Als Gaswerke sind sie den älteren Meranern in Erinnerung. Lange Zeit haben sie die Stadt damit auch versorgt. Heute sind die Stadtwerke für die Trinkwasserversorgung, das Abwasser, die Straßenreinigung, Müllentsorgung und öffentliche Beleuchtung zuständig. 90 Jahre wurden sie im März und feiern den heurigen runden Geburtstag bewusst ohne teure Events.
„Immer noch kommen ältere Mitbürger mit ihrer Gasrechnung zu uns“, schmunzelt Claudio Vitalini. Der Direktor der Stadtwerke hat damit allerdings nichts mehr am Hut. Denn seit 2004 sind dafür die Etschwerke (heute Alperia) zuständig. Aber die Geschichte der Meraner Stadtwerke ist eng mit dem Gas verbunden. Als Gaswerke am 1. März 1928 gegründet, hatten sie auch für dessen Produktion und Verteilung zu sorgen. In der Enrico-Toti-Straße wurde das Gas damals in eigenen Öfen durch Erhitzen von Kohle gewonnen. Das kann man sich heute kaum mehr vorstellen. Stadtgas fand in den europäischen Metropolen bereits im 19. Jahrhundert seine Verwendung vor allem bei der Straßenbeleuchtung und zur Innenbeleuchtung großer Gebäude. Zahlreiche Städte errichteten Gaswerke zur Erzeugung von Stadtgas aus Kohle. Gegen Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es auch für das Heizen und Kochen eingesetzt. Ab den 1960er Jahren wurde das „Kohlengas“ allmählich durch Erdgas ersetzt. Die Meraner Stadtwerke stiegen 1976 darauf um; das Erdgas kam in Tankwagen nach Meran und wurde von der Speicheranlage in der Enrico-Toti-Straße ins Verteilernetz gespeist. „Wir haben heute ganz andere Kernkompetenzen“, erklärt Sieglinde Gruber. „In den vergangenen Jahrzehnten sind uns viele neue Aufgaben zugeteilt worden“, sagt die PR-Managerin. Gruber ist für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadtwerke zuständig, und das macht sie sehr professionell. Vielen Bürgern ist immer noch nicht klar, wofür die Stadtwerke heute stehen.
Die Geschichte der Stadtwerke
Schon beim Namen hat sich im Verlauf der 90-jährigen Geschichte der Stadtwerke immer wieder etwas getan. Aus den Gaswerken wurden 1990 der „Munizipalisierte Gemeindebetrieb“, dann der „Sonderbetrieb der Gemeinde“ und schließlich 2001 die „Stadtwerke Meran AG“. Die erste neue Aufgabe, die dem Betrieb übertragen wurde, war 1977 die Stadtreinigung; 1998 kam die Trinkwasserversorgung dazu. Seit 2002 sind die Stadtwerke für die Schneeräumung, die Abwasserentsorgung und seit kurzem auch für die Straßenbeleuchtung zuständig. Und damit nicht genug: Geplant sind in Zukunft der Bau und die Führung der neuen Tiefgarage am Bahnhof sowie die Verwaltung der blauen innerstädtischen Parkzonen, „um die Stadtpolizei zu entlasten“, wie Direktor Vitalini erklärt. Demnächst steht auch der Umzug von der Europaallee in den neuen Hauptsitz in der Gewerbezone Ex-Bosin an. Die Verwaltung der Tiefgarage am zukünftigen Mobilitäts-Knotenpunkt der Stadt sowie der Bluepark-Stellplätze könnte neues Geld in die Kassen der Stadtwerke spülen, die sich durch den erzwungenen Verkauf des lukrativen Gasnetzes nach neuen Geschäftsfeldern umsehen müssen.
