Ein Teil der Südtiroler Kultur.
Als Hauptmahlzeit eine Schlachtplatte, mit verschiedenen Fleisch- und Wurstsorten, Beilage Sauerkraut, dann ein Nachtisch mit Krapfen und Kastanien. Dazu Suser und Wein. Das ist es, was einen zünftigen Törggele-Abend ausmacht. Das Törggelen ist in Südtirol seit jeher Brauch und auch ein Stück Kultur. Gebratene Kastanien und der neue Wein schmecken dabei so gut wie jedem. Herbstzeit ist sozusagen Törggelezeit. Der Brauch passt sehr gut in diese Jahreszeit, die ja immer kühler wird. Ein geselliges Beisammensein bei Einbruch der Dunkelheit, was kann es Schöneres geben? Der Brauch findet in Buschenschänken und urigen Lokalen von Oktober bis Ende November statt. Im Burggrafenamt zählt das Törggelen zu den bekanntesten Traditionen. Dabei finden Gäste sowie Einheimische in Meran und Umgebung eine Vielzahl an Buschenschänken und dergleichen, die zu einer zünftigen Törggelepartie einladen. Das Törggelen selbst ist ein alter Brauch und bereits einige Jahrhunderte alt. 1845 schrieb der gelehrte Benediktinerpater Beda Weber: „Die gebratenen Kastanien schmecken besonders gut zum Wein und Herbstpartien auf diese Leckerkost gehören zu den Freuden der Etschländer“. Fast gleichzeitig, nämlich 1846, beschreibt der Reiseschriftsteller Ludwig Steub in seinem Buch „Drei Sommer in Tirol“ ausführlich eine Törggelepartie in der Meraner Gegend.
Den „Nuin“ verkosten
Beim Törggelen ging es stets darum, im Spätherbst beim Bauern den neuen Wein zu verkosten. Dazu begab man sich in die Torggl, einen ebenerdigen Raum, der seinen Namen von der großen dort aufgestellten hölzernen Weinpresse hat. Solche Torggeln gab es bereits im Mittelalter. Der Name der Traubenpresse kommt vom lateinischen torquere, was soviel wie pressen bedeutet. Man ging also in die Torggl, um den „Nuin“, also den neuen Wein, zu verkosten. Der Wein stand seit jeher beim Törggelen im Mittelpunkt. Ebenfalls war und ist es Tradition, dass der Bauer nach der Ernte von Äpfeln und Wein seine Helfer, vor allem Freunde, Bekannte und Verwandte, als Dank zum gemeinsamen Essen und Beisammensein in seine Stuben und Weinkeller einlädt – dabei wird alles, was in dieser Zeit geerntet und geschlachtet wird, genüsslich verkostet.
Ein gesellschaftlicher Höhepunkt
Heutzutage steht beim Törggelen der neue Wein nicht mehr unbedingt so im Mittelpunkt wie früher. Oft wird das Törggelen zum Festessen. Zum Törggelen gehört nach wie vor die bäuerliche Kultur, die Gastfreundschaft, das Lebensgefühl auf Höfen. Fest steht aber auch: Mittlerweile ist das Törggelen zu einem gesellschaftlichen Höhepunkt geworden. Die Menschen treffen sich in modernen Lokalen mit oft urigem Ambiente, genießen dort bodenständige schmackhafte Speisen wie Gerstsuppe, Schlutzkrapfen, Sauerkraut und Knödel, die eingangs erwähnten Schlachtplatten mit Würsten und Geselchtem, Bauernkrapfen und gebratene Kastanien, begleitet von Wein und Suser. Großer Beliebtheit erfreuen sich auch die vermehrt stattfindenden Törggelefeste.
Wandern im Burggrafenamt
Zum traditionellen Törggelen gehören nicht nur guter Wein und traditionelle Gerichte, sondern zum Törggelen gehört auch eine Wanderung durch die vielseitige und interessante Kulturlandschaft des Burggrafenamts. Auch hierbei gibt es reichlich Möglichkeiten. Verschiedene Höhenwege, leichte Wanderungen und Spaziergänge mit zig Einkehrmöglichkeiten sind für Jung und Alt empfehlenswert.
von Michael Andres