Bis in die 1920er Jahre war Untermais eine eigenständige Gemeinde. Allerdings wurde der Ort 1923 per Dekret in die Stadtgemeinde Meran eingegliedert. Das historische Rathaus von Untermais befindet sich heute noch in der Matteottistraße.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Untermais um 1089, als „villa Mays“. Bedingt durch die sonnige Lage und Nähe zur damaligen Landeshauptstadt Meran hatten sich viele Adelsfamilien in Unter- und Obermais niedergelassen. Um 1630 befanden sich bereits 28 Schlösser in den beiden Gemeinden. Mit dem Heranwachsen Merans als Kurort wurden die Gemeinden Unter- und Obermais immer attraktiver und zählten im Jahre 1900 bereits 8661 Einwohner. Bis zum Ersten Weltkrieg entstanden daher auch zahlreiche Gaststätten und Villen. Auch das Gewerbe und der Handel blühten auf, sodass Untermais 1905 zur Marktgemeinde erhoben wurde. Zwei Jahre später wurde in der heutigen Matteottistraße das neue Rathaus eröffnet. Die Pläne stammten von dem bekannten Südtiroler Baumeister Josef Musch. Vor dem Rathaus entstand in der darauffolgenden Zeit ein Geschäftsviertel und damit die sogenannte „Rathaus-Straße“, die heutige Matteottistraße. Die geschlossene Bebauung der Straße wurde für viele andere Straßen in Südtirol zum Vorbild und zeichnete sich vor allem durch die unterschiedlichen Giebelgeschosse und malerischen Dachaufbauten der Häuser aus. Unter dem faschistischen Regime wurden die Gemeinden Untermais, Obermais und Gratsch 1923 in die Gemeinde Meran eingegliedert und zu Stadtteilen.
Pfarrgeschichte von Untermais
Untermais war die nördlichste Pfarrei des Bistums Trient. Das Gebiet oberhalb der Passer gehörte hingegen zur Diözese Chur. Es ist deshalb kein Zufall, dass die Pfarrkirche von Untermais dem Trienter Diözesanpatron St. Vigil geweiht ist. Das Steinrelief an der Nordseite der Kirche stammt vermutlich aus der Zeit der Karolinger. Die Urpfarre soll bereits um das Jahr 1100 bestanden haben. Seit 750 Jahren gehört die Pfarre Untermais zum Zisterzienserstift „Stams“, das 1273 unter dem Tiroler Landesfürsten Meinhard II. gegründet wurde. Noch heute übernimmt das Zisterzienserstift pfarrlich-seelsorgliche Funktionen in Untermais.
Pferderennplatz und Tennisplatz
Mit dem Pferderennplatz und der Tennisanlage unterhalb der Matteottistraße befinden sich zwei historische Sportanlagen aus dem 20. Jahrhundert in Untermais. Der Meraner Pferderennplatz ist ein Prestigebau des Faschismus und wurde im Jahre 1935 errichtet. Ein Höhepunkt in der Rennsaison ist heute noch der bekannte „Preis von Meran“. Außerdem gehört er zu den größten Rennanlagen Europas. Die Verbreitung des Tennissports geht auf die sogenannten „Engländerkolonien“ zurück, die sich vor allem in Großstädten, Handelszentren und Kurorten niedergelassen haben. Nachdem gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Wien und Budapest die ersten Tennisanlagen entstanden sind, begann die Kurvorstehung von Meran im Herbst 1884 mit der Errichtung eines ersten Lawn-Tennisplatzes. Es war der erste Tennisplatz in ganz Tirol. 1890 folgte ein weiterer Tennisplatz und es entstanden die ersten privaten Tennisanlagen.
1901 wurden auf dem Areal des 1899 gegründeten Sport- und Rennvereins Meran-Mais in Untermais, neben einer Bahn für Pferde-, Rad- und Autorennen, Plätze für Athletik, Fußball, Croquet, Badminton, weitere fünf Tennisplätze errichtet. Dazu gehörten auch eine Zuschauertribüne und ein kleiner See. 1905 wurde auf der neuen Anlage das „1. Internationale Tennisturnier“ ausgetragen. Besonders hervorzuheben ist auch das Turnier von 1923. Das Plakat dieses Turniers stammte von dem Meraner Plakatkünstler Franz J. Lenhart (1898 – 1992) und wird heute im berühmten „Wimbledon Lawn Tennis Museum“ in London ausgestellt. 1928 erhielt der Tennisplatz in Untermais sein heutiges Erscheinungsbild. Heute übernimmt der Tennisclub Meran die Organisation sämtlicher sportlicher Aktivitäten sowie viele nationale Turniere. Mit 110 Kindern und 4 Trainern betreibt der Tennisclub Meran in Untermais eine eigene Tennisschule und ist mit seinen Mannschaften in der höchsten regionalen Liga, der C-Liga vertreten.
Wirtschaftsstandort Matteottistraße
Die Matteottistraße ist eine wichtige Verbindungsstraße zwischen der Rom- und der Piavestraße. Hier befindet sich auch das historische Rathausgebäude. Bis 2009 befand sich in der Matteottistraße auch das bekannte Apollo-Kino, welches der Straße einmal mehr an Attraktivität verlieh.
