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In Untermais

Untermais ist neben Sinich, Obermais, Gratsch und Labers auch ein Ortsteil der Gemeinde Meran und hat als Standort sowohl wirtschaftlich als auch kulturell einiges vorzuweisen.

Der Ortsteil Untermais liegt südlich des linken Passerufers und wird gegen Osten durch den Winkelweg von Obermais getrennt. Im Westen bildet das Etschufer die Grenze zu Marling und grenzt südwärts an den anliegenden Meraner Ortsteil Sinich. Über viele Jahr­hunderte hinweg bildete Mais, das heutige Untermais, eine eigene Ortschaft. Erste urkundliche Erwähnungen stammen aus dem Jahre 1095. Der Name „Mais“ hat aber noch wesentlich ältere Wurzeln. So trug im 3. Jh. nach Christus das römische Zollgebiet in der Nähe der Passermündung in die Etsch bereits den Namen „Statio Maiensis“. Um das 13. Jahrhundert war Untermais viele Jahre lang Besitztum des 1273 begründeten Zisterzienserstiftes Stams, welcher bis heute der Pfarre noch seelsorgliche Unterstützung bietet. Nachdem sich Meran in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Kurort für Tuberkulosepatienten etabliert hatte, wuchs auch der Ortskern Untermais und es entstanden bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 zahlreiche Hotels und Gastwirtschaften. 1906 wurde in der heutigen Matteotti­straße ein neues Rathaus errichtet. Durch das Dekret vom 24. September 1923 wurde Untermais 1924 gemeinsam mit den Ortsgebieten Obermais und Gratsch Teil der Gemeinde Meran.

Der Wirtschaftsstandort Un­ter­mais und das Maia-Center

Handel und Dienstleister im Maia-Center

Neben einigen Hotelanlagen im historischen Villenviertel und zahlreichen kulinarischen Einkehrmöglichkeiten konzentriert sich der Handel in Untermais vor allem um das alte Rathaus in der Matteottistraße und entlang der Romstraße. Dort befinden sich viele kleinere Detailhandelsbetriebe mit langer Tradition. Folgt man dem Verlauf der Gampenstraße in Richtung Bahnhof Untermais, befindet sich auf der linken Seite westlicher Richtung der Gewerbepark Maia-Center. Ein Projekt, das seinen Ursprung bei den Unternehmerfamilien Haller als Grundbesitzer und Caser & Söhne als Baufirma fand. Als einheimische Bauträgergesellschaft HalCas GmbH bildeten sie 1997 die finanzielle Basis für den Bau des ersten Gewerbeparks in Südtirol. Koordination und Bauleitung übernahmen die Ingenieu­re der Bozner Planerfirma Plan Team Bozen. Daraus entstand ein dreistöckiges Zweckgebäude mit einer operativen Fläche von jeweils 2500 m2 und einer Tiefgarage mit 175 Stellplätzen und zusätzlichen 75 Parkplätzen auf ebener Erde. Vor allem die nahe Anbindung an die Schnellstraße MeBo und der unmittelbare Bahn­hof Untermais und die dadurch gute Erreichbarkeit sprechen für den Gewerbepark. Es wundert also nicht, dass die Betriebsflächen des Maia-Centers heute zur Gänze veräußert und belegt bzw. vermietet sind. Sie bilden einen Branchenmix aus Groß- und Detailhandelsfirmen, Dienstleister und Freiberuflern. Auch die Meraner Marketinggesellschaft MGM hat das Maia-­Center für sich entdeckt wie auch der Hoteliers- und Gastwirteverband HGV, der in der ersten Etage mit einer Außenstelle vertreten ist.

Im Juni 2017 hat das Speckladele hier seine neue Filiale eröffnet. Mit einer großen Auswahl an hauseigenen Fleischprodukten und einem Bestellservice für Aufschnittplatten stehen die qualifizierten Mitarbeiter des Speckladeles ihren Kunden mit Rat und Tat zur Seite. „Wir sind mit unserem neuen Standort sehr zufrieden“, erzählt Michaela Illmer. Gemeinsam mit ihrem Mann führt sie das Familienunternehmen bereits in der 2. Generation.

