Wolfgang Ausserer – ein Leben fürs Antiquariat

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Wolfgang Ausserer – ein Leben fürs Antiquariat

Wolfgang Ausserer (r)

Wo kann man noch in alten Büchern herumstöbern, alte Akten und Skizzen überfliegen, vergilbte Postkarten und geschichts­trächtige Landkarten studieren und auch kaufen? Ein Antiquariat macht dies möglich,  aber Antiquariate sind inzwischen selbst zu einer Rarität geworden.

Seit über 70 Jahren gibt es in Meran das  Antiquariat Unterberger. Zuerst war es in den unteren Wasserlauben untergebracht und seit ein paar Jahren in der Sparkassenstraße in Meran, im Gebäude der „Alten Mühle“. Hier kann man in Ruhe  in einem rei­chen Bestand an antiquarischen, vergriffenen und seltenen Bü­chern stöbern und so manche Seltenheit entdecken wie Graphiken, Postkarten, Landkarten, aber auch handschriftliche Dokumente aus der Meraner Vergangenheit.

Herr Ausserer, wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Im Jahr 1976 habe ich das Antiquariat, nach Jahren der Lehre dort, vom Gründer Hermann Unterberger  übernommen und bis 2011 geführt. In der Folge habe ich dann meine Tätigkeit an Matthäus Schölzhorn abgetreten. Ich bin aber nach wie vor im Antiqua­riat  anzutreffen, denn die Lektüre von Büchern und das Sammeln verschiedenster Dinge haben mich schon immer fasziniert. Eigentlich wollte ich ja Mediziner werden, weshalb ich auch ein klassisches Studium begonnen habe. Aber das Schicksal hat es anders mit mir gemeint und so habe ich mich bei Hermann Unterberger richtig eingelebt, weitergebildet und den Kauf und Verkauf von Antiquarien  zu meinem Beruf gemacht. Mit der Zeit reift man anhand der eigenen Erfahrungen und Fehler, aber Herr Unterberger ist mir stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Zusätzlich habe ich aber auch von der Kundschaft gelernt, denn Intellektuelle die zu mir kamen und Fachbücher suchten, waren mit ihren Fragen und Erklärungen oft auch Lehrmeister für mich. Gutes Zuhören war somit ein wesentlicher Bestandteil meines Berufes. Privat lese ich ebenfalls  gerne, wobei mich Sachbücher immer schon fasziniert haben.

Welcher Kundenkreis kommt vorrangig in ein Antiquariat?
Unsere Klientel ist recht vielfältig. Jugendliche, Studenten und ältere Leser kommen aus verschiedenen Gründen zu uns, um Sachbücher, Romane oder hochwertige seltene Exemplare für ihre Bibliothek zu suchen. Andere kommen, um sich inspirieren zu lassen. Wissenschaftler und Studenten suchen meist Fachbücher und Werke für ihre Ausbildung bzw. wissenschaftliche Tätigkeit. Aber es gibt auch Sammler, wie Umberto Eco, die bereits tausende von Büchern besitzen und bei uns fehlende Buchexemplare suchen, um ihre Sammlungen zu ergänzen. Ein Buch auszuwählen bereitet vielen Lesern ebenso viel Freude wie die anschließende Lektüre desselben. Antiquariate kaufen und verkaufen zwar Bücher, verleihen diese aber nicht, weil hierfür die Bibliotheken zuständig sind.

Woher beziehen  Buch-Antiquariate ihre Bücher?
Antiquare beziehen ihre Bücher aus verschiedenen Quellen. Dazu zählen natürlich andere Antiquare, Privatpersonen, Sammler und auch bei Versteigerungen erwerben wir oftmals qualitativ hochwertige Bücher für unsere Kunden.  Wichtigste Quelle ist heute aber das Internet geworden, wo wir zwischendurch „echte Leckerbissen“ und Raritäten finden. Zudem gibt es aber auch noch das „ZVAB – Zentrale Verzeichnis antiquarischer Bücher“, was so viel wie eine zentrale Bücherstelle für Antiquariate ist. Hier können professionelle Antiquare ihre Bücher, Noten, Graphiken,  Postkarten und wertvollen Publikationen zum Kauf anbieten bzw. dort auch beziehen.

Wer führt an Ihrer Stelle nun das Antiquariat  Unterberger?
Seit 2011 gehört der Betrieb samt Inventar der Firma Schölzhorn, die auch die Buchhandlung „Alte Mühle“ in Meran besitzt.  Matthäus Schölzhorn ist nunmehr der Geschäftsführer der Antiquariat-Handlung geworden, wobei ich ihm ab und zu gerne helfe und mein Wissen als „alter Antiquar“ einbringe.