Der Schneeberg, über Jahrhunderte bewohnt und durch Tausende von Bergknappen „bearbeitet“, heute von Wanderern bevölkert, ist an einem herrlichen Augusttag unser Ziel.
Vor der Timmelsbrücke geht es dem Bach entlang über den Forstweg zur Timmelsalm. Wir jedoch nehmen sofort den nach rechts abzweigenden Weg, der uns in wenigen Minuten zur Tomele Kaser führt.
In Richtung Obere Gostalm
Auf Markierung 29 wandern wir erst ansteigend, später aber eben und in leichtem Auf und Ab durch den noch taufrischen Morgen. Ein Steig, so wie wir ihn lieben: leuchtend rote Hauswurzen am Wegrand und herrliche Ausblicke über wind- und wettererprobte Lärchen hinweg zu den Gletschern lassen uns immer neu staunen. Plötzlich weist ein originelles Schild darauf hin, dass wir über einen rechts abzweigenden Steig in fünf Minuten die Obere Gostalm erreichen würden. Doch unser Ziel liegt höher.
Im Reich der Murmeltiere
Kurz darauf sehen wir unter uns bereits das Haus. Eine breite Zufahrt führt vom Tal zur Alm. Unser Steig wendet sich oberhalb nun scharf im rechten Winkel talein. Die Bergkulisse hat sich inzwischen total verändert. Zu unserer Linken erhebt sich der Schönner Kofel, weiter im Hintergrund der Gürtelspitz und die Schneeberger Weißen. Fast eben geht es weiter. Immer wieder ertönt der scharfe Pfiff eines Murmeltiers, doch die wachsamen Tierchen sind zu gut getarnt, um sich sehen zu lassen. Schließlich müssen wir ein Bächlein überqueren und kommen zu Hinweistafeln.
Der letzte Anstieg
Es gibt vier Möglichkeiten, die letzten, gut 200 Hm zur Schneeberghütte zu überwinden. Wir sparen uns den ersten, links abzweigenden bequemen Weg als Rückweg. Geradeaus geht es kurz weiter zu einem zugemauerten, steinernen Gebäude und der „Direttissima“, der Aufstiegsanlage. Links und rechts davon führt je ein schmaler Steig in engen Serpentinen aufwärts. Wir wählen – je nach Kondition – eine der drei Möglichkeiten. Links, wie auch rechts sind besonders schmale Stellen mit Seilen gesichert. Eine Informationstafel vermittelt interessante Details zur einst weltweit größten Erz-Übertage-Förderanlage auf Schienen.
Das ehemalige Knappendorf
Noch ein bisschen Schwitzen, dann sind wir oben! Fast eben zieht sich das, was vom „Dorf“ am Schneeberg übrig geblieben ist, gegen den kleinen Schwarzsee. Den Mittelpunkt bildet das heutige Schutzhaus mit der Gaststätte und die liebevoll restaurierte Knappenkirche, in der an viele verstorbene Knappen erinnert wird. Das Museum, mehrere kleinere Hütten, sowie zahlreiches Mauerwerk und überall verrostete Eisen, Schienen u. a. zeugen vom einstigen Leben. Zahlreiche Schautafeln lassen die Vergangenheit lebendig werden.
Lebendige Geschichte
Kaum zu glauben, wie durchlöchert der gesamte Berg mit rund 150 km Stollengängen ist, die bis Maiern im hintersten Ridnaun führen. Einst hatten über 1000 Knappen hier untertage geschuftet, ihre Frauen hatten mitgeholfen, Kinder wurden hier geboren, eine Schule, ein kleines Krankenhaus und alles gab es, was zu einem Dorf gehört. Nach ausgiebiger Mittagsrast nehmen wir Abschied vom Schneeberg und wandern auf Markierung 29 in breiten, gemütlichen Serpentinen hinter einem Grasbuckel wieder abwärts.
Über den Knappensteig
Bereits am Hinweg ist uns der flache See mit seinen kleinen Wollgras-Inseln aufgefallen. Dorthin wenden wir uns. Es gibt zwar kein Hinweisschild, aber das Bergknappenzeichen weist uns auf den Lehrpfad hin, der sich gut sichtbar am rechten Seeufer entlangzieht. Während die Steige Nr. 31 und 29 sehr begangen waren, umfängt uns ganz plötzlich die große Stille der Berge. Unser Steig führt stetig abwärts, wir bleiben an der orographisch rechten Seite eines Rinnsals. Eine Abzweigung führt jetzt zur anderen Seite, und an einer Hütte vorbei kommen wir zum Karlstollen.
Zur Schneebergbrücke
Nun wenden wir uns zurück, geradeaus direkt zum kleinen Bach, überqueren ihn und gelangen durch ein kleines Waldstück zur Markierung 31, die uns in weiten Serpentinen, aber immer wieder den Forstweg kürzend, stetig bergab führt. Wir überqueren eine Brücke, an einem riesigen, geschmückten Kreuz vorbei kommen zur Forststraße. Wo sie eine scharfe Linkskehre macht, geht es geradeaus weiter, über einen schmalen Wiesensteig hinunter zur Timmelsjochstraße mit der Bushaltestelle.
Anfahrt: Mit dem Bus nach St. Leonhard im Passeiertal, dort weiter mit dem Ötztaler Bus, der nach Obergurgl fährt, bis zur Timmelsbrücke. Wer mit dem Auto fährt, muss denselben Rückweg nehmen.
Ausgangspunkt: Timmelsbrücke: 1759 m – dort kann man parken.
Ziel: Schutzhaus Schneeberg: 2355 m
Gehzeiten: insgesamt rund 4,30 Std.Timmelsbrücke > Obere Gostalm (1990 m):1,20 Std. > Schutzhaus Schneeberg: (2355 m): 1 Std.
Beste Zeit: Sommer, Herbst, bis zum ersten Schneefall
von Christl Fink