Etwas läuft schief

Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen nimmt alarmierend zu, wobei immer mehr bereits im Alter ab 12 Jahren mit „Koma-Trinken“ beginnen. Experten sind sich uneinig über die Ursachen, betonen jedoch den Anstieg des „Kampf-Trinkens“. Während einige argumentieren, dass vor allem Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien betroffen sind, zeigen Studien, dass das Problem quer durch alle Schichten existiert. Verantwortlich seien oft nachlässige Eltern und eine Gesellschaft, die wegschaut.

Die Verfügbarkeit von Alkohol durch günstige Angebote in Supermärkten und der Einfluss sozialer Medien verstärken den Trend. Zudem beginnt die Aufklärungsarbeit über Alkoholmissbrauch häufig zu spät, sodass präventive Maßnahmen bereits bei jüngeren Kindern notwendig wären. Viele Jugendliche suchen beim Trinken nach einem Weg, ihre Probleme zu bewältigen oder ihren Mut zu beweisen.

Besondere Aufmerksamkeit sollte zudem dem Einfluss des Freundeskreises geschenkt werden. Oft setzen sich Jugendliche in Gruppen unter Druck, um Zugehörigkeit zu erfahren, was sie zu riskanten Verhaltensweisen verleiten kann. Die Lust auf Abenteuer und der Drang, die eigene Identität zu finden, tragen zur Attraktivität des Alkoholkonsums bei. Man will nicht ausgegrenzt oder als veraltet wahrgenommen werden – ein Gefühl, das viele dazu bringt, die eigenen Grenzen zu überschreiten. Was jüngst bei einer Party in einem Skigebiet für Schlagzeilen sorgte, wurde mehr als kon­trovers diskutiert. Wenn eine Feier für 500 Teilnehmer ausgerichtet ist, dann aber 3000 anwesend waren, kann von einem regulären Festbetrieb keine Rede sein. Jugendvertreter gaben der „älteren Generation“ die Schuld, als schlechte Vorbilder die Hauptschuldigen für die Alkoholexzesse zu sein. Dass außer Alkohol auch andere Substanzen im Spiel sein könnten, wurde vertuscht. Auch ist es eine leidige Angewohnheit, immer nach Schuldigen zu suchen, anstatt vor der eigenen Haustür zu kehren …

Walter J. Werth