Die neue elektrische Infrastruktur durch das Eisacktal soll Strom für den Brenner Basistunnel und einen Mehrwert für Bevölkerung und Wirtschaft bringen.
Eine bessere Stromversorgung für das Eisacktal und den Osten Südtirols, bessere Umweltbedingungen und genügend Strom für den Betrieb des Brennerbasistunnels – das soll eine neue Elektroinfrastruktur im Eisacktal bringen, für deren Verwirklichung heute (18. Juni) im Landhaus 1 in Bozen die Grundlagen geschaffen wurden. Landeshauptmann Arno Kompatscher unterzeichnete gemeinsam mit den Geschäftsführern des staatlichen Hochspannungsnetzbetreibers Terna, Luigi Ferraris, und des Schieneninfrastrukturbetreibers Rete Ferroviaria Italiana (RFI), Maurizio Gentile, ein Abkommen das einen Meilenstein im neuen Energieversorgungskonzept für Südtirol bildet. „Anstelle von bisher sechs Stromleitungen wird es künftig nur mehr zwei Hochspannungsleitungen im Raum Brixen geben“, informierte Landeshauptmann Kompatscher bei der heutigen Unterzeichnung des Abkommens im Sitzungssaal der Landesregierung. Vom Abtragen der vier Leitungen profitierten circa 1000 Wohngebäude und etwa 10.000 Einwohner, hinzu kommt eine Vielzahl von Schülerinnen und Schülern. Zugleich würden die Voraussetzungen für eine bessere und modernen Stromversorgung geschaffen, erklärte der Landeshauptmann weiter: „Mit diesem Projekt wird die Stromversorgung für den Brennerbasistunnel und die dazugehörigen Zulaufstrecken garantiert.“ Man rechne damit, dass die Infrastruktur bis 2025 in Betrieb genommen werden könne, um dann für den geplanten BBT-Probebetrieb im Jahr 2026 die notwendige Energie zu liefern. Mit der Unterzeichnung des Abkommens zwischen Land, RFI und Terna könne nun die konkrete Projektarbeit beginnen, betonte Landeshauptmann Kompatscher: „Jetzt kann die Planung des Trassenverlaufs und der Umspannstationen erfolgen. Dazu werden wir mit den betroffenen Gemeinden in einen Planungsdialog treten.“ Die Kosten des Projekts werden auf 220 Millionen Euro geschätzt, von denen Terna den Großteil trägt; das Land Südtirol kommt für die Abbauarbeiten auf, die der Landeshauptmann auf 15 bis 20 Millionen Euro schätzte.
Mehr Versorgungssicherheit, weniger Umweltauswirkungen
Das heute unterzeichnete Grundsatzabkommen ist das Ergebnis einer Reihe von Verhandlungen mit Terna und RFI auf technischer Ebene zwischen Oktober 2016 und Juli 2017. Dabei ist man überein gekommen, gemeinsam ein neues Konzept für die Hochspannungsverbindungen im Eisacktal auszuarbeiten, das von Terna – gemeinsam mit BBT und RFI – umgesetzt wird. Die Anforderungen der im Ausbau befindlichen Bahninfrastruktur, jene des betroffenen Gebietes und die notwendige Neuorganisation der Energieversorgung sollen dabei gleichermaßen Berücksichtigung finden. „Inhaltlich sieht das Konzept vor, dass von den insgesamt sechs bestehenden 132 kV-Hochspannungsleitungen vier abgetragen werden“, führt Energielandesrat Richard Theiner aus. Damit gelinge es, die Hochspannungsleitungen über den dicht besiedelten Gebieten in Brixen/Milland zu entfernen und eine landschaftlich und umwelttechnisch verbesserte Situation zu schaffen. „Die beiden verbleibenden Leitungen, die abseits von Wohngebieten verlaufen, werden doppelt – das heißt mit einer 220 kV-Leitung und einer 132 kV-Leitung auf demselben Masten – bestückt. Dadurch können einerseits die Versorgungsengpässe im Hochspannungsbereich eliminiert und anderseits die Umweltauswirkungen stark reduziert werden“, erklärte Theiner.
Millionenschwere Investitionen in Südtirols Stromnetz
Insgesamt 400 Millionen Euro werde der staatliche Stromnetzbetreiber Terna in den nächsten zehn Jahren in die Verbesserung des Netzes und damit in die qualitative und quantitative Versorgungsverbesserung investieren, informierte heute Luigi Ferraris, Geschäftsführer von „Terna Rete Elettrica Nazionale“. Dabei würden 240 Kilometer alter Stromleitungen durch 120 Kilometer neuer Leitungen ersetzt; statt 900 alter Strommasten würde Terna künftig auf nur 300 neue Masten setzen. Die neue Strominfrastruktur im Eisacktal nannte Ferraris als eine der Schwerpunktvorhaben im Zehnjahresprogramm. Die gute Zusammenarbeit zwischen allen Vertragspartnern sei ausschlaggebend gewesen für den Startschuß zu diesem Projekt. „Damit können wir – gemeinsam mit dem Land Südtirol und RFI – das lokale staatliche Hochspannungsnetz modernisieren und die Versorgungssicherheit zum Wohle der Gesellschaft erhöhen.“ Auch RFI-Geschäftsführer Maurizio Gentile unterstrich heute die Bedeutung der Vereinbarung, die „dank der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten zustande gekommen ist“. Mit ihrer Unterzeichnung sei ein weiterer Mosaikstein in der Realisierung des europäischen TEN-Korridors Skandinavien-Mittelmeerraum gelegt, zu dem der Brenner Basistunnel und das erste Baulos der südlichen Zulaufstrecke von Franzensfeste bis Waidbruck gehören. „Der geplante Ausbau der Energieversorgung, für den RFI und BBT Investitionen von über 50 Millionen Euro vorgesehen haben, steht im Zeichen der Nachhaltigkeit und wird dazu beitragen, den Energiebedarf der neuen Bahninfrastrukturen zu decken und somit die Verlagerung des Warenverkehrs von der Straße auf die Schiene zu unterstützen“, betonte Gentile. An der heutigen Unterzeichnung der Vereinbarung zu den Hochspannungsleitungen im Eisacktal nahmen auch der BBT-Kommissär der Regierung in Rom, Ezio Facchin, BBT-Koordinator Raffaele Zurlo der Präsident der Bezirksgemeinschaft Eisacktal, Walter Baumgartner und der Geschäftsführer der Stadtwerke Brixen, Karl Michaeler, teil. (LPA)