Anna hat Zöliakie. Bereits kleinste glutenhaltige Partikel führen zu einer chronischen Entzündung und Schädigung der Dünndarmzotten. Die einzige Therapie gegen diese Krankheit ist eine lebenslange glutenfreie Ernährung.
„Hast du heute wieder nicht dein Pausenbrot gegessen!“, schimpft Annas Mutter. „Hab’ Bauchweh“, antwortet die 10-jährige Anna kurz und bündig und verschwindet im Kinderzimmer. „Schon wieder…“, murmelt ihre Mutter. Aufgrund ihrer Bauchschmerzen war sie schon mehrmals mit ihrer Tochter beim Arzt. Doch eine genaue Ursache konnte bis heute noch nicht ermittelt werden. Die Schmerzen kommen ganz unterschiedlich. Oft hat sie auch über einen längeren Zeitraum keine, ist dann aber meist lustlos und müde. Niemand würde aufgrund dieser Symptome auf eine ernsthafte Erkrankung schließen. Somit kann die Zöliakie weiterschreiten, bis sie aufgrund von Organschädigungen schlussendlich sichtbar wird. Es dauert durchschnittlich sechs bis sieben Jahre, bis diese Krankheit nach ihrem Ausbruch als solche diagnostiziert wird.
Zöliakie ist vererbbar
Ungefähr 35 % der Bevölkerung hat hierfür die genetische Veranlagung. Damit die Krankheit ausbricht, müssen folgende Faktoren vorhanden sein:
• die Aufnahme von Gluten
• ein Auslöser der Autoimmunreaktion. Gluten ist das Klebereiweiß, das man in Mehlsorten wie Weizen, Gerste, Dinkel, Roggen, Emmer, Hafer, Grünkern, Einkorn und Kamut findet.
Kostenbeitrag
Sobald die Diagnose feststeht, wird sich das Leben der Betroffenen grundlegend verändern. Es gibt einen monatlichen Landesbeitrag für den Kauf von glutenfreien Grundnahrungsmitteln, doch dieser deckt nur einen Teil der Kosten. Glutenfreie Produkte, welche für Zöliakie-Betroffene hergestellt werden, sind circa 152 % teurer als vergleichbare „normale“ (glutenhaltige) Produkte.
Dazu kommt noch, dass Frauen einen geringeren Beitrag als gleichaltrige Männer bekommen. Für Kinder wurde der Landesbeitrag seit Juli 2019 um bis zu 40 % gekürzt. Die Betroffenen, welche den Beitrag nutzen möchten, müssen ihre glutenfreien Grundnahrungsmittel in der Apotheke kaufen, da kaum ein Handelsbetrieb die Umsetzung der Kriterien schafft, die von der Landesregierung mit Beschluss festgelegt wurden. Wenn Anna zukünftig außer Haus essen geht, wird sie sich an den Kommentar „das bisschen Mehl“ und die Frage „Wie stark hast du es denn?“ gewöhnen müssen. Zöliakie ist jedoch eine Krankheit, keine Allergie. Es gibt hierbei kein leicht- oder halbkrank. Ein Krümel reicht, um die Entzündungen im Dünndarm auszulösen.
Die Arbeitsgruppe Zöliakie Südtirol hat eine Unterschriftensammlung für eine Petition gestartet.
Die Unterschrift ist auf www.openpetition.eu möglich unter dem Link „Gegen die Neuregelung der Beiträge, für die Digitalisierung des Erwerbs glutenfreier Produkte“ .