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Der beste Freund

Über Hundesteuer und DNA-Register

 


Der Hund ist unser ältestes Haustier. Er ist Bewacher, Freund und Seelentröster. Sobald sich „Herrchen“ und „Frauchen“ allerdings nicht mehr an die Regeln halten, wird des Menschen bester Freund zum Problem.
Solange sie Haus und Hof bewachen, Lawinen-Verschüttete auffinden oder Blinde führen, gelten sie etwas. Sobald sie aber nur als Schoßhündchen dienen oder gar als Kampftiere abgerichtet werden, finden viele kein Verständnis mehr für sie. Die Einstellung zu Hunden – eigentlich zu ihren Besitzern – scheint in letzter Zeit nicht gerade die beste zu sein. Leider gibt es genug Hundehalter, die sich nicht an die gesetzlichen Vorgaben halten. Von Hundekot verschmutzte Straßen und Wege und freilaufende Hunde in den Weiden und Wiesen ziehen den Groll vieler auf sich. Themen wie „Hundesteuer“, „Hunde-­DNA-Register“, „Hundeverbot“ beherrschen immer wieder die öffentliche Diskussion. Fast scheint es, dass der Hund zum gesellschaftlichen Problem geworden ist. Eigentlich geht es aber um sein „Herrchen“ bzw. „Frauchen“.

Der Ärger mit den Hundehaufen
In Südtirol gibt es rund 38.000 Hunde. Jeder 10. Südtiroler ist stolzer Besitzer eines Vierbeiners. Die Gemeinden haben in den vergangenen Jahren eifrig Hundeverordnungen erlassen. Darin heißt es: Hunde sind grundsätzlich an der Leine zu führen, ausgenommen auf den ausgewiesenen Flächen. Die Leine darf nicht länger als 1,5 Meter sein. Weiters: Man muss immer einen Maulkorb dabeihaben, wenn man öffentliche Bereiche bzw. Verkehrsmittel mit dem Hund betritt. Die Exkremente sind unverzüglich zu entfernen, und jeder Hundehalter hat das geeignete Gerät dafür mitzuführen. Auf Schulhöfe und Kinderspielplätze haben Hunde keinen Zutritt. Während der Vegetationsperiode sind ihnen auch die landwirtschaftlich genutzten Flächen verwehrt.

DNA-Register und Hundesteuer
Das klingt alles sehr streng, kontrolliert wird es aber kaum. Die Beschwerden über liegengelassenen Hundekot an Wanderwegen und Plätzen sind nicht mehr zu überhören. Hundehäufchen bringen Bürger und Politiker regelmäßig zur Weißglut. Mit dem Hunde-­DNA-Register könnten alle „Hundehäufchen-Sünder“ ausfindig gemacht werden, meinen einige. Gäste und Durchreisende sind allerdings ausgenommen. Dann wäre da noch die Hundesteuer. Sie würde wenigstens die öffentlichen Ausgaben für die Reinigung decken. In der Schweiz wird darüber nachgedacht, alle Hundehalter zu einem Kurs zu verpflichten. Jährlich sollen bei uns rund 100 Rehe von Hunden zerfleischt werden. Damit sind nicht nur Wolf und Bär für Tierrisse verantwortlich, sondern auch die domestizierten Vierbeiner. Das Problem seien die Tierhalter, die bei Spaziergängen ihre Tiere nicht an die Leine nehmen, heißt es. Eine Haftpflichtversicherung, die auch grobe Fahrlässigkeit einschließt, ist auf alle Fälle allen Hundehaltern zu empfehlen.

