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13. September 2017
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In Ulten

Fotos: Frieder Blickle & TV Ulten

Das Ultental gehört zu einem der unberührtesten Täler Südtirols und ist mit seinen Berg- und Stauseen bekannt als das wasserreichste Tal Südtirols. Früher war es auch bekannt durch seine Heilwasserquellen. Die Gemeinde Ulten umfasst die Fraktionen St. Gertraud, St. Pankraz und den Hauptort St. Walburg. Von hier aus wird das Tal seit 2010 von Bürgermeisterin Beatrix Mairhofer verwaltet.

Kirche von St. Gertraud

Woher das Ultental seinen Namen bekommen hat, ist bis heute nicht ganz geklärt. Neueste Forschungen gehen davon aus, dass es ein Besitzer namens „Ulte-nu“ gewesen sein muss, der dem Tal seinen Namen gab. Es gibt aber auch einige andere Deutungen der Herkunft des Namens. Doch erwiesen sie sich bisher alle als reine Spekulationen.

Mehrere archäologische Funde von Tonscherben und Leichenbrandstätten deuten darauf hin, dass das Tal schon 1000 Jahre vor Christi Geburt besiedelt war. Sicher ist, dass im Zug der Völkerwanderung Mitte des ersten nachchristlichen Jahrtausends die Besiedlung in Ulten durch die Ostgoten großen Aufschwung erlebte. Als das Tal 1082 vom Kloster Weingarten übernommen wurde, war es bereits besiedelt und verfügte über ausgeprägte Rechts- und Wirtschaftsformen. 1252 übernahmen die Grafen von Tirol Ulten, die es fortan auch verwalteten.

Eingeteilt war Ulten zunächst in 8, dann in 12 sogenannte „Werche“, das sind Wohnsiedlungen die nur aus wenigen Gebäuden bestehen. Nach der Ankoppelung an das Gericht Lana war das ganze Tal ab 1830 rund 150 Jahre lang eine einzige Gemeinde. Seit 1960 kennen wir das Ultental mit den Gemeinden St. Pankraz, St. Walburg und den beiden Fraktionen St. Gertraud und St. Nikolaus.

Die Ultner Wirtschaftsschau
Vom 8. bis 10. September zeigte sich auch heuer wieder das Ultner Handwerk, die Landwirtschaft, der Handel, die Industrie und Gastronomie in einem gemeinsamen Wirtschaftsschaufenster in Kuppelwies. Nach dem Erfolg der Leistungsschau im Jahr 2000 präsentierten heuer auf einem Ausstellungsgelände von rund 4.000 Quadratmetern 60 Betriebe aus Ulten, St. Pankraz, Proveis und Laurein den Besuchern ihre Produkte und Dienstleistungen.

„Ziel der Wirtschaftsschau“, so meint LVH-Ortsobmann von Ulten und Sprecher des OK-Teams Stefan Schwarz, „war die Stärkung des Zusammenhalts der Wirtschaftszweige und die Vertretung gemeinsamer Interessen.“ Gleichzeitig bot die Präsentation den Besuchern Einblicke in den Berufsalltag. Obmann Georg Gruber ist der Ansicht, dass die Besucher während der drei Ausstellungstage einen direkten Einblick in die Tätigkeiten der lokalen Betriebe sowie ein umfassendes Bild vom vielfältigen Angebot der Ultner Wirtschaft erhalten hätten.
Unter großem Andrang kam – neben informativen Beiträgen – auch die Unterhaltung nicht zu kurz. So sorgte ein spannendes Kinderprogramm für Unterhaltung bei den Kleinsten und ein Outdoor-Elektromobilitäts-­Fun-Park begeisterte sogar Groß und Klein.
Auch Musikliebhaber kamen auf ihre Kosten: zu den Highlights zählten Musikeinlagen der „Ultner Rock Nacht“ mit „Los Miserablos“, „The Blockes“ sowie „Californium und Firedrops“ am Freitag. Am Samstag spielte die Band „Querryman“ auf.
Mit Bürgermeisterin Beatrix Mairhofer, die das Ultental seit 2010 verwaltet, sprachen wir über die Gemeinde Ulten.