Auf der gegenüberliegenden Seite des alten Rathauses befinden sich einige Detailhandelsbetriebe. Allerdings ist es in den vergangenen Jahren in der Matteottistraße etwas ruhiger geworden. Um die Straße wieder aufzuwerten, kam es zu mehreren Bürgerinitiativen, bei denen auch eine mögliche Untertunnelung besprochen wurde. Das Vorhaben fand allerdings bei der Bevölkerung keinen Zuspruch. Nach mehreren Anläufen und in Absprache mit den Bürgern und dem Denkmalamt, erstellte das Architektenstudio Tara schließlich ein Projekt, das die gesamte Erneuerung der Oberfläche sowie der darunterliegenden Infrastrukturen vorsah. Außerdem sollten in der Straße mehrere Radstellplätze, Sitzbänke, zwei Fußgängerinseln sowie eine neue Straßenbeleuchtung errichtet werden. Die Eingriffe wurden in zwei Baulosen aufgeteilt und diesen Sommer realisiert.
Mangelnde Parkplätze
Die von 56 auf 34 reduzierten Blue-Zonen-Parkplätze sind für viele Kaufleute in der Matteottistraße allerdings ein Dorn im Auge. Sie bemängeln, dass es seit der Fertigstellung der Arbeiten noch kein eindeutiges Verkehrskonzept für die Straße gibt. Auf Anfrage bestätigt Stadtrat Stefan Frötscher, dass die Matteottistraße zur Park-Zone 2 gehört. Die vorübergehende Regelung sieht eine kostenlose Parkzeit von 60 Minuten vor. Mit dem neuen Verkehrskonzept für die Stadtgemeinde Meran soll auch eine Lösung für die Parksituation in der Matteottistraße gefunden werden.
Giacomo Matteotti
Namensgeber der Matteottistraße ist der italienische Politiker, Generalsekretär des Partito Socialista Unitario und Abgeordneter des Partito Socialista Italiano Giacomo Matteotti (1885 – 1924). Beunruhigt durch die zunehmenden Aktivitäten der Faschisten hielt er am 30. Mai 1924 im Parlament seine berühmte Rede, in der er vor der drohenden Gefahr der Faschisten warnte. Am 10. Juni desselben Jahres wurde Matteotti daraufhin von sechs „Squadristi“ entführt und ermordet. Sein Verschwinden und die Entdeckung seines Leichnams führte in großen Teilen der Bevölkerung zu einem Stimmungswandel und zur sogenannten „Matteotti-Krise“. 1926 wurden drei von den sechs vermuteten Mördern zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt, nach zwei Monaten allerdings von König Viktor Emanuel III. begnadigt. 1947 wurde das Verfahren erneut aufgerollt und die drei noch lebenden Mörder schließlich zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt.
Die Romstraße
Eine weitere wichtige Einkaufsstraße in Untermais ist die Romstraße. Ihr entlang haben sich mehrere Gewerbetreibende niedergelassen. Bekannt sind vor allem die zahlreichen Traditionsbetriebe, die seit Jahren die zentralen Standorte besetzen. In den vergangenen Jahren sind allerdings auch neue Geschäftslokale dazugekommen.
MaiaCenter und Handwerkerzone Mais
Im Gewerbepark MaiaCenter in der Gampenstraße haben sich mehrere Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe niedergelassen. Auf dem Areal befindet sich auch eine lokale Bank sowie eine Einkehrmöglichkeit. Die Errichtung des MaiaCenters geht auf ein Projekt der Unternehmer-Familien Haller und Caser & Söhne zurück. Die unmittelbare Nähe zum Untermaiser Bahnhof und der Auffahrt auf die Schnellstraße MeBo sprechen für die Erreichbarkeit des Gewerbeparks.
Unweit des Gewerbeparks MaiaCenter entstand in den 1970er Jahren die Handwerkerzone Mais, unter der Koordination der Meraner Stadträtin Traudl Götsch. Seitdem haben sich zahlreiche Unternehmen in der Handwerkerzone niedergelassen. Seit Ende der 1980er Jahre befindet sich auch die Landesberufsschule „Dipl. Ing. Luis Zuegg“ Meran in der Handwerkerzone. Der heutige Neubau der Schule wurde im Jahre 2000 fertiggestellt.
Startbase Meran – coworking space
Um für Freelancer, wie Grafiker, Designer, Programmierer, aber auch Unternehmensgründer, Start-ups oder digitale Nomaden einen kostengünstigen Arbeitsplatz anzubieten, hat die Gemeinde Meran in Zusammenarbeit mit der Bozner Sozialgenossenschaft Promos und der Raiffeisenkasse Meran 2017 Südtirols ersten „Coworking-Space“ unmittelbar des Bahnhofs Untermais errichtet. Die sogenannte „Startbase Meran“ befindet sich in den alten Räumlichkeiten der Raika-Filiale und bietet Arbeitsplätze im „Open Space“ oder in privaten Büros mit schnellem Internet.
Was die Arbeitsräume besonders attraktiv macht, ist, dass sie sowohl für eine bestimmte Zeit als auch langfristig gemietet werden können.
von Philipp Genetti