Rücksicht und Verantwortung
Das klingt alles nicht ermutigend. Kühlen Kopf sollten wir trotzdem bewahren und nach sinnvollen Lösungen suchen. Das DNA-Register wird bei genauerem Hinschauen mehr Kosten verursachen, als wirklichen Nutzen bringen. Eine Hundesteuer darf nicht nur auf Familien und ältere Menschen abgewälzt werden. Ausnahmen für Jäger oder Bauern darf es nicht geben. Und was die Gefahr für unsere Wiesen, Weiden und Kühe betrifft, übertreiben sollten wir mit den Urteilen auch nicht. Bedenken wir: Der Hund ist oft letzter Sozialpartner. In der anonymen Massengesellschaft greifen diejenigen, die nicht mehr mithalten können, deren familiäre Netzwerke zerrissen sind, die ihren Partner verloren haben, auf den sie fast ihr gesamtes bisheriges Leben ausgerichtet hatten, zu vierbeinigen Krücken. Jedenfalls ist einer Gesellschaft, in der vor allem die Leistung zählt, die Vorstellung fremd, dass ein Hund, dessen einzige Aufgabe darin besteht, da zu sein, glücklich sein könnte. Muss ein Hund nicht jagen oder Schafe hüten oder ein Haus bewachen oder Lawinenopfer retten? Muss er nicht eine Aufgabe haben, damit er wirklich Hund sein kann? Es ist schön, wenn er eine solche Aufgabe hat. Vor allem aber muss er da sein. Das ist seine Urbestimmung.

Hunde sind kein Spielzeug

Tier-Ernährungsberaterin Michaela Olbert mit ihren Hunden

Die Brixnerin Michaela Olbert ist Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen. In Vorträgen und Seminaren informiert sie im ganzen Land über gesunde Ernährung und richtige Tierhaltung. Wir sprachen mit ihr über die Hundesteuer, das DNA-Register und den Unmut vieler Bürger über fahrlässige Hundehalter.
BAZ: Der Unmut über Hunde und ihre oft recht fahrlässigen „Herrchen“ bzw. „Frauchen“ steigt im Land. Zu Recht?
Michaela Olbert: Ich habe selber zwei Hunde und ärgere mich auch, wenn Hundekot vom Tierhalter nicht weggeräumt wird oder jemand seinen Hund einfach ohne Leine überall laufen lässt. Wenn hiervon gerade Nicht-­Hundehalter genervt sind, kann ich dies schon verstehen. Es wäre ganz einfach – wenn alle etwas mehr Rücksicht aufeinander nehmen würden, könnte man sich diese Diskussionen sparen.

Bauern beklagen, dass der Hundekot den Wiesen und Tieren großen Schaden zufüge. Geschäftsleute ärgern sich über verschmutzten Passagen. Ist es wirklich so schlimm?
Es stimmt, dass Hundekot auf Wiesen, wenn diese als Futterquelle für Kühe verwendet werden, schadet. Allerdings muss ich sagen, dass mir im Brixner Raum diese Probleme nicht bekannt sind. Auch kann ich nicht be­haupten, dass Brixen verschmutzte Passagen hat. Ich denke, dass der Großteil der Hundehalter die Hinterlassenschaften wegräumt.

Sind wir so weit, dass der Hund immer an der Leine geführt werden muss, damit kein Schaden entsteht bzw. keine Gefahr von ihm ausgeht?
Meiner Meinung nach kann ich einem Hund in der freien Natur nur Freilauf gewähren, wenn er gehorcht und jederzeit abrufbar ist. Wenn dies der Fall ist, geht auch keine Gefahr von ihm aus. Leider überschätzen hier sehr viele Hundehalter ihren Hund. In der Stadt bzw. im Ort sollte ein Hund aus Sicherheitsgründen immer an der Leine geführt werden.

Wie denken Sie über eine Hundesteuer in Südtirol?
Von einer Hundesteuer halte ich nichts. Wofür soll die Hundesteuer sein? Und müssten wir dann nicht auch eine Katzensteuer einführen? Wenn ich mir andere Länder wie Deutschland anschaue, wo Hundehalter eine Hundesteuer zahlen – die haben deswegen nicht weniger Probleme. Im Gegenteil, es gibt genug Hundehalter, die sich dann sagen, wenn ich schon Steuer zahle, muss ich die Hinterlassenschaften meines Hundes erst recht nicht wegräumen.