St. Gertraud, Lahnersäge

Frau Mairhofer, Sie wurden 2015 von den Wählern zum zweiten Mal als Bürgermeisterin bestätigt. Was hat sich seitdem in Ulten getan?
In den vergangenen Jahren haben wir viele Gemeindeprojekte vorangebracht. Allen voran ging es um die Erweiterung und Sanierung von Infrastrukturen sowie das Schaffen von verbesserten Rahmenbedingungen im Bauleitplan zur weiteren Entwicklung der Wirtschaft. Es ist uns ein gro­ßes Anliegen, dass die Ultner Familien sich in ihrer Ge­meinde gut aufgehoben fühlen und auch in der Gemeinde bleiben. Leider ist das Ultental gegen die zunehmende Landflucht der Bevölkerung nicht immun, und deshalb investieren wir in der Gemeinde vor allem auch in Bildung und Freizeit. Wir sind stolz, in jedem Dorf noch eine eigenständige Grundschule mit Mensabetrieb von Montag bis Freitag zu haben  sowie die Mittelschule in St. Walburg. Wir haben in St. Gertraud und St. Nikolaus überall, wo es möglich ist, Wohnbauzonen ausgeschrieben, in denen gebaut werden kann, und werden auf Ge­meindeebene zunächst den Kindergarten in St. Walburg sanieren und erweitern.

Welche konkreten Projekte für  Freizeit konnten in den letzten Jahren verwirklicht werden?
Wir haben die bestehenden Strukturen saniert, beim größten Sportplatz unserer Gemeinde  neuen Kunstrasen anlegen lassen und dafür gesorgt, dass eine Ganz­jahresnutzung möglich ist. Außerdem wurde an einer noch attraktiveren Gestaltung des öffentlichen Schwimmbads in St. Walburg gearbeitet und ein neuer Eislaufplatz mit dazugehörigem Gebäude errichtet. In der vergangenen Wintersaison haben wir für die ganz Kleinen im Tal ein Ski-Kinderland realisiert und pflegen jedes Jahr eine eigene Langlaufloipe. Ein attraktives Freizeitangebot für die einheimische Bevölkerung, das aber auch von Touristen mitgenutzt wird.

Welche Werte sind für Sie bei der Bewertung von Projekten ausschlaggebend?
Selbstverständlich müssen die Projekte der Gemeinde stets nach­haltig und langfristig sinn­stiftend ausgelegt sein. Dennoch setzten wir besonderes Augenmerk auf die Lebensqualität der Bürger. Da wir in Ulten leider nicht genügend Arbeitsplätze für alle Talbewohner anbieten können, nimmt die Bevölkerungsdichte in unserer Gemeinde durch die Abwanderung immer mehr ab. Wir haben derzeit rund 600 Auspendler im Tal, die einer Arbeit in Lana, Meran oder anderen Wirtschaftszentren nachgehen. Deshalb ist es für uns als Gemeinde wichtig, attraktive Le­bensräume zu schaffen, für die man trotzdem immer wieder gerne ins Tal zurückkehrt.

Wie sieht es mit der Wirtschaft in Ulten aus?
Die Wirtschaft wird in Ulten vom Tourismus geprägt. Gefolgt von der Landwirtschaft und dem Handwerk, wobei zu erwähnen ist, dass in der Landwirtschaft rund 60 % der Erwerbstätigen im Nebenerwerb tätig sind. Vor allem sprechen wir hier vom „Urlaub auf dem Bauernhof“. Als Gemeinde sind wir jedoch sehr bemüht, die Landwirtschaft in unserem Tal mit verschiedenen Maßnahmen auch finanziell zu unterstützen. Wir sprechen hier vor allem von der Instandhaltung des ländlichen Wegenetzes, aber auch der Sanierung der Schindldächer. Im Handwerk sind in Ulten viele Kleinunternehmen angesiedelt, von denen nur wenige mehr als 10 Mitarbeiter beschäftigen.

Wetterstimmung – St. Gertraud talauswärts

Ulten ist Teil des Europa-Projekts „Zukunft 2030 Passeiertal, Ultental, Deutsch­nonsberg und Meraner Umland“. Worum geht es dabei?
Wir arbeiten derzeit an mehreren Projekten, um den Wirtschaftsstandort Ulten zu stärken. Außerdem versuchen wir die bestehenden Infrastrukturen der Gemeinde besser zu nutzen. So haben wir vor kurzem eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um die bestehende Ultner „Winterschule“ an einen zentralen Ort zusammenzuführen.

