Die neuen Förderkriterien für Skigebiete und die Rolle der Kleinstskigebiete waren Inhalt einer Pressekonferenz am neu erbauten Skilift von Deutschofen.
An der Talstation des Dorfskiliftes von Deutschnofen ist am heutigen Donnerstag (29. März) in einer Pressekonferenz die Bedeutung der kleinen Skigebiete und Dorfskilifte für Südtirols Bevölkerung und für den Tourismus hervorgehoben worden. Gleichzeitig wurden die neuen Förderrichtlinien für Skigebiete erläutert, die am 13. März beschlossen worden sind. Sie betreffen die Investitionen in Beschneiungsanlagen, Pistenfahrzeuge, Beleuchtung, Sicherheitsnetze, Speicherbecken und überdachte Parkplätze, welche die Landesabteilung Wirtschaft bezuschusst. Jene für die Aufstiegsanlagen hatte die Landesregierung im vergangenen November beschossen. Diese Mittel dafür kommen von der Landesabteilung Mobilität. Landeshauptmann Arno Kompatscher ging auf die Bedeutung der Dorflifte und der kleinen Skigebiete für die Bevölkerung ein. „Es ist ein Privileg, wenn Südtirols Dorflifte erhalten bleiben. Anderswo gibt es sie kaum mehr – und man versucht vielerorts, sie wieder zu beleben“, betonte der Landeshauptmann. Daher würden die Landesförderungen vor allem in Kleinstskigebiete fließen, die sich Investitionen sonst nicht leisten könnten. Auch für den Tourismus von heute und vor allem jenem von morgen seien die kleinen Skigebiete und Dorflifte wichtig. Die Gäste überzeuge die Skidestination Südtirol umso mehr, wenn sie merken, dass auch Südtiroler und ihre Familien Wintersport betreiben – dies mache die Wintersportgesinnung sichtbar. „Mit Dorfliften und anderen Initiativen möchten wir der Zugang der Jugend zum Wintersport erleichtern“, sagte Kompatscher. „Denn sie ist zudem die Basis für unsere Champions von morgen.“ Hervozuheben sei auch das ehrenamtliche Engagement der Menschen vor Ort, ohne die es diese Lifte nicht mehr gäbe. Die Direktorin der Landesabteilung Wirtschaft, Manuela Defant, ging auf die neuen Förderkriterien für jene Investitionen ein, die nicht die Aufstiegsanlagen selbst betreffen. Insgesamt 11.431.725 Euro betrugen die Förderzuschüsse der Landesabteilung Wirtschaft im Jahr 2017, 8.518.250 Euro waren es im Jahr 2016. Rund 90 Prozent davon betrafen Beschneiungsanlagen. Auch für diese Investitionen erhalten die Dorflifte wie Deutschnofen und Kleinstskigebiete wie Reinswald oder Jochgrimm (Kategorie A) die höchsten Fördersätze, nämlich 80 Prozent. Die zugelassenen Höchstsätze für Investitionen betragen 250.000 Euro.
Schneereiche Winter keine Selbstverständlichkeit
„Diese Investitionen sind wichtig. Auch die kleinen Skigebiete müssen vorbereitet sein, wenn ein Winter mal nicht so schneereich ist wie in diesem Jahr“, unterstrich Defant. Das Land Südtirol habe sehr viel in die Skigebiete investiert, „die zur Verfügung stehenden öffentlichen Mittel werden aber nicht mehr. Daher war es notwendig, die Fördersätze anzupassen, damit die Mittel effizient eingesetzt werden. Auch müssten die Investitionen zeitlich gestaffelt werden, damit sie finanzierbar bleiben“, erklärte Defant. Die Fördersätze für die Skigebiete der Kategorie B, also Skigebiete, die nicht im internationalen Wettbewerb stehen, wie beispielsweise Meran 2000, Ulten, Plose, sind ab 2018 auf 60 Prozent festgelegt worden, berücksichtigt werden Investitionen bis maximal 500.000 Euro.
