meran der Bus Nr. 211 übernommen. Außerdem verbindet ein spezieller City-Bus die verschiedenen Ortsgebiete der Dorfgemeinde Lana und bietet eine bequeme Mobilität auch ohne Auto.
von Philipp Genetti