Haben wir in Hundeauslaufzonen, Entsorgung der Exkremente usw. Nachholbedarf?
Ja, ich glaube schon, dass man hier noch mehr machen könnte. Gerade wenn es um die Entsorgung der Exkremente geht, wäre es schon gut, wenn entsprechende Abfalleimer aufgestellt werden.

Was halten Sie vom Hunde-DNA-Register?
Hiervon halte ich sehr wenig, außer dass viele Kosten entstehen. Der Hundehalter, der seinen Hund registriert hat, wird auch die Hinterlassenschaften wegräumen. Wir dürfen nicht vergessen, dass nicht nur die Einheimischen einen Hund haben, sondern wesentlich mehr Hunde pro Jahr mit den Feriengästen nach Südtirol kommen. Und die sind alle nicht registriert.

Hunde in Stadtwohnungen zu halten, sei unverantwortlich. Stimmen Sie dem zu?
Wenn man seinem Hund genügend Auslauf bietet, dann kann man zumindest einen kleinen Hund schon in einer Stadtwohnung halten. Mittlere und große Hunde gehören für mich auf jeden Fall in ländliche Regionen und nicht in eine Stadt. Wobei man sagen muss, ein Garten ersetzt auf keinen Fall einen Spaziergang. Ich wohne ländlich, habe einen Garten, bin aber trotzdem jeden Tag etwa 2 bis 3 Stunden mit meinen Hunden in der freien Natur unterwegs.

Menschen ärgern sich, wenn sie sehen, wie für Hunde Dog-Beauty-Sets gekauft werden, beim Hun­defriseur viel Geld ausgegeben wird und Hunde anscheinend besser behandelt würden als Kin­der.
Ich muss auch schmunzeln, wenn ich sehe, dass für einen Hund ein Halsband mit Strass-Steinen gekauft wird oder für ein Hundebett mehr als 100 € ausgegeben werden. Aber letztendlich muss dies jeder Hundehalter für sich selbst entscheiden. Natürlich sollte ein Hund nicht besser als ein Kind behandelt werden. Allerdings muss ich sagen, ich kenne auch keinen Fall in einer Familie, wo dies so ist.

Was sollte sich jeder bewusst machen, bevor er sich einen Hund anschafft?
Wenn man sich einen Hund anschafft, dann sollte einem bewusst sein, dass sich das ganze Leben ändert. Ein Hund ist nicht nur als Welpe süß und putzig, sondern man hat ihn je nach Rasse bis zu etwa 15 Jahren. Man hat nicht nur die Anschaffungskosten für einen Hund – das ist der kleinste Betrag –, sondern es fallen laufend Kosten für Futter, Tierarzt usw. an. Ein Hund muss mehrmals am Tag raus, unabhängig vom Wetter. Ein Hund muss auch versorgt sein, wenn man mal ohne ihn in den Urlaub fahren möchte, und wenn man ihn mitnimmt, braucht man eine hundefreundliche Unterkunft. Es sollte also im Vorfeld gut überlegt sein, und alle in der Familie sollten zustimmen, wenn ein Hund einzieht.

Sie sind Ernährungsexpertin für Hunde und Katzen. Worauf sollte man bei der Ernährung achten bzw. was unbedingt vermeiden?
Die Ernährung bei unseren Vierbeinern ist ein sehr wichtiges Thema.
Leider ist dies vielen Hun­de­haltern nicht bewusst. Viele Krank­heiten wie Übergewicht, Dia­betes, Magen-­Darm-Pro­ble­me uvm. würden sich bei einer entsprechenden Fütterung verhindern lassen. Und damit auch viele Kosten beim Tierarzt. Die Ernährung für einen Hund und auch für eine Katze sollte möglichst artgerecht und gesund sein, d. h. frei von tierischen Nebenerzeugnissen, Zucker, künstlichen Aromen, Sojaproteinen, Konservierungs-, Farb- und Lockstoffen. Ich erlebe es bei meinen Beratungen immer wieder, dass Tierhalter entsetzt sind, wenn sie erfahren, welche Rohstoffe sich hinter der Zusammensetzung beim Futter verbergen.