Die Handwerkerzone
Wenn man von der Untermaiser Handwerkerzone spricht, fällt einem unweigerlich der Name Traudl Götsch ein. Als ehemalige Stadträtin war sie in den 1970er Jahren maßgebend an der Errichtung der „neuen“ Handwerkerzone beteiligt. „Als unser kleiner Karosseriebetrieb zu klein geworden war, um den gesetzlichen Vorschriften zu entsprechen, mussten wir uns für einen neuen Standort umsehen“, erzählt Traudl Götsch. Es war für sie und ihren Mann schon damals klar, dass dieser sich außerhalb des Stadtzentrums befinden musste. Auf der Suche nach Gleichgesinnten fanden sie schließlich rund ein Duzend weitere Handwerker, um eine erste Gewerbezone zu bilden. Nachdem die Meraner Stadtverwaltung das Gebiet beim Freihof in Sinich als Handwerkerzone ausgewiesen hatte, sprach Traudl Götsch bei der zuständigen Verwaltung vor, allerdings ohne Erfolg. Ungefähr zur selben Zeit begannen jedoch einige Bauern um das Gebiet des Untermaiser Bahnhofs ihre Gründe zu verkaufen. Für Traudl Götsch war das ein klares Zeichen, zumal sich das Gebiet als idealer Standort für ihre neue Handwerkerzone anbot. In enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Meran und der Landesverwaltung war sie wenig später bereits mit weiteren Landwirten der Gegend in Kontakt und ermutigte sie zum Verkauf bzw. zur Umsiedelung in den Vinsch­gau. Daraufhin konnten die Hand­werker die Grund­stücke er­werben, ohne dass eine Enteignung zustande kam. Unter der Ko­ordination von Stadträtin Traudl Götsch wurde somit 1978 Südtirols erste Handwerkerzone in Untermais eröffnet. Neben den bereits bestehenden Großbetrieben Zipperle und der Obstgenossenschaft Cafa waren das Autohaus Götsch und das Ein­richtungunternehmen Tischler, die Firma Elektro Covi, der Schneekatzenhersteller Herbst-­Pichler, der Kosmetikbetrieb Piroché, der Tischlerbetrieb Gufler, das Bäderstudio Huber und der Malerbetrieb Plant die Unternehmen der ersten Stunde. Nachdem sich die wirtschaftliche Lage in Italien mit 1979 drastisch zugespitzt hatte, mussten zwei Betriebe ihren Standort aufgeben. Im Gegenzug folgten jedoch andere Vorzeigebetriebe, wie 1992 der Fleischverarbeitungsbetrieb G. u. T. Siebenförcher OHG und 1998 die E. Innerhofer AG aus St. Lorenzen. Heute befinden sich in der Untermaiser Handwerkerzone rund 50 Handwerks- und Tertiärbetriebe, die in Meran die zweit­stärkste Wirtschaftssäule bilden.

1995 hat sich das Unternehmen Ladurner Hospitalia in der Untermaiser Handwerkerzone angesiedelt und konnte seine führende Position im Vertrieb von medizinisch-technischen Produkten erfolgreich ausbauen. Zu den Kunden von Ladurner Hospitalia gehören Krankenhäuser, Altersheime und Ärzte in Südtirol und darüber hinaus. Das Detailgeschäft in der Untermaiser Handwerkerzone mit einer Ausstellungsfläche von 180 m² ist heute ein Kompetenzzentrum für Hilfsmittel für die Pflege zu Hause und Rehabilitation. Ein zusätzliches Standbein im Detailgeschäft hat sich die Ladurner Hospitalia GmbH durch ihre beiden Vitaplus Sanitätshäuser in Brixen (Regensburger Allee) und Meran (Otto-Huber-Straße) geschaffen.

Wo immer es um optimale Beschallung und Musiksysteme geht, bietet Audiotech das passende Konzept. Audiovisions ist professioneller Partner für Musik-, Video- und Automationssysteme. In­novative Lösungen vereinen technische Kompetenz, Ästhetik und Benutzerfreundlichkeit. Angeboten werden unter anderem Musiksysteme für Hotels, Geschäfte und Privatkunden. Videotech hingegen ist für die Realisierung professioneller Videosysteme zuständig. Das Leistungsspektrum reicht von der Analyse, Planung, Konzeption bis zur professionellen Umsetzung. „Technik verstehen wir als Hilfsmittel, welches das Leben vereinfacht und unterstützt, aber auf keinen Fall komplizierter macht“, so die Profis von Videotech. Bei Domotech gibt es innovative Automationssysteme. Hotels oder Eigenheime können dabei ganz einfach gesteuert werden.

