Die großen Bahnprojekte für das Pustertal und das Mobilitätszentrum Bruneck wurden am 13. September 200 Interessierten vorgestellt.
Einfach vom Privatwagen auf die Bahn umsteigen und damit Zeit und Geld sparen und Lebensqualität gewinnen. Dazu luden Landeshauptmann Arno Kompatscher und Mobilitätslandesrat Florian Mussner ebenso wie der Bezirksgemeinschaftspräsident und Bürgermeister von Bruneck, Roland Griessmair, am 13. September bei einem Infoabend in Bruneck ein, an dem 200 Interessierte teilnahmen. Die Bahn als bessere Alternative zum Privatauto präsentierten auch der Direktor der Landesabteilung Mobilität Günther Burger und der Präsident der Südtiroler Transportstrukturen AG (STA) Martin Ausserdorfer.
„Mobilität wird sich ändern und wir werden uns ändern. Wir haben die Aufgabe, die Infrastruktur für die moderne Mobilitätswelt von morgen zu schaffen, und zwar gemeinsam und für Südtirols Bürger – der Umwelt, der Gesundheit, der Wirtschaft und unserer Lebensqualität zuliebe wollen wir intelligente Lösungen umsetzen“, unterstrich Landeshauptmann Kompatscher. „Auf den Straßen müssen wir eine relativ gleiche und hohe Durchschnittsgeschwindigkeit schaffen, damit man schneller von A nach B kommt und deshalb braucht es Umfahrungen“, sagte Kompatscher. So viel Verkehr wie möglich, muss laut Landeshauptmann auf umweltfreundliche Verkehrsmittel verlagert werden und hier komme der Bahn mit attraktivem Fahrplan, zusätzlichen Haltestellen und kürzeren Fahrzeiten eine Schlüsselrolle zu. „Wir wollen in ganz Südtirol für die Bahnfahrgäste einen Halbstundentakt anbieten und einen Viertelstundentakt in Stoßzeiten auf den Hauptstrecken – ausgehend von diesen Fahrplänen müssen wir die Infrastruktur anpassen – es braucht dazu die großen Mobilitätsprojekte wie die Elektrifizierung der Vinschger Bahn, den Virgltunnel in Bozen, den Ausbau der Bahnlinie Meran-Bozen oder fürs Pustertal die Riggertalschleife und das Mobilitätszentrum Bruneck“, erklärte der Landeshauptmann. Kompatscher ging auch auf die Bedeutung des Brennerbasistunnel für die Erreichbarkeit des Pustertals ein, durch den 2026 rund 400 Güter- und Personenzüge fahren sollen und der somit auch für die Wirtschaft und Gesellschaft eine wichtige und schnelle Anbindung über die Landesgrenzen hinaus darstelle.
„Fangen wir an umzusteigen!“, forderte Mobilitätslandesrat Mussner, „Wir müssen unsere Fahrgewohnheiten ändern, denn mit so viel motorisiertem Verkehr und Staus geht es nicht mehr, und jeder soll seinen Beitrag für unsere Kinder und für die Umwelt leisten“, forderte Mussner. Er verwies auf die vielen bereits umgesetzten Bahnvorhaben. So sind laut Mussner 90 Prozent neue Züge im Einsatz mit einer Pünktlichkeit von 97 Prozent, von 55 Zugbahnhöfen sind 44 komplett oder teilweise modernisiert sowie mit Busanbindung und Parkplätzen ausgestattet. „2012 wurden 6,2 Millionen Fahrgäste registriert, 2016 waren es 9,8 Millionen und 2017 peilen wir zehn Millionen an“, berichtete der Mobilitätslandesrat. „Die größte Zuwachszahl wurde im Pustertal verzeichnet“, sagte Mussner und dankte allen, die die Bahn nutzen. Um noch mehr Menschen fürs Bahnfahren zu gewinnen, gelte es schnellere und attraktivere Zugverbindungen für längere Strecken zu schaffen wie etwa durch die Riggertaler Bahnschleife oder den Brennerbasistunnel und zum anderen die Bahn näher zu den Menschen bringen mit neuen Haltestellen wie beispielsweise in Schabs und Vahrn. Mobilitätsabteilungsdirektor Burger berichtete über das künftige Fahrplanangebot der Bahn und die Anbindungen im Eisacktal. „Die Fahrgäste können in Zukunft am Bahnhof Bruneck alle 30 Minuten, außerhalb der Wartungslücke, alle halbe Stunde einen Regionalzug in Richtung Bozen bzw. Sterzing nutzen und braucht auf der Strecke Bruneck – Bozen fast 15 Minuten weniger – rechnet man also eine halbe Stunde Zeitgewinn bei zwei Fahrten am Tag auf 220 Arbeitstage im Jahr auf, so kommt man auf 110 Stunden Zeitgewinn und hat also 4,6 Tage mehr Freizeit pro Jahr“, rechnete Burger vor.
