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250 Jahre Hofer

Andreas Hofer im Museum Passeier. Foto: Erich Dapunt/design.buero

Für die einen ist er ein Held, der seine Heimat bis zuletzt verteidigte, für die anderen ein bigotter Rebell, dem mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, als er verdient. Genaueres über ihn wissen aber die wenigsten. Vor genau 250 Jahren erblickte er das Licht der Welt.

Der heurige 250. Geburtstag gibt Anlass zum Feiern. Die „Party“ soll am 22. November, am Geburtstag Andreas Hofers, im Museum Passeier mit allen noch lebenden Nachkommen des Tiroler  Volkshelden steigen. So oder so führt in Tirol kein Weg an ihm vorbei. Von Denkmälern, Kapellen, Straßen über Plätze, Kasernen und Schützenkompanien bis hin zu Käse und dergleichen trägt vieles seinen Namen. Überraschend wenig wissen aber die meisten über ihn Bescheid.

Die Fakten

Der Schützenmajor Andreas Hofer

Geboren am 22.11.1767 am Sandhof in St. Leonhard in Passeier ist Andreas der Viertgeborene von Maria und Josef Hofer. Nach drei Töchtern endlich ein Sohn! Mit drei Jahren verliert er seine Mutter, mit sieben Jahren den Vater und wird so Vollwaise. Den Sandwirt führen Stiefmutter und Schwager, mehr schlecht als recht. Hofer lernt rechnen, schreiben und lesen und verdingt sich als Wein- und Pferdehändler.
Das Geschäft läuft gut, „Andre“ ist in ganz Tirol bis in den oberitalienischen Raum gern gesehen und spricht recht gut auch Italienisch. Endlich, mit Volljährigkeit, erhält er den Sandhof – sein Erbe, zahlt die Schulden zurück und heiratet die Algunderin Anna Ladurner. Ein Allerweltsleben, nichts deutet darauf hin, was aus dem jungen Mann einmal werden sollte. Eine erste Sternstunde: Mit 23 schon nimmt er 1790 am „Offenen Tiroler Landtag“ in Innsbruck teil. Die entscheidende Wende kommt 1804, als er am Sandhof auf Erzherzog Johann trifft. Beide eint ein Ziel. Wie kann Tirol, das 1805 im Frieden von Pressburg Bayern zugeschlagen worden war, befreit werden? Was nun kommt, ist hinlänglich bekannt: 1809 erfolgt der Aufstand der Tiroler gegen die bayrische Besatzung und vier Bergiselschlachten. Das Ergebnis: Alles bleibt beim Alten und Andreas Hofer wird ein gesuchter Rebell. Er flieht, versteckt sich, wird verraten und am 20. Februar 1810 in Mantua auf persönlichen Befehl von Kaiser Napoleon erschossen.

Vaterlandsheld und Kassenschlager

Hofer wurde zunächst in Mantua begraben. 13 Jahre später wird seine Leiche von Kaiserjägern exhumiert, nach Innsbruck überführt und in der Hofkirche bestattet. Bereits 1809 hatte ihn der Kaiser in den Adelsstand erhoben, allerdings wird Hofer davon selbst nichts mehr mitbekommen haben. Porträts zeigen ihn meist mit Vollbart und Hut. Stolz und Entschlossenheit stehen ihm ins Gesicht geschrieben. Ein echtes Porträt von ihm soll es allerdings nicht geben.

Seine Person und sein Tun wurden mit der Zeit mythologisiert, zuweilen auch missbraucht. Die Nationalsozialisten versuchten, Hofer als Verteidiger des Deutschtums gegen Italien zu stilisieren. 1909 wurde mit großem Pomp die Hundertjahrfeier der Tiroler Befreiungsversuche begangen. 30.000 Schützen defilierten an Kaiser Franz Joseph vorbei. Im Ersten Weltkrieg sollte Hofer eine wichtige Integrationsfigur darstellen und die Moral des Volkes heben.

 

WIE JUGENDLICHE ÜBER ANDREAS HOFER DENKEN

Und heute, welche Rolle spielt er heute? Wie denken junge Menschen über ihn? Was stellt er für sie dar? Einen Helden? Ein Vorbild? Oder sehen sie ihn ganz anders? Kennen sie ihn überhaupt noch? Ein paar Stimmen…

Manfred Pixner

Manfred Pixner, Walten (17 Jahre)
Andreas Hofer ist für mich ein Held, weil er den Mut aufgebracht hat, sich gegen eine fremde Übermacht zu stellen, und weil er für die Freiheit Tirols eingestanden ist. Dafür hat er sogar sein Leben geopfert. Er hat anderen Völkern gezeigt, dass man sich gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung wehren kann. Er hat an Werten festgehalten wie Glaube, Heimat, Treue, die er vorgelebt und sein Leben lang auch verteidigt hat. Ein solcher Mensch hat Rückgrat und ist daher für mich in dieser Hinsicht auch ein Vorbild.

