Algund – Nach einer längeren Planungsphase und einer Bauzeit von eineinhalb Jahren hat die Freiwillige Feuerwehr von Algund, 140 Jahre nach ihrer Gründung, das neue, weiträumige Feuerwehrhaus neben dem Algunder Bahnhof bezogen.
Die im Jahr 1877 gegründete Freiwillige Feuerwehr von Algund hat so manchen Umzug hinter sich und konnte nunmehr, nach vielen Jahren des Wartens, den lang ersehnten Neubau an der Josef-Weingartner-Straße beziehen. Die offizielle Einweihung des neuen Feuerwehrgerätehauses war am Sonntag, den 12. November 2017. Nach Aufstellung vor der alten Feuerwehrhalle marschierten die Wehrmänner mit der Wehr von Etzenricht aus der Partnergemeinde von Algund und den Geladenen mit den Klängen der Algunder Musikkapelle in die neue Feuerwehrhalle. Dort feierte Pfarrer Florian Pitschl den Festgottesdienst und segnete die Halle und das Gebäude. Nach der offiziellen Begrüßung durch den Kommandanten Johann Gamper-Rasner und den obligatorischen Ansprachen der Ehrengäste gab es an diesem Tag der offenen Tür auch Speis und Trank und ein Programm für die Jüngsten. Am Nachmittag folgten Schauübungen mit den alten Geräten und Oldtimern sowie eine Schauübung zu einem simulierten Verkehrsunfall durch die Freiwilligen Feuerwehren von Meran und Algund.
Herr Kommandant, wie gut ist die Algunder Freiwillige Feuerwehr aufgestellt?
Hans Gamper-Rasner: Algund hat schon lange Zeit die größte Feuerwehrmannschaft Südtirols. Ihr gehören 139 aktive sowie 7 ehrenamtliche Wehrmänner an, wobei insgesamt 11 Fahrzeuge mit 3 TS8 Pumpen sowie zwei Waldbrandpumpen zum Inventar gehören.
Die Wehr besteht aus 3 Zügen, und zwar jenen von Algund, Dorf und Oberplars sowie den Gruppen von Aschbach und Vellau und einer eigenen Gruppe für die Brauerei Forst, für die dort sogar eine kleine Feuerwehrhalle errichtet worden ist. Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Algund sind durch Personenrufempfänger (Piepser) verbunden und können so unabhängig vom öffentlichen Telefonnetz schnell, unauffällig und sicher alarmiert werden.
Wo war die erste Feuerwehrhalle?
Die erste Gerätehalle war im Stadel des Widums im Dorf untergebracht. Bereits 12 Jahre später hat die Gemeinde Algund ihr neues Gemeindehaus in der Fraktion Mühlbach erbaut und im Parterre die Spritzenhalle untergebracht. 1974 wurde eine neue Gerätehalle gebaut, und nicht ganz 20 Jahre später hat uns die Gemeinde die Räumlichkeiten eines aufgelassenen Handwerksbetriebes in der Handwerkerzone zur Verfügung gestellt. Besagte Feuerwehrhalle, ein ehemaliges Handwerksgebäude, lag etwas ungünstig, war in die Jahre gekommen und entsprach nicht den Erfordernissen moderner Einsatzzentralen. So wurde im Jahr 2004 der Bau eines neuen und funktionellen Gebäudes angedacht, weil das alte Gebäude für eine Erweiterung zu klein gewesen wäre.
Ab wann gab es die ersten Schritte für einen Neubau?
2010 sicherte uns die Gemeinde Algund einen Teil des ehemaligen Bahnhofsareals an der Josef-Weingartner-Straße als Baugrund zu. Die neue Gemeindeverwaltung hat dann zwei Jahre später einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben, an dem sich 5 Projektanten beteiligt haben. Drei kamen in die engere Auswahl, und schließlich bekam die Bietergemeinschaft Tara aus Meran den Zuschlag. Der Gemeindeverwaltung und dem Feuerwehrkommandanten lag viel daran, dass die aktuellen Bedürfnisse moderner Feuerwehren, aber auch die Erfahrungen beim Neubau anderer Feuerwehr-Hallen ins neue Gebäude einfließen sollten. Schließlich hat die Gemeinde Algund im November 2013 die offizielle Baugenehmigung erteilt. Die Planung und Bauleitung wurden der Bietergemeinschaft Tara von Arch. Heike Pohl, Arch. Andreas Zanier und Bauingenieur Siegfried Pohl erteilt. Statik und Sicherheitskoordination oblagen ebenfalls Ing. Siegfried Pohl aus Latsch. Nach diversen bürokratischen Verzögerungen, unter anderem wegen dem Vorfinden alter Bahngeleise, konnte dann das Bauunternehmen Union Bau der Familie Ausserhofer, ein seit 110 bestehender Betrieb aus Sand in Taufers, im Sommer 2015 mit dem Bau beginnen.
Wie groß ist die neue Feuerwehrhalle und welche Besonderheiten weist sie auf?
Die überbaute Gesamtfläche beläuft sich auf 772 m2. Dabei wurde eine unterirdische Kubatur von fast 5580 m3 sowie eine oberirdische Kubatur von 3740 m3 verbaut. Mehr als zwanzig, zumeist einheimische Firmen waren an der Verwirklichung des Baues beteiligt und konnten diesen im Herbst dieses Jahres fertigstellen. Es entstand ein moderner, linearer Bau, dessen Gesamtkosten 2,45 Mio. Euro betragen. Über 70 % dieser Kosten trägt das Land und den Restbetrag die Gemeinde Algund. Fahrzeughalle, Magazine, Aufenthalts- und sanitäre Räume sowie die Kommandozentrale sind modern und zeitgemäß ausgestattet. Zweckmäßig eingerichtete Umkleideräume mit Garderoben, eine Küche mit Tischen und Sitzgelegenheiten, ein großer Schulungs- bzw. Sitzungsraum sowie eine Waschanlage für die Einsatzfahrzeuge gehören zur Grundausstattung. Die bewohnbaren Räumlichkeiten werden über eine zentrale Heizanlage, die über das Fernwärmenetz gespeist wird, beheizt. Im Eingangsbereich kann die aus dem Jahr 1877 stammende Fahne der ersten Algunder Wehr bestaunt werden.
Was brauchen die Feuerwehrleute heute für ihren Dienst?
Die Zunahme der Gefahrenquellen sowie der technischen Besonderheiten bei Einsätzen sind eine ständige Herausforderung für die Wehrmänner. Das bedeutet, dass neben einer professionellen Weiterbildung der Freiwilligen auch die Infrastrukturen, die technischen Geräte und die Ausrüstung laufend nachgerüstet werden müssen. Die neue Feuerwehrhalle ist ein weiterer, unerlässlicher Baustein zur optimalen Bewältigung künftiger Anforderungen der Algunder Wehr.
von Wilfried Mayr