Wie immer blicken wir hoffnungsvoll auf das neue Jahr.
2018 kann ein Jahr großer Umwälzungen werden, es kann Glück und Freude bringen, aber auch Schmerz und Leid. Wir wissen es nicht. Aber gerade weil wir es nicht wissen, können wir die Ärmel hochkrempeln und anpacken, was für uns und die Welt nötig ist. Das neue Jahr wird sein, was wir daraus machen. Wussten Sie, dass wir heuer das Jahr 5778 schreiben? Nach dem jüdischen Kalender jedenfalls, und im Jahr 1439 befinden wir uns nach dem islamischen Kalender. 2018 ist also zuerst einmal eine bloße Zahl, die unsere Zeitrechnung angibt, nicht mehr und nicht weniger. Das ist ernüchternd, vor allem für alle, die an Prophezeiungen und Wahrsager glauben.
Olympische Winterspiele in Südkorea
Vieles lässt sich trotzdem jetzt schon voraussagen. Etwa, dass das neue Jahr spannend zu werden verspricht, für Sportbegeisterte allemal. Die XXIII. Olympischen Winterspiele werden vom 9. bis 25. Februar 2018 in der südkoreanischen Stadt Pyeongchang stattfinden. Es sind dies nach den Sommerspielen 1988 in Seoul die zweiten Olympischen Spiele in Südkorea. Athleten aus 88 Ländern haben sich qualifiziert, darunter erstmals Ecuador, Eritrea, Kosovo, Malaysia und Singapur. Von historischer Tragweite wird die Teilnahme der Mannschaft aus Nordkorea sein, die über die demilitarisierte Zone ins „Feindesland“ reisen wird. Russland ist wegen des Dopingskandals von den Spielen ausgeschlossen. Einzelne Sportler dürfen aber unter neutraler Flagge starten, sofern sie nachweisen, nicht in die Dopingaffäre verwickelt zu sein.
Fußball-WM in Russland
Das zweite Sport-Highlight des neuen Jahres verspricht die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland vom 14. Juni bis zum 15. Juli zu werden. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings zurück, denn Italien ist nicht mit von der Partie. Der viermalige Weltmeister hat erstmals seit 1958 wieder eine WM-Endrunde verpasst. Das WM-Aus ist nicht nur ein sportliches Drama, sondern auch wirtschaftlich für die traumatisierte Fußballnation ein Fiasko. Unser Herz höher schlagen lässt da schon die frohe Botschaft von der bevorstehenden Hochzeit von Prinz Harry Mountbatten-Windsor und Meghan Markle. Am 19. Mai soll in der St.-Georgs-Kapelle auf Windsor Castle geheiratet werden. Eine halbe Million Pfund soll das Spektakel kosten und so manche Freudenträne weltweit auslösen. In etwa zeitgleich wird im Mai unter dem Motto „All Aboard!“ in Lissabon der 63. Eurovision Song Contest 2018 über die Bühne gehen.
Auf politischer Bühne erwartet uns ein „anstrengendes“ Jahr. Am 4. März wird aller Voraussicht nach das italienische Parlament gewählt; mit offenem Ausgang, denn wer die neue Regierung Italiens stellen wird, ist mehr als fraglich. Das Mitte-Rechts-Lager mit Lega Nord und Forza Italia hat gute Karten. Matteo Renzi will wieder für die sozialdemokratische PD antreten. Nach internen Grabenkämpfen und der Abspaltung des linken Flügels hat die Partei derzeit allerdings schlechte Karten. Deutlich besser geht es der Fünf-Sterne-Protestbewegung um Beppo Grillo, die sich allerdings mit niemandem zusammentun will.