Judith Wieser

 

Judith Wieser, Latsch (17 Jahre)
Auch für mich ist Andreas Hofer ein Volksheld, weil er für die Freiheit seiner Heimat gekämpft hat. Er brachte den Mut auf, etwas gegen die Unterdrückung zu tun. Er ist nicht still geblieben und hat sich nicht verkrochen. Er mag zwar nicht vieles erreicht haben, aber wenigstens hat er etwas getan. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich mit der Zeit von damals nicht so vertraut bin. Ich habe in der Grundschule zum letzten Mal von Andreas Hofer und den Freiheitskämpfen etwas gehört. Man sollte so ein interessantes Thema aber auch in der Oberschule ausführlich behandeln und nicht nur die Römer und Griechen. Es ist wichtig, die eigene Geschichte sehr gut kennen zu lernen.

Janis Noggler

 

Janis Noggler, Mals (17 Jahre)
Andreas Hofer gilt bei uns zwar als Held und wird auch so vermarktet, ich aber finde, dass er zwar eine Persönlichkeit unserer Geschichte, aber definitiv kein Held ist. Sein Mythos ist erst nach seinem Tod von anderen aufgebaut worden. Wenn wir die historischen Fakten betrachten, hat er eigentlich nur Tausende in den Tod geführt und im Grunde fast nichts erreicht. Wären  Verhandlungen oder Gespräche auch damals nicht sinnvoller gewesen? Die Geschichtsbücher berichten fast ausschließlich nur von den Erfolgen, aber kaum von seinen negativen Seiten. So ist ein
einseitiges Hofer-Bild entstanden, womit sich zwar viele von uns gern identifizieren, ohne allerdings nachzudenken bzw. ohne die geschichtlichen Hintergründe zu kennen.

Walter Jonas Kilian

 

Walter Jonas Kilian, Algund (16 Jahre)
Andreas Hofer war in meinen Augen in erster Linie ein Geschäftsmann. Er hatte Geschäftsbeziehungen bis in den oberitalienischen Raum. Er galt als Autorität bei vielen und stand für ein freies Tirol, das nicht unter eine fremde Herrschaft gelangen sollte. Heute ist aber vieles über ihn verfälscht, denn Hofer war ein Kulturoffener und auch toleranter Mensch. Es ging ihm vor allem darum, dass es allen möglichst gut geht. Sein Widerstand richtete sich vor allem gegen die Rekrutierung der Tiroler Buben fürs bayrisch-französische Heer.

Tobias Theiner

 

Tobias Theiner, Burgeis (16 Jahre)
Hofer ist eine große Tiroler Persönlichkeit, die für seine Heimat gekämpft hat. Er war aber als „Politiker“ auch ein Vermittler zwischen Österreichern und Italienern. Das Bild von Hofer ist heute oft falsch, er war nie gegen die Italiener.

Nicolas Furlan

 

 

Nicolas Furlan, Meran (17 Jahre)
Eigentlich weiß ich sehr wenig über Andreas Hofer. Das, was ich von ihm weiß, habe ich im Geschichteunterricht in der Mittelschule erfahren. Die Nazis benutzten ihn für ihre Zwecke, aber eigentlich interessiert mich Hofer nicht so sehr. Er ist keine so wichtige Figur in der Geschichte der Menschheit. Es gibt Wichtigeres, mit dem man sich auseinandersetzen sollte. Ich muss aber auch dazusagen, dass meine Eltern italienischer Muttersprache sind. Vielleicht ist auch das der Grund, warum ich mich mit Andreas Hofer nicht so identifiziere.

Jakob Hofer

 

Jakob Hofer, St. Leonhard (16 Jahre)
Dadurch, dass ich auch aus dem Passeiertal komme, stoße ich häufig auf den Namen Andreas Hofer. Ich kenne zwar seine Geschichte, befasse mich persönlich aber recht wenig mit ihm.