 

Woran erkennt man gutes Hunde- und Katzenfutter?
Tipps von Michaela Olbert, Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen.
Es gibt verschiedene Anhaltspunkte, die dem Tierhalter zeigen, ob das Futter qualitativ gut ist und hochwertige Rohstoffe verarbeitet wurden. Teilweise von der Bezeichnung her gut klingende Inhaltsstoffe sind oft nur minderwertige Abfälle und haben keinen nennenswerten Nährwert für das Tier. Gerade beim Tierfutter sind die Qualitätsunterschiede oft sehr groß. Nicht alles, was in Fachgeschäften verkauft oder vom Tierarzt empfohlen wird, ist unbedingt qualitativ gutes Futter.
Einige der Inhaltsstoffe müssen laut Vorschrift des Gesetzgebers deklariert werden. So steht bei den Inhaltsstoffen häufig „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (mind. 4 % Rind)“. Im ersten Moment hört sich dies für den Tierhalter gut an, aber tatsächlich sind tierische Nebenerzeugnisse meist nichts anderes als Schlacht­abfälle, wie Huf, Horn, Ge­schlechts­­organe, Federn, Krallen, usw. – alles also minderwertige Bestandteile des Schlachttieres und somit auch minderwertige Eiweißquellen. In dem genannten Beispiel ist es sogar so, dass nur 4 % Rind im Futter sind, über die weiteren verwendeten Fleischsorten kann man jedoch nichts sagen. Es könnte also sein, dass neben dem Rind auch noch Schlachtabfälle vom Schwein, Lamm und Huhn verwendet wurden. Ein Hersteller, der gute Inhaltsstoffe verwendet, wird diese auch alle deklarieren, da es ein Qualitätsmerkmal ist. So steht dann bei gutem Futter z. B. „Fleisch vom Rind bestehend aus Muskelfleisch, Leber, Lunge und Pansen“.
Auch Zellulose ist oftmals als Inhaltsstoff im Tierfutter zu finden. Hinter diesem Inhaltsstoff verbergen sich unverdauliche Abfallprodukte aus der Getreideherstellung. Ist die Menge an Zellulose im Futter zu hoch, kann zum einen die Aufnahme von Vitaminen negativ beeinflusst werden und zum anderen wird die Verwertung des Proteins und der Fette auch vermindert. Prinzipiell ist es bei der Deklaration der Inhaltsstoffe in jedem Hunde- und Katzenfutter, dass immer der als erstes genannte Inhaltsstoff mengenmäßig am häufigsten im Futter ist. Dies bedeutet, dass die Inhaltsstoffe in absteigender Reihenfolge der Menge aufgelistet werden. Wenn ein Hersteller bei der Zusammensetzung schreibt „Lammfleisch (12 %), Mais, Gerste, Weizen, Wei­zenmehl, Reismehl“, bedeutet es, dass der Hauptbestandteil im Futter eigentlich Getreide ist. Nur wird es geschickt deklariert, indem der Hersteller alle Getreidesorten einzeln auflistet und der Tierhalter meist nur auf die 12 % Lammfleisch achtet. Auf den ersten Blick erscheint das Futter positiv, aber bei genauerem Hinschauen stellt man fest, dass es sich eigentlich nicht um ein gesundes und artgerechtes Futter für das Tier handelt. Es ist daher für jeden Tierhalter sehr wichtig, sich die genauen Inhaltsstoffe des Futters anzuschauen, sie richtig lesen und interpretieren zu können, um abschließend zu beurteilen, ob das Futter gesund und artgerecht ist.

 

von Josef Prantl