Um Ausnahmesituationen auf der Verkehrsachse des Brenners vorzubeugen, wollen Südtirol, Trentino und Tirol an einem Strang ziehen.
In einer wirksamen Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene mit dem Bau des Brennerbasistunnels, der Zulaufstrecken und der Verladeinfrastruktur sowie den notwenigen tarif- und ordnungspolitischen Maßnahmen sieht Landeshauptmann Arno Kompatscher nach wie vor die Lösung der immer problematischeren Verkehrssituation auf der Brennerachse. Nach dem Verkehrsstillstand am vergangenen Wochenende hat Landeshauptmann Kompatscher heute Mittag zu einem Gipfeltreffen eingeladen, um nach einer genauen Darstellung des Ablaufs der Ereignisse, Strategien und Maßnahmen für eine Vermeidung beziehungsweise ein besseres Management solcher Situationen zu definieren. An dem heutigen Treffen im Saal der Landesregierung im Landhaus 1 in Bozen nahmen neben Landeshauptmann Kompatscher auch die Südtiroler Landesräte für Zivilschutz, Arnold Schuler, und Mobilität und Verkehrsnetze, Daniel Alfreider, der Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti, die Tiroler Landeshauptmann-Stellvertreter Ingrid Felipe und Josef Geisler teil. Vertreten waren auch die Autobahnbetreiber A22 und ASFINAG. Zudem saßen Regierungskommissar Vito Cusumano und Vertreter der italienischen und der Tiroler Straßenpolizei mit am Tisch.
Neben diesen längerfristigen Maßnahmen wurde heute eine Reihe praktischer Schritte, darunter beispielsweise eine Vorabkontrolle der Wintertauglichkeit von LKW, die Verbesserung der Information und eine bessere Abstimmung der Leitstellen zwischen Tirol, Südtirol und dem Trentino vorgeschlagen. Auch eine Dosierung des Verkehrs auf der Brennerautobahn bei prognostizierten Ausnahmesituationen wurde als kurzfristige Maßnahme ins Auge gefasst, um Ereignisse wie jenes am vergangenen Wochenende zu vermeiden. Landeshauptmann Kompatscher sprach sich dafür aus, „Kennzahlen festzulegen und den Verkehr bereits in der Poebene zu filtern und zu dosieren, „da bei den enorm vielen Fahrzeuge, die heute auf der Brennerautobahn verkehren, ein kleines Ereignis ausreicht, um eine Ausnahmesituation herbeizuführen“. Die bestehende Euregio-Arbeitsgruppe Mobilität werde den Auftrag erhalten, diese Kennzahlen zu erarbeiten, kündigte der Kompatscher an. Die Tiroler Landesrätin Ingrid Felipe sprach von einem „tollen Schritt“ und erklärte die volle Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Der Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti betonte die Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit Tirol.
Bei dem Gipfeltreffen im Landhaus 1 in Bozen wurden Fakten und Standpunkte aller Beteiligten, vor allem der Autobahnbetreiber und der Straßenpolizei zur Sprache gebracht. Dabei wurde betont, dass die Kapazität der Autobahn über den Brenner längst an ihre Grenzen stoße und ein außerordentliches Ereignis wie ein Unfall oder äußere Wettereinflüsse innerhalb kürzester Zeit zu einer totalen Blockade oder kilometerlangen Staus führe. „Der Verkehr auf der Brennerautobahn hat sich seit 1990 verdoppelt“, gab Südtirols Landeshauptmann zu bedenken. Eine Stunde Verkehr entspreche 600 bis 700 Lastkraftwagen und 15 Kilometer Stau bei Stillstand. Freitag sei dabei wegen des Nachtfahrverbots in Tirol ein besonders kritischer Tag. Am vergangenen Freitag seien trotz des Schnees 10.000 LKW über den Brenner (beide Richtungen) gefahren. (LPA)