Großer Preis von Meran
Eine der größten Sehenswürdigkeiten von Untermais ist der Pferderennplatz. Die in den 1930er Jahren eröffnete Pferdesportanlage zählt zu den größten und schönsten Rennplätzen Europas. Mit einer Größe von 40 ha bietet er auf einer über 2 km langen Grasbahn verschiedene Rennstrecken für Hürden- und Jagdrennen, 341 Boxen, Querfeldeinparcours und Sandrundbahnen. Das berühmte Haflinger-Galopprennen am Ostermontag sowie der hochdotierte Große Preis von Me­ran zählen zu den kulturellen Hö­hepunkten der alljährlichen Reitsaison. Der erste Sieger vom „Großen Preis von Meran“ war der französische Reiter Roi de Trefle. Er ist unter anderem auch Zeichen dafür, dass der Pferderennplatz von Meran schon damals internationale Anerkennung fand. Bereits zur Zeit der Habsburger Monarchie war Meran für seine Pferderennen bekannt. Aber erst seit dem Bau des heutigen Rennplatzes im Jahr 1930 sprechen Kenner von einer neuen Epoche in der Geschichte des Meraner Pferderennplatzes. Grund dafür war die Einführung der gleichnamigen Lotterie. Diese hob sich mit ihren italienweit höchsten Dotierungen von den übrigen Lotterien ab und verlieh dem Rennplatz in kürzester Zeit hohe Bekanntheit. Allerdings hatte die Führung des Pferderennplatzes in den vergangenen Jahren immer wieder mit Schwierigkeiten zu kämpfen, deshalb wurde 2013 die neue Gesellschaft „Meran Galopp GmbH“ gegründet. Im Auftrag der Stadtgemeinde Meran übernahm sie die Verwaltung der Rennanlage und fördert die wohl größte Sehenswürdigkeit Merans seither. Ein Kuriosum der diesjährigen Rennsaison war die erstmalige Austragung des Kamelrennens, bei dem insgesamt sechs arabische Rennkamele die Rennbahn betraten.

Die Pfarrkirche St. Vigil und Nebenkirche Maria Trost
Kirchengeschichtlich war Untermais lange Zeit Teil des Bistums Trient und bildete die nördlichste Pfarrei des Etschtales. Auch wenn die dazugehörige Pfarrkirche St. Vigil archäologisch noch nie erforscht wurde, deuten Hinweise aus dem 19. Jahrhundert doch darauf hin, dass es sich hier um eine sehr alte Kirche handeln muss. „Das alte Langhaus, das man in den 1930er Jahren abgebrochen hat, dürfte romanische Außenmauern und ein gotisches Gewölbe gehabt haben“, erzählt Pfarrer Cyrill Greiter im Gespräch mit der BAZ, „leider wurden große Teile der alten Kirche in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts beim großen Turmbrand zerstört.“ Das Erscheinungsbild in der darauffolgenden Zeit war eine gotische Kirche mit neogotischer Altarausstattung bzw. neogotischer Architekturmalerei. Außerdem soll bis zum Kirchenbrand ein romanischer Rundbogen seitlich angebaut gewesen sein. Der heutige Kirchturm steht auf romanischem Unterbau. Eine weitere Besonderheit der Kirche ist der vierzehn Meter breite romanische Saalbau des Langhauses. Die Weihe des gotischen Presbyteriums ist hingegen seit 1401 überliefert worden. Da die Kirche in der Barockzeit immer weniger Platz für die heranwachsende Kirchengemeinde fand, entstanden erste Pläne für den Neubau der Kirche unter der Dynastie Delai aus Bozen. Nach dem Kirchenbrand Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche erneut umgestaltet. Von dieser Renovierung zeugt heute noch die kleinste Glocke des Kirchturms. Das heutige Erscheinungsbild der Untermaiser Pfarrkirche entstand wiederum in den Jahren 1934 bis 1936 unter der Leitung des österreichischen Stararchitekten Clemens Holzmeister. Die heutige Wallfahrtskirche Maria Trost liegt etwas oberhalb der Pfarrkirche und stammt aus dem 13. Jahrhundert. Besonders wertvoll sind im Kircheninneren die romanischen Fresken sowie die Außenfresken aus der Blütezeit der Meraner Malerei. Mit der Umgestaltung der romanischen Kirche im 17. Jahrhundert wurde die historische Nebenkirche an vielen Stellen architektonisch der Barockzeit angepasst und um die Orgel­empore, eine Vorhalle und eine barocke Spitze des Glockenturms erweitert. Warum es in Untermais eine Nebenkirche gibt, ist bis heute nicht geklärt. Allerdings befanden sich hier ein Friedhof und ein Gerichts- bzw. Verkündigungsstein, an dem die Gemeindeankündigungen verlesen wurden. Auf dem aufgelassenen Friedhof befinden sich heute einige Grabsteine angesehener Südtiroler Persönlichkeiten, wie der Dichter und Schriftsteller Karl Wolf sowie der bekannte Kurarzt von Meran Dr. Franz Tappeiner.