250 Liter Wasserverbrauch pro Person
Meraner Trinkwasser ist von hoher Qualität und Reinheit. „Es stammt aus 24 Quellen im Passeiertal, Vinschgau, Spronser und Naiftal. „Von der Quelle bis zum Wasserhahn vergehen gerade einmal ein paar Stunden“, erklärt Astrid Tribus. Sie und ihre 19 Mitarbeiter sind bei den Stadtwerken für das Trinkwasser zuständig. Das frische Quellwasser wird in 8 Wasserspeichern aufgefangen und erreicht in einem 130 km langen innerstädtischen Verteilungsnetz die 4400 Haushalte. „Wöchentlich kontrollieren wir die Speicher“, so Tribus. Übrigens sind die Wasserrohre im Meraner Erdreich in ihrer blauen Farbe zu erkennen. Nachdenklich stimmt der Verbrauch. „Der durchschnittliche Tagesverbrauch pro Person liegt bei rund 250 Liter“, sagt Tribus. Seit 2002 kümmern sich die Stadtwerke auch um das Abwasser, das durch das 70 Kilometer lange Abwassernetz zur Sinicher Kläranlage (Eco-Center) geleitet wird, wo die Abwässer gereinigt und in die Etsch weitergeleitet werden. Das Trinkwasser kostet den Meranern übrigens 0,28 € pro Kubikmeter, für das Abwasser sind 1,03 € zu entrichten.
Straßenreinigung, Schneeräumung und Müllentsorgung
„Es gibt immer noch Stimmen, die behaupten, die Mülltrennung sei sinnlos, weil eh alles wieder zusammengeworfen wird“, ärgert sich Pietro Norcia. Das Gegenteil ist der Fall, so der Leiter der Umweltdienste bei den Meraner Stadtwerken. Unsere Abfälle enthalten viele Wertstoffe, die wir durch die Trennung wiederverwerten. Es ist uns ein Anliegen, die Bürger dafür zu sensibilisieren, den Müll zu trennen. „Unser größtes Problem sind die illegalen Ablagerungen“, bestätigt Norcia. 0,28 € pro Kilogramm haben die rund 8500 Meraner Familien für die Entsorgung ihres Restmülls zu berappen. „In den kommenden Jahren möchten wir die Gebühr für den Restmüll nicht mehr über die Tonnengröße und Leerungshäufigkeit, sondern nur mehr nach Gewicht berechnen“, sagt Norcia. Mit 52 Mitarbeitern sind die Umweltdienste die größte Abteilung der Stadtwerke. Zu ihren Aufgaben gehören auch die Schneeräumung, der Kehrdienst und die Straßenreinigung. „Wir kehren wie die Weltmeister“, schmunzelt der Chef der Umweltdienste. Zu Recht, denn im Jahr kehren die 13 Handkehrer rund 42.000 Kilometer des Stadtgebietes. Drei Kehrmaschinen stehen im Fuhrpark.
Smarte Lampen
Stefan Mutschlechner ist Herr über 6075 Lampen. Seit letztem Jahr kümmern sich die Stadtwerke auch um die öffentliche Beleuchtung von Straßen, Wegen und Gehsteigen. Die meisten Lampen stammen noch aus den 1980er bzw. 1990er Jahren, sind richtige Energieverschwender. Nur 10 % der Meraner Straßenlampen verfügen über die moderne LED-Technologie. Das soll sich aber in den kommenden Jahren ändern. Bis 2023 soll es laut Mutschlechner nur mehr LED-Lampen geben. „Schon mit den derzeitigen 432 LED-Lampen sparen wir rund 80.000 € im Jahr“, rechnet der technische Leiter für die öffentliche Beleuchtung der Stadtwerke vor. LED-Lampen fressen 70 % weniger Strom als Quecksilberdampflampen. Auch im Vergleich mit Natriumdampflampen schneiden sie besser ab. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Lampen lassen sie sich dimmen und mit einem Bewegungsmelder ausstatten. Ein weiterer Vorteil ist die optimale Verteilung des Lichts: Sie beleuchten gezielt, geben also kein Streulicht ab. LED-Licht gilt dank der nicht vorhandenen UV-Strahlung außerdem als insektenfreundlich. Und dann ist da noch die Vision der so genannten Smart City, wie sie von der Gemeindeverwaltung geplant ist. Die Straßenbeleuchtung wird nicht nur sukzessive auf LED-Technik umgestellt, sondern stellenweise auch mit Sensoren und einer intelligenten Steuerung ausgestattet. So wird die Straßenbeleuchtung „intelligent“ und Teil der Smart City. Sie bietet nicht nur ein großes Energieeinsparungspotential, sondern in Zukunft auch neue Dienstleistungen für die Bürger.
Lassen wir uns überraschen! Die Stadtwerke blicken getrost in die Zukunft. In den vergangenen 90 Jahren wurde vieles für die Stadt erreicht. Auch in Zukunft heißt es für die 92 Mitarbeiter die Ärmel hochkrempeln, gemeinsam für ein liebens- und lebenswertes Meran.
von Josef Prantl