Die wichtigsten großen Projekte für den Raum Pustertal stellte STA-Präsident Ausserdorfer vor. „Über die Riggertalschleife wird das Pustertal direkt an Brixen und Bozen angebunden und damit wird das gesamte Tal mobilitätstechnisch aufgewertet – in den kommenden Jahren wird in Bruneck ein Mobilitätszentrum nach modernsten Standards als strategischer Knotenpunkt für den öffentlichen Nahverkehr in Bruneck und im Pustertal entstehen“, erklärte Ausserdorfer. Auch in Ehrenburg soll es laut Ausserdorfer mit einer Bahnunterführung in die Industrie- und Handwerkerzone eine weitere Verbesserung für die Fahrgäste geben. Nach der Bahnrevolution vor zehn Jahren mit Einführung des Taktfahrplans und der Sanierung der Bahnhöfe starten wir nun mit einer weiteren großen Bahnoffensive – für das Pustertal bedeutet das durch die Riggertalschleife eine Beschleunigung und Zeitersparnis von 15 Minuten auf der Strecke von Bruneck nach Bozen, fasste STA-Direktor Joachim Dejaco zusammen. Weitere Informationsveranstaltungen für die Bürger werden in den nächsten Monaten von den betroffenen Gemeinden organisiert.
Riggertalschleife
Mit dem Bau der so genannten Riggertalschleife, einer 3,5 Kilometer langen Bahnverbindung zwischen Schabs und der Brennereisenbahnlinie, soll die Pustertalbahn direkt mit dem Bahnhof Brixen verbunden werden. Neben einem Beitrag zum Umweltschutz bringt die Bahnschleife für die Fahrgäste des Pustertals eine Zeitersparnis von 15 Minuten sowie Direktverbindungen nach Brixen und Bozen. Zusätzlich sind zwei neue Haltestellen, in Schabs und in Vahrn, geplant. Eine Studie der Südtiroler Transportstrukturen AG sagt für die für die Riggertalschleife eine Nutzerzunahme von 750.000 Fahrgästen voraus. Im ersten Abschnitt verläuft die gewählte Trasse parallel zur Brennerautobahn, die dann durch einen bergmännischen 850 Meter langen Tunnel unterquert wird und bis zum Portal in der Nähe der bestehenden Brücke der Pustertaler Staatsstraße unterirdisch verläuft. Anschließend führt die Trasse entlang der Pustertaler Staatsstraße bis zum Knoten Natz/Schabs, wo eine neue Zughaltestelle vorgesehen ist. Im letzten Abschnitt wird die Pustertaler Staatsstraße unterquert, um den Abschluss am die bestehende Bahnlinie Franzensfeste-Innichen zu ermöglichen. In den Bau der Riggertalschleife, inkl. der Anpassung des Gleisplans Brixen für ein rasches, unkompliziertes Umsteigen ohne Unterführungen, werden voraussichtlich rund 125 Millionen Euro investiert, wobei einen Teil der Kosten der italienische Schienennetzbetreiber RFI übernimmt. Zudem hat der Interministerielle Ausschuss für Wirtschaftsplanung CIPE in Rom 49 Millionen Euro für die Riggertalschleife vorgesehen. Die technischen Daten für den Bau sind bereits von der Landesregierung genehmigt. 2024 soll die Strecke befahrbar sein.
Mobilitätszentrum Bruneck
Besonders wichtig für die Bahn als Rückgrat der öffentlichen Mobilität im Raum Pustertal ist das neue Mobilitätszentrum in Bruneck, dessen Umsetzung von Land, Gemeinde und STA gemeinsam getragenen wird. Dafür soll das gesamte Areal angrenzend an das Bahnhofsgebäude in Bruneck übersichtlich strukturiert und so Hauptverkehrsknotenpunkt des Pustertales werden. Es liegt im Fadenkreuz von insgesamt 16 Buslinien (drei Citybus-Linien, neun Überland-Linien, vier Nightliner-Linien). Vorgesehen ist eine 22.000 Quadratmeter umfassendes Mobilitätsschnittstelle nach neuem europäischen Standard mit bequemen Umsteigemöglichkeiten ohne Unterführung und Wartezeiten. Für den strategischen Knotenpunkt für den öffentlichen Nahverkehr sind auch Busterminals mit zehn Haltebuchten vorgesehen. Zudem sind Parkplätze, Grünflächen, Radstellplätze, und Car-Sharing-Punkte vorgesehen. Nicht nur das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude wird saniert, sondern auch die Zufahrten werden verbessert. Pkws sollen künftig durch die bestehende Unterführung ausgehend vom Stegener Marktplatz fahren, um die Marconi-Straße zu entlasten. Die heutige Straße durch Stegener Marktplatz wird an den stadtseitig gelegenen Hang verlegt, was den Platz aufwertet. Neu errichtet werden ein Kreisverkehr bei der Pfalzener Straße mit Brücke über Ahr und Rienz. Dadurch sollen die Verkehrsflüsse optimal geregelt und vor allem auch ein sicheres Ein- und Ausfahren von und zum Mobilitätszentrum Bruneck gewährleistet.
(SAN)