Kultur In Merano Mais

Das Untermaiser Kulturzentrum „KIMM“

Sammelort für Kultur in Untermais ist der alte Widum „Angerheim“ und das anschließende Kulturzentrum „Kultur In Merano Mais“, kurz KIMM. Die Bezeichnung ist Einladung für alle Kulturinteressierte und will zugleich als Anlehnung an den dialektalen Ausdruck „kimm!“ verstanden werden. Nach einer Bauzeit von knapp vier Jahren wurde das neue Kultur- und Veranstaltungszentrum am 4. Oktober 2009 eröffnet. Viele Jahre zuvor war es um den Alten Wi­dum mit seinem großen Raiffeisensaal etwas ruhig geworden. Immerhin entsprachen die Einrichtungen des sogenannten Vereinshauses von Untermais schon lange nicht mehr den Standards der Zeit. Nachdem sich der Maiser Vereinsverband für die Sanierung des Ansitzes Angerheim stark gemacht hatte, wurde die Maiser Vereinshaus GmbH gegründet und für die Leitung der Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten eingesetzt. Die Planungsarbeiten übernahmen die Architekten Höller und Klotzner aus Obermais. Durch die großzügige finanzielle Unterstützung des Landes, der Meraner Stadtverwaltung sowie der Raiffeisenkasse Meran konnten die Bauarbeiten am 22. Juni 2005 begonnen werden. Ihren Abschluss fanden sie im April 2009. Seither laden die zahlreichen Räumlichkeiten im KIMM zu Veranstaltungen, Konferenzen oder auch Hochzeiten ein. Außerdem haben sich im Angerheim zahlreiche Vereine angesiedelt:  die Volkstanzgruppe Untermais, die Schützenkompanie, der Kirchenchor Untermais, die Jugendmusikgruppe Mosaik, der Heimatpflegeverein und der Theaterverein Maiser Bühne. Die unteren Räume des Veranstaltungszentrums werden vorwiegend von der Katholischen Jugend Untermais genutzt. Daran angeschlossen ist das Bistro Festival, ein kulinarischer Treffpunkt, der von dem Leiter der European Gourmet Academy und gleichzeitigem Ini­tiator des International Merano Wine Festivals, Helmuth Köcher, gegründet wurde.

Christian Morgenstern
An der Grenze zu Obermais befindet sich am Beginn des Waalweges die historische Villa Helio­burg. Hier befindet sich auch die letzte Ruhestätte des deutschen Dichters und Schriftstellers Christian Morgenstern. Für den Literaten war Meran zu Lebzeiten ein beliebter Aufenthaltsort. So entstanden beispielsweise seine Gedichte „Abends hinunter“, „Meran-Vineta“ und „Septembermorgen“ während seines Kuraufenthalts um 1908. Nachdem sich sein Gesundheitszustand Anfang 1914 verschlechtert hatte, zog er als Gast der polnischen Adeligen Ludwigowska noch im selben Jahr in die besagte Villa Platter-Helioburg, wo er kurze Zeit später verstarb und seine letzte Ruhe fand. Eine Gedenkstafel erinnert noch heute an seinen damaligen Aufenthalt in Meran

von Philipp Genetti