Nach rund acht Jahren Planungs- und Bauphase konnte der neue Kindergarten in St. Leonhard in Passeier vor einigen Wochen feierlich eröffnet werden.
Bereits seit diesem Kindergartenjahr dürfen sich rund 100 Kindergartenkinder sowie 15 Kindergärtnerinnen an ihrem neuen Schmuckstück erfreuen. Auf einer Gesamtkubatur von 7200 Kubikmetern ist ein dreigeschossiger Bau mit vorgelagertem Spielplatz und einem Zivilschutzraum als Lagerraum für die Freiwillige Feuerwehr entstanden. Untergebracht sind fünf Gruppenräume mit Nebenräumen, welche um eine großzügige Treppe als Hauptachse angeordnet sind. Der Neubau wurde zum Aushängeschild für eine ganze Gemeinde.
Beschluss vor acht Jahren
Aber der Reihe nach: Der bestehende Kindergarten im Untergeschoss des Vereinshauses entsprach weder in seiner Größe noch in seiner Ausstattung den Bedürfnissen eines modernen und zeitgemäßen Kindergartens. Kein Wunder, wurde dieser bereits in den 1970er Jahren eröffnet. Bereits vor rund acht Jahren hat man sich in St. Leonhard dafür entschieden, einen neuen Kindergarten zu bauen.
So hat die Gemeindeverwaltung unter dem damaligen Bürgermeister Oswald Tschöll nach einem Alternativstandort gesucht und mit Hilfe des Beitrages von Landesrat Philipp Achammer ein Grundstück am Südrand des Dorfes in der unteren Kohlstatt erworben. Die heutige Verwaltung hat 2015 einen Planungswettbewerb ausgeschrieben, den Architekt Peter Plattner gewonnen hat. „Nach der Sanierung der Grund- und Mittelschule galt es, den Kleinkindern eine ansprechende Heimstatt zu geben. Dies war auch notwendig, weil die Geburtenzahlen in den letzten Jahren leicht stiegen, in diesem Jahr sogar von bisher zirka 40 pro Jahr auf erstmals über 50. Mit diesem Bau ist die Zukunft des Kindergartens auf viele Jahre gesichert“, freut sich der aktuelle Bürgermeister, Konrad Pfitscher, im Gespräch mit der BAZ.
Das Projekt sah ein langgestrecktes Gebäude in rotem Sichtbeton und Dachbegrünung mit großen Fensteröffnungen vor, welche das Dorf in den Kindergarten hereinholen und umgekehrt den Blick auf das Dorfgeschehen öffnen soll. Der Standort stellte sich als Herausforderung dar. Denn einerseits wollte man den Kindergarten unbedingt in der Dorfmitte belassen, um überflüssige Fahrten zu vermeiden, anderseits führt die Umfahrungsstraße am neuen Kindergarten vorbei. Einen Alternativstandort außerhalb des Dorfes hätte es ohnehin nicht gegeben. „Es ist gelungen, den Kindergarten zum Dorf hin auszurichten, sodass die Umfahrungsstraße mit ihrer Lärmschutzwand weder optisch noch von der Lärmbelastung her störend ist“, lobt Bürgermeister Pfitscher.
Multifunktionaler Eingangsbereich
Der ländliche Baukörper wurde bewusst, aber behutsam in den bestehenden Kontext eingefügt und soll mit einer angemessenen Distanz den räumlichen Bereich zur dahinterliegenden Straße abschließen und somit einen Dorfrandabschluss bilden.
Der multifunktionale Eingangsbereich im Erdgeschoss soll einerseits die praktische, zentrale und behindertengerechte Anbindung aller Geschosse garantieren und andererseits die gemeinsamen, zum Teil auch öffentlich genutzten Räumlichkeiten mühelos, funktionell und klar verbinden. Neben dem getrennten Zugang zum Mehrzwecksaal kann durch die zentrale Lage der Büroräumlichkeiten der gesamte offene Eingangsbereich übersichtlich beaufsichtigt werden. Der Mehrzweckraum im Eingangsbereich bietet zusätzliche Erweiterungsflächen bei gemeinschaftlichen Kindergartenveranstaltungen. Dieser kann direkt und unabhängig genutzt werden und bildet einen geschützten Übergang zum Garten.
Zentrales Treppenhaus
Das Gebäude gliedert sich für den Lehrbereich in zwei Geschosse, bzw. im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss sind die fünf Gruppenräume mit den dazugehörigen Funktionen für den Lehrbereich angeordnet. Die fünf Gruppenräume und Nebenräume sind über ein zentrales Treppenhaus verbunden. Großzügige Spielräume bieten Kindern die Möglichkeit, an einem störungsfreien Ort ihre Kreativität und Phantasie frei zu entfalten. Im Untergeschoss findet man eine Holzwerkstatt sowie Lager, Zivilschutz, Technikräume und Personalraum. Im Erdgeschoss befindet sich eine Küche.
Ein Gemeinschaftswerk
Der Gemeindeverwaltung um Bürgermeister Konrad Pfitscher sei es ein großes Anliegen gewesen, „dass die Kindergärtnerinnen und die Kindergartenleitung auf Dorf- und Bezirksebene in Planung und Ausführung eingebunden wurden.“ So sei ein in Aussehen und Nutzung bemerkenswertes Gemeinschaftswerk entstanden. Im Kindergarten könne das Konzept der offenen Pädagogik bestens angewandt werden. Beim Bau wurde zudem großer Wert auf Nachhaltigkeit und natürliche Oberflächenbehandlung gelegt. So sind alle Wände der Gruppenräume mit sägerauen Tannenmassivbrettern verkleidet und die Böden in Holz ausgeführt. Die Decken bestehen aus Holzleisten mit darunter liegender Lärmdämmung. Der Kindergarten ist dadurch sehr ruhig, und die Kombination von warmen Holztönen und bester Beleuchtung schafft eine besondere Atmosphäre. „Verantwortlich dafür ist auch die ausgezeichnete Ausführung aller Arbeiten, und es erfüllt uns mit Stolz und Freude, dass ein Großteil der Arbeiten von Passeirer Firmen ausgeführt worden sind“, freut sich Bürgermeister Pfitscher.
von Michael Andres