Wie steht es um die von Traudl Schwienbacher gegründete Ult­ner „Winterschule“?
Die Winterschule ist eine Bildungseinrichtung, die sich zur Aufgabe gemacht hat, die traditio­nellen Handwerkstechniken wieder aufzugreifen und mit neuen Techniken zu verknüpfen. Dabei wird großer Wert auf die Nutzung natürlicher Rohstoffe gesetzt, die in Ulten über die Jahrhunderte hinweg verarbeitet werden. Wir sprechen hier von Anwendungen der Kräuterkunde oder Kreativwerkstätten in Verarbeitung von Wolle, Filz und Holz.

Auch im Sport ist Ulten international vertreten?
In erster Linie zu erwähnen sind natürlich unser aktuelles Ski-Ass und Sieger der legendären Streif in Kitzbühel Dominik Paris und sein Team, bestehend aus Ultner Serviceleuten. Bei der diesjährigen Sportlerfeier im April haben wir außerdem im Wintersport den „Rookie of the year im Scicross“ Sigmar Klotz, Felix Schwarz (Podestplätze beim Weltcup im Junioren-Doppelsitzer auf der Kunstbahn), den Italienmeister der Para-Olympics Christian Lanthaler, Naturbahn­rodler Florian Breitenberger und den jungen Biathlonisten und Sieger des heurigen Sprints in Tesero Hannes Breitenberger. Außerdem sind wir stolz auf viele Nachwuchstalente wie Yvonne Müller (Siegerin bei den FIL-Jugendspielen auf der Naturbahn), Lea Stangl (Zweite bei den FIL- Jugendspielen, Siegerin in der Raika-Jugend-Gesamtwertung im Naturbahnrodeln), Dominik Müller (Zweiter bei den FIL-Jugendspielen im Naturbahnrodeln), Lukas Schwienbacher (Jugend-Italienmeister bei der Verfolgung im Biathlon), Julia Gruber (zweiter Platz bei der Staffel bei der Jugend-Italienmeisterschaft im Biathlon) oder Petra Unterholzner (Junioren-Landesmeisterin im Slalom).
Wir haben in Ulten aber auch einige Serviceexperten und erfolgreiche Wintersporttrainer, wie den Ultner Franz Gamper, einen der erfolgreichsten internationalen Skitrainer, der der norwegischen Speedmannschaft zu einigen Erfolgen verhalf.
Im Berglauf haben vor allem die Ultner Brüder Richard und Andreas Wenin in den letzten Jahren durch ihre Erfolge auf sich aufmerksam gemacht.

Ulten gilt mit seinen 5 Stauseen und über 44 Naturseen als das wasserreichste Tal Südtirols. Was hat das Tal davon?
Leider muss man mit Wehmut sagen, dass fast alle Wassersammelstellen, die sich in den vergangenen Jahrzenten als ertragreich erwiesen haben, bereits abgeleitet und konzessioniert sind. Zuerst vom Energiebetrieb Enel und nun von der Alperia.

Gibt es konkrete Projekte zur Wiederbelebung der traditionellen Ultner „Badln“?
Auf Gemeindeebene haben wir bereits auf verschiedenste Weise versucht, das Thema Heilwasser in Ultental zu thematisieren und aufzuwerten, aber es gibt im Moment noch keine Strukturen, die dies im größeren Stil anbieten. Es haben sich einige Bürger zu einer privaten Initiative zusammengeschlossen, die sich die Inbetriebnahme eines ehemaligen „Badls“ zum Ziel setzt, jedoch gibt es noch keine klaren Konzepte dafür. Im kleinen Ausmaß sind die beiden Quellen Überwasser und Lotterbad von der Provinz bereits erfasst und öffentlich zugänglich gemacht worden, wo sich einerseits Private das Wasser holen, aber auch einige Tourismusbetriebe ihren Gästen das Wasser zum Verkosten anbietetet.

von Philipp Genetti