Ein außergewöhnlicher Lebenslauf, den der abenteuerhungrige Junge aus Vernuer im Passeiertal vor sich haben sollte. Bereits mit 14 Jahren, als er auf der Seiser Alm im Gastgewerbe arbeitete, hat er dort seine große Liebe zum Fliegen entdeckt.
Wie und wann sind Sie zum Hobby Ihres Lebens gekommen?
Franz Pixner: Ich arbeitete damals in der Sanon-Hütte auf der Seiser Alm. Dort lernte ich die Grödner Brüder Marcus und Gabriel Kostner kennen, beide Piloten des Aiut Alpin und Hobby-Drachenflieger. Mit ihnen habe ich meine ersten Flüge gemacht und habe dann ihren Flugdrachen abgekauft. Mein Bruder, der beim Militärdienst Fallschirmspringer war, hat mir erste Tipps gegeben, und mit 16 Jahren habe ich im Allgäu eine Flugschule besucht, um Flug- und Steuerungstechniken sowie Wetterlagen von Grund auf kennenzulernen. Habe dann mit 18 meinen Flugschein erworben.
Sind Sie auch mit anderen Fluggeräten geflogen?
In den 1980er Jahren bin ich mit Gleichgesinnten vor allem um Sand in Taufers, auf der Seiser Alm und über dem Meraner Becken „dahingesegelt“. Vor 35 Jahren sind die ersten Gleitschirme in Südtirol am Himmel erschienen, und da wollte ich natürlich gleich mithalten. Mitte der 80er Jahre begann ich mit meinen ersten Tandemflügen. Damals sind wir gerne von den Muthöfen aus gestartet, zumal ich in Dorf Tirol gearbeitet habe. Da mich jede Art von Fliegen fasziniert, bin ich auch mit Motordrachen, Segel- und Motorflugzeugen sowie Hubschraubern gemeinsam mit anderen Piloten geflogen. Flüge mit Doppeldrachen und Gleitschirmen mit Rucksackmotoren habe ich auch ausprobiert.
Heute fahre ich meist mit der Hirzer-Bahn nach Obertall/Prenn oder dem höher gelegenen Klammeben, um von dort mit meinen Gästen im Tandem nach unten zu fliegen. Wetterprognosen und Wind müssen passen, um weder für meine Fluggäste noch für mich Risiken einzugehen.
Machen Sie noch Tandemflüge?
Als Mitbegründer des Flieger Clubs bin ich zwar heute noch offiziell Präsident, fliege aber nur noch ab und zu mit alten Freunden und Bekannten oder in speziellen Fällen, wie mit unserem Herrn Bischof Ivo Muser. Ich bin überzeugt, dass heute die jüngeren Piloten besser fliegen können als wir alten „Hasen“. Meine langjährigen Flugerfahrungen gebe ich gerne den Jungpiloten weiter.
Einige Hobbypiloten sind verunglückt. Fliegt nun die Angst mit?
Gleitschirmfliegen birgt immer ein Risiko in sich. Als erfahrene Piloten versuchen wir alle Für und Wider vor einem Flug abzuwägen. Dennoch kann man Unfälle nicht ganz ausschließen. Neben der eigenen Erfahrung erleichtern moderne technische Instrumente wie Höhenmesser, GPS, Wetter Apps und gute Wetterprognosen das Fliegen und sind hilfreich, um Risiken zu minimieren. Angst vor dem Fliegen kannte ich nie, wohl aber hatte ich stets viel Respekt vor jedem Flug, besonders wenn ich die Verantwortung für meine Tandem-Begleiter zu tragen hatte. Ich selbst hatte viel Glück und einen aufmerksamen Schutzengel, denn außer einem verstauchten Knöchel blieb ich bislang unverletzt. Flugfehler, Wetterumstürze, unberechenbare Situationen gibt es viele, und so ist die Liste meiner verunglückten Freunde und ehemaligen Kollegen im Laufe der Jahre länger geworden. Auch mein Sohn hatte einen schweren Unfall und hat sich mit viel Glück, ärztlichem Beistand und viel Durchhaltevermögen einigermaßen gut erholt.
Was fasziniert Sie so besonders am Fliegen?
Da ist einmal das unbeschreibliche Gefühl von der Luft getragen zu werden, wunderschöne und atemberaubende Landschaften aus einer neuen Perspektive zu genießen und zum anderen der Adrenalinkick angesichts der Gefahr, des lautlosen Schwebens ohne Boden unter den Füßen. Da oben bin ich ganz auf mich gestellt, voll konzentriert und muss selbst über Weitermachen oder Abbruch eines Fluges entscheiden. Alltagssorgen verlieren während des Fluges an Stellenwert und neue Energie macht sich breit, um den Alltag leichter zu meistern. Jeder Flug ist anders, nur etwas ist gleich: man landet immer auf dem Boden. Nach einer gelungenen Landung und anschließender Verinnerlichung des Flugerlebnisses macht sich ein Glücksgefühl breit.
Wie war Ihr bisheriges Leben?
Aufgewachsen bin ich in Vernuer. Nach Schulbesuchen im Johanneum in Dorf Tirol und in Meran habe ich den Abschluss der Hotelverwaltungsschule am Kaiserhof gemacht. Meine ersten beruflichen Erfahrungen sammelte ich auf der Seiser Alm, in München und in London, bevor ich 1988 meine Tätigkeit als Geschäftsführer der Tarscher Seilbahnen begann. 1992 wurde ich Geschäftsführer der Meran- 2000-Gesellschaft und war dort 20 Jahre lang tätig. Im Jahre 2012 war ich als Projektleiter des Unternehmens Leitner-Seilbahnbau in Aserbaidschan, wo ich gemeinsam mit einem anderen Tiroler Projektleiter an der Verwirklichung eines neuen Skigebietes mit entsprechenden Aufstiegsanlagen in einem abgelegenen Gebiet mitwirken durfte. Nach dieser besonderen Erfahrung in einem fremden Land, dessen Sprache mir genauso fremd war wie die Lebensweise der dort lebenden Menschen, kehrte ich zwei Jahre später, nach Vollendung der ersten Bauphase, nach Südtirol zurück und wurde Geschäftsführer der Hirzer-Seilbahn in Saltaus.
Und nicht genug. Sie stellten sich 2015 zur Bürgermeisterwahl und gewannen.
An eine Tätigkeit in der öffentlichen Verwaltung habe ich nie gedacht. Freunde haben mich dazu bewogen, und weil ich ein Riffianer bin, habe ich diese neue Herausforderung gerne angenommen. Das Bürgermeisteramt lässt sich mit meinem Beruf als Geschäftsführer der Seilbahn Saltaus gut vereinbaren. Vormittags bin ich meist im Gemeindeamt anzutreffen und nachmittags bei der Hirzer-Seilbahn.
Wie würden Sie sich beschreiben?
Ich war stets ein ruhiger, auf Ausgleich bedachter Mensch mit gesunden Hausverstand. Als lebensfroher Mensch genieße ich mein Privatleben und meine Freizeit gerne mit meiner Lebensgefährtin, zumal unsere Kinder bereits erwachsen sind. Neben meiner Fliegerei gehe ich gerne Ski fahren und wandern und genieße den Kontakte zu anderen Menschen. Auch interessante Reisen gefallen mir, wobei ich aber am liebsten in Südtirol bin. Ruhigere Momente verbringe ich am liebsten zuhause beim Lesen.
Wilfried Mayr