Wahlen und nochmals Wahlen
Auch bei uns wird im neuen Jahr gewählt werden. Angesichts der Landtagswahl im Herbst hege er eine „gewisse Angst“, sagte Durnwalder. Die Südtiroler Volkspartei werde sich schwertun, die bei der Landtagswahl 2013 verlorene absolute Mehrheit wiederzuerlangen. „Wir können froh sein, wenn wir die heutige Stärke halten können“, befürchtet Durnwalder eher weitere Verluste für die SVP. Sollten die doppelte Staatsbürgerschaft und die Flüchtlinge zu beherrschenden Wahlkampfthemen werden, so ist dies kein gutes Omen für unser Land. Denn wer mit dem Feuer spielt, hat die Folgen zu verantworten. Der Riss, der heute durch Kataloniens Gesellschaft geht, sollte uns Mahnung genug sein! Wahlen gibt es auch in Russland. Putin tritt wieder einmal an, es ist seine vierte Amtszeit als Präsident. Damit ist er seit mehr als 20 Jahren der mächtigste Mann der Russischen Föderation. Gewählt wird am 18. März, für Putin wäre es ein weiteres Mal seine letzte Amtszeit, aber das ist eine andere Geschichte. In der zweiten Jahreshälfte wird Österreich den Vorsitz im Rat der Europäischen Union übernehmen. Mit der jetzigen FPÖ-Regierungsbeteiligung dürfte auch dies recht spannend werden.
Gedenktage
Tage des Gedenkens liefert das neue Jahr zuhauf. Ganz oben auf der Liste steht das Ende des Ersten Weltkriegs vor genau 100 Jahren. Am 11. November 1918 um 11 Uhr (Faschingsbeginn!) unterzeichnete Deutschland den Waffenstillstand mit Frankreich und beendete so wenigstens formal den Krieg. Das heurige Gedenkjahr erinnert an die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, wie Historiker den Ersten Weltkrieg bezeichnen. Denn was folgte, war kein Friedensschluss zwischen den Nationen Europas, sondern eine Zwischenkriegszeit, die in den Zweiten Weltkrieg mündete. Schwerwiegende Fehler, geprägt von Rachegedanken und Großmachtdenken der Siegermächte, wurden nach Kriegsende bei den Friedensverhandlungen in den Pariser Vororten begangen, für die wir heute noch büßen. Kaum bekannt ist, dass die letzten Reparationszahlungen Deutschlands noch 2010 fällig waren. Im Friedensvertrag mit dem Osmanischen Reich liegt die Wurzel zum Krisenherd des Nahen und Mittleren Ostens unserer Tage. Ein weiteres „Kriegsjubiläum“ erinnert heuer an den Beginn der Dreißigjährigen Krieges vor genau 400 Jahren. Protestanten und Katholiken verwüsteten von 1618-1648 beinah ganz Mitteleuropa. Der Krieg sollte uns Mahnmal sein, wohin religiöser Fanatismus und die politische Vereinnahmung von Religion führen kann. Stellvertretend für die vielen runden Geburtstage seien zwei Persönlichkeiten der Geschichte genannt, die vor genau 200 Jahren geboren sind: Karl Marx und Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Beide stehen für eine gerechtere Welt, für den Kampf gegen Ungleichheit und soziale Verrohung, Ideale, die im neuen Jahr wichtiger sind denn je. Was wirklich zählt.
Krisengeschüttelte Welt
Prognosen gibt es für das neue Jahr viele. Sie treten ein oder auch nicht. Man kann ihnen glauben oder auch nicht. Der deutsche Physiker, Philosoph und Friedensforscher Carl Friedrich von Weizsäcker brachte es schon vor Jahrzehnten auf den Punkt: „Vergangene und zukünftige Ereignisse haben eine verschiedene Seinsweise: Vergangene sind faktisch, zukünftige möglich. Wirklich im engsten Sinne sind beide nicht. Beide aber sind von höchster Bedeutung für uns. Die Vergangenheit hat den Rahmen von Tatsachen geschaffen, in den unsere Gegenwart unausweichlich gespannt ist“. Die weltweiten Herausforderungen lauten 2018 nicht anders als im verflossenen Jahr: der Kampf gegen Arbeitslosigkeit und soziale Ungerechtigkeit, die Stärkung des Sozialstaates gegen einen unkontrollierten und unmenschlichen Kapitalismus, die Gefahr der Spaltung der Gesellschaft durch Fanatismus, Terrorismus, Nationalismus, die gerechte Verteilung lebensnotwendiger Rohstoffe, die Erhaltung der Natur und der Kampf gegen die Klimakatastrophe. Das sind die Herausforderungen, die all unsere Fantasie, allen Mut und alle Anstrengung 2018 von uns verlangen!
von Josef Prantl