Selbst wenn sie Asyl bekommen und einen Job gefunden haben, finden viele Flüchtlinge keine Wohnung. Eine Übergangslösung bietet „Binario 1/Bahngleis 1“.
Als im Winter 2015 vermehrt Flüchtlinge und Migranten an den Bahnhöfen in Bozen und am Brenner ankamen, sorgten nicht nur Verein Volontarius und dessen Freiwillige dafür, dass die Menschen eine warme Decke und einen heißen Tee bekommen, es wurden auch viele Bürger aus ganz Südtirol freiwillig aktiv. Schließlich erreichte es das Land, dass die Eisenbahnverwaltung am Bahngleis 1 des Bozner Bahnhofs einen Raum zur Verfügung gestellt wurde, in dem die Menschen, die vom Süden auf den Weg nach Norden waren, Essen, Kleidung, Schuhe und Information bekamen. Die Zahl der Menschen, die am Bahnhof stranden, ging in den vergangenen Monaten stark zurück, zudem eröffnete der Verein Volontarius eine Anlaufstelle in der Ex-Mensa der Landesverwaltung. „Die Begleitung jener Menschen, die da sind, und auch derjenigen, die noch immer nach Bozen kommen, ist aber nach wie vor sehr wichtig“, betonten die Freiwilligen von Binario 1/Bahngleis 1 kürzlich bei einem Treffen mit Soziallandesrätin Martha Stocker. Anfang Jänner stellte ihnen eine Privatperson für ein Jahr ein Haus mitten in Bozen zur Verfügung, um besonders schutzbedürftigen Menschen – sprich Familien, Frauen, Traumatisierten – Schutz zu bieten. „Der Bedarf besteht, in den vergangenen drei Monaten haben rund 50 Personen in der ‚Schutzhütte B1 Rifugio‘ übernachtet, viele von ihnen auch nur für wenige Nächte“, berichteten die Freiwilligen. Die Schicksale der Menschen sind völlig unterschiedlich, eines aber haben sie gemeinsam: Sie brauchen Begleitung durch den Bürokratiedschungel, bei Job- und Wohnungssuche. „Ein Arbeitsplatz ist der beste Weg zur Integration: Die Menschen treten mit Einheimischen in Kontakt, lernen die Sprache, tragen selbst zu ihrem Unterhalt bei“, erklärten die Vertreterinnen von Binario 1/Bahngleis 1, dennoch würden viele von ihnen keine Wohnung finden. Selbst dann, wenn sie Arbeit haben. „Dieses Problem ist uns bekannt“, stimmte Stocker zu und erklärte, dieser Wohnungsnot – wie auch der Wohnungsnot vieler Südtiroler Arbeiter – auch mit dem Ausbau der Arbeiterwohnheime entgegenwirken zu wollen. Diese Kleinwohnungen oder Bettenplätze bekommen Menschen, die ein reguläres Arbeitsverhältnis nachweisen können, eine selbständige berufliche Tätigkeit ausüben, seit höchstens acht Monaten in das Arbeitslosenverzeichnis eingetragen sind oder an einem Projekt zur Wiedereingliederung in die Arbeitswelt teilnehmen. Der Aufenthalt in einem Arbeiterwohnheim darf die Dauer von fünf Jahren im Allgemeinen nicht überschreiten, der Mieter bezahlt eine Tagesquote, die vom Wohnbauinstitut jedes Jahr neu festgelegt wird. Arbeiterwohnheime gibt es in Bozen und in Meran. Das Projekt „Schutzhütte B1 Rifugio“ wird mit privaten Spenden und mit Unterstützung der evangelischen Kirche finanziert. (ep)