Die Kategorien C1, C2 und C3 umfassen Skigebiete, die im internationalen Wettbewerb stehen und bislang mit 35 Prozent bezuschusst wurden. Die mittleren bis kleinen Skigebiete (C1) wie Sulden oder Karersee, können nunmehr mit einem Zuschuss von 30 Prozent rechnen, die mittelgroßen (C2) wie Obereggen und die Seiseralm 15 Prozent – immer mit einem Investitionshöchstsatz von 500.000 Euro. Die großen (C3, wie Kronplatz oder Gröden) erhalten keinerlei Förderung mehr, außer die Investitionen sind für Randgebiete des Skigebiets vorgesehen. Hervorzuheben sind zudem die Investitionen in die Aufstiegsanlagen. Rund 9,8 Millionen Euro wurden 2017 für neue Anlagen und Renovierungen in Skigebieten bereitgestellt, unterstreicht der zuständige Mobilitätslandesrat Florian Mussner. „Dorfskilifte erhalten eine Sonderförderung in Höhe von 80 Prozent der anerkannten Kosten. Nur jene Seilbahnen, die ins öffentliche Verkehrsnetz eingebunden sind, erhalten mit bis zu 90 Prozent mehr Beiträge“, sagt Mussner dazu. Die Doktorandin Martha Gärber ging in ihrer Ansprache bei der Pressekonferenz auf die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit über die 23 Dorflifte und 16 Kleinstskigebiete ein. Zwei Drittel befänden sich in strukturschwachen Gebieten, für die ein Dorflift von großer sozialer und wirtschaftlicher Bedeutung sei. „Dank der großen Zuversicht der Akteure vor Ort und der Landesförderung, die diese kleinen aber feinen Skigebiete zu 100 Prozent genutzt haben, konnten sie sich gut entwickeln und gute Saisonergebnisse erreichen“, sagte Gärber. So hat der Dorflift von Deutschnofen im Jahr 2017 Zuschüsse von 462.843 Euro für den erst eröffneten Schlepplift und 333.200 Euro für eine Beschneiungs- und eine Beleuchtungsanlage genehmigt bekommen. Die zahlenden Nutzer sind so von rund 77.500 in der vergangenen Skisaison auf 83.400 im aktuellen Winter geklettert, wobei die aktuelle Saison noch nicht abgeschlossen ist (s. Grafik im Anhang).
Der Vorsitzende der Genossenschaft Dorflift Deutschnofen, Horst Pichler, bestätigte die Wichtigkeit des Dorfliftes von Deutschnofen für die Bevölkerung, speziell Kinder und Jugendliche. Pichler hob die drei wichtigsten Aspekte eines Dorfliftes hervor: den sportlichen und den gesellschaftlichen, aber auch ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal, nämlich die Überschaubarkeit. „Eltern und Skilehrer können die Kinder im Auge behalten, während sie fahren“, sagte Pichler.
Der Geschäftsführer der Obereggen AG, Siegfried Pichler betonte die Verantwortung der großen Skigebiete, die kleinen Skigebiete miteinzubeziehen, so wie es die Obereggen AG für die zwei Dorflifte von Deutschnofen und Petersberg getan habe.
Tourismus: Plus 9 Prozent im Winter
Landeshauptmann Kompatscher ging zum Abschluss kurz auf die ausgezeichnete Wintersaison ein und bat, dass man die kontroverse Diskussion über die guten Ergebnisse des Tourismus mit Augenmaß führen sollte. „Wir sollten uns darüber freuen können“, sagte er.
Obwohl noch nicht alle Daten des Februars eingegangen sind, haben die Ankünfte diese Winters nämlich jetzt schon um 7,4 Prozent zugelegt, während die Nächtigungen sogar um mehr als 9 Prozent höher liegen als im vergangenen Jahr. Auch die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in diesem Winter hat wieder leicht zugenommen – von 4,19 Nächte auf 4,25 Nächte. (mgp)