Leon Illmer

 

Leon Illmer, Meran (17 Jahre)
Andreas Hofer war zu seiner Zeit eine Persönlichkeit. Sein Patriotismus war sicher vorbildlich, allerdings passt er nicht mehr in unsere Zeit. Wir leben heute frei und weltoffen. Statt Patriotismus bräuchten wir mehr Toleranz. Es ist schon interessant, dass zwar jedes Land seine Freiheitskämpfer hat, aber kaum ein Land sie so verehrt, wie wir es tun.

 

Julia Augscheller

 

 

Julia Augscheller, Walten (18 Jahre)
Andreas Hofer ist für mich eine Persönlichkeit der Tiroler Geschichte. Ihn aber als Helden zu bezeichnen, finde ich etwas gewagt. Er ist seinen Grundsätzen zwar stets treu geblieben,
aber wohl eher zufällig in die Rolle gerutscht, für die ihn das Schicksal dann bestimmt hat. Hofer ist sicher ein beliebter und geschätzter Mensch gewesen. Touristisch ist er heute
meiner Ansicht nach zu wenig zum Aushängeschild des Passeiertales geworden. Man könnte mehr aus ihm machen.

von Josef Prantl

 

 

 

DIE EIGENE GESCHICHTE SOLLTE MAN KENNEN

Als sich 1995 beherzte Passeirer zusammensetzten und das „Andreas-Hofer-Talmuseum Sandhof “ gründeten, hat sich wohl niemand vorstellen können, was einmal daraus wird.
Albin Pixner war federführend. Heute steht neben dem Sandhof ein Talmuseum, das Gäste aus aller Welt anzieht. Die Feierlichkeiten für den heurigen 250. Andreas-Hofer-Geburtstag laufen auf Hochtouren. Die BAZ sprach darüber mit Museumsverein-Obmann Albin Pixner.

BAZ: Was plant das Museum Passeier zum heurigen Andreas-Hofer-Jubiläum?

Museumsobmann Albin Pixner

Albin Pixner: Zu Hofers Geburtstag am 22. November muss der Sandhof natürlich eine zentrale Rolle spielen und wir haben in Zusammenarbeit mit den Gemeinden und der „Schützenkompanie Andreas Hofer – St. Leonhard“ ein Programm zusammengestellt, das den Ander hochleben lässt, aber auch die Gegenwart mit einbezieht. Geladen sind neben einer hohen Riege aus Geistlichkeit, Politik (Landeshauptleute) und Schützenwesen im Besonderen die zahlreichen Nachkommen Hofers. Neben einem landesüblichen Empfang, Feuerzeichen und einer Geburtstagstorte sind die Geladenen gebeten, eine an die Einladung gekoppelte Postkarte mit Wünschen bzw. Gedanken an Hofer ans Museum zurückzuschicken. Ebenso werden Interviews
mit hochrangigen Persönlichkeiten und Nachkommen geführt, die man bereits im Vorfeld auf der Homepage des Museums ansehen kann. Das nur die wichtigsten Vorhaben.

Worauf freuen Sie sich persönlich besonders und welches Geschenk würden Sie Hofer zu seinem Jubiläum überreichen?
Ich freue mich besonders auf die Glückwünsche in den zurückgesandten Postkarten, die uns zeigen werden, wie aktuell Hofer heute noch ist. Nachdem Andreas Hofer als Geburtstagsgeschenk
vermutlich Gebetsbüchlein und Rosenkränze zur Genüge bekommen wird, würde ich ihm die Gabe erbitten und weiterschenken, für kurze Zeit an den Sandhof zurückkehren zu können. Dabei würde mich brennend interessieren, was er wohl zur Präsentation im Museum, zu den Heldenaufmärschen am 20. Februar und zur heutigen Situation in seinem geliebten Tirol sagen würde.

Die Tiroler Rebellion von 1809. Foto: Erich Dapunt/design.buero

Sie waren federführend bei der Gründung des Museums.
Ich bin nun genau 20 Jahre Obmann des Vereins und habe in diesen Jahren das Glück gehabt, mit vielen umsichtigen und aufgeschlossenen Menschen zusammenarbeiten zu können. Es freut mich besonders, dass die Passeirer das Museum als wertvolle Bereicherung sehen und sich wieder mehr mit ihrer Geschichte identifizieren. Die vielen ermunternden Einträge im Gästebuch zeigen zudem, dass auch auswärtige Besucher von der Art der Präsentation im Museum begeistert sind und sich eine solch kritische, weltoffene Auseinandersetzung mit Hofer und anderen Helden am Sandhof nicht erwarten würden. Er freut mich, dass es gelungen ist, einen Beitrag zur Friedenserziehung zu leisten, ein Ziel, das bei jedem Museum im Vordergrund stehen sollte.