Die Meraner Altstadt bildet den Mittelpunkt von Meran und ist für seine Flaniermeilen in der Laubengasse und entlang der Freiheitsstraße beliebt. Das Kurhaus, die Pfarrkirche St. Nikolaus, die Meraner Lauben und die historischen Stadttore gehören zu den bekanntesten Wahrzeichen der Altstadt.
Die Geschichte Merans
In seiner heutigen Bezeichnung wurde Meran erstmals im Jahre 857 urkundlich als „Iocus, qui dicitur Mairania“ erwähnt. In diesem Zusammenhang standen verschiedene Güter zu „Mairania“, die dem damaligen Bischof von Chur als Geschenk übergeben wurden. Die älteste Siedlung von Meran ist Steinach, nach der auch das heutige Steinachviertel benannt ist. Im Mittelalter war Meran ein Lehen der Bischöfe von Trient und Brixen. Für die weltliche Verwaltung setzten die Bischöfe Graf Albert I. aus Vinschgau ein. Dessen Söhne haben die Stammburg Tirol erbaut und den Namen „Grafen von Tirol“ angenommen. Sicher ist jedenfalls, dass mit der Eröffnung des neuen Stammschlosses die Meraner Stadtverwaltung nach Schloss Tirol verlegt worden ist. Unter den Grafen von Tirol wurde Meran zur Hauptstadt von Tirol. Da die letzte Gräfin von Tirol, Margarethe kinderlos blieb, übertrug sie 1363 das Land dem Habsburger Rudolf IV. Daraufhin wurde Innsbruck zur neuen Hauptstadt von Tirol und das einstmals aufblühende Meran verlor zunehmend an Bedeutung.
Meran als Kurstadt
Es verging fast ein halbes Jahrtausend, bis Meran als renommierte Kurstadt über die Brennergrenze hinaus wieder Interesse weckte. Ausschlaggebend dafür war die 1837 veröffentlichte Studie des Wiener Leibarztes der kranken Fürstin Mathilde Schwarzenberg, Dr. Johann Huber. Er schrieb ein Buch über die „Stadt Meran in Tirol, ihre Umgebung und ihr Klima, nebst Bemerkungen über Milch, Molke und Traubenkuren und nahe Mineralquellen“. Es dauerte nicht lange, bis auch der kaiserliche Hof in Wien von dem besonders heilsamen Klima von Meran hörte und sich wenig später selbst nach der Kurstadt aufmachte. Kaiserin Elisabeth verbrachte 1870 und 1872 mehrere Monate in Meran und beobachtete, wie sich die Gesundheit ihrer Tochter Valerie hier verbesserte. 1874 ließ sich auch Erzherzog Johann im nahegelegenen Schenna nieder. Doch nicht nur den Adel und das Großbürgertum zog es nach Meran. Auch für Künstler, Schriftsteller und prominente Persönlichkeiten gewann die Kurstadt immer mehr an Beliebtheit. Der Tourismus florierte. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges kam es allerdings zum Bruch. Nachdem Südtirol von Italien annektiert wurde, blieben die internationalen Gäste aus. Nachdem Meran während des Zweiten Weltkrieges zeitweise als Lazarettstadt herhalten musste, erholte sich die Kurstadt erst nach Kriegsende allmählich.
Meran wird zum Thermalort
Wieder war es ein wissenschaftlicher Befund, der Meran zu neuem Aufschwung verhalf. Es war die 1933 von einem Geologen am Vigiljoch entdeckte radonhaltige Wasserquelle, die 1940 das Kurmittelhaus erstmals mit mineralarmem Wasser versorgte. Das darin enthaltene Edelgas Radon zeigte sich als besonders bekömmlich und wohltuend, weshalb immer mehr Kurgäste wieder nach Meran zurückkehrten. Zur Nutzung der radioaktiven Gewässer wurde 1958 die Aktiengesellschaft SALVAR (Società Azionaria Lavorazione Valorizzazione Acque Radioattive) gegründet. 1972 erfolgte die Eröffnung eines Kurbades. In den darauffolgenden Jahrzehnten ging die Gesellschaft in Landesbesitz über und man beschloss eine grundlegende Erneuerung der Einrichtung. Daraus entstand die neue Therme Meran, die 2005 schließlich von der Therme Meran AG mitsamt großzügigem Thermenpark eröffnet wurde.
Die Stadttore von Meran
Eine Besonderheit für sich sind in Meran die drei noch gut erhaltenen historischen Stadttore aus dem Mittelalter. Sie sind Teil der alten Stadtmauer und wurden um das 13. Jahrhundert von den Grafen von Tirol als Türme errichtet. Das Vinschgauer Tor befindet sich am nördlichen Ende des Rennweges. Sein heutiges Erscheinungsbild erhielt das Tor mit der Sanierung und Umgestaltung im 16. Jahrhundert. Es wurde zeitweise auch als Stadtgefängnis genutzt. Als schönstes Stadttor von Meran gilt das Bozner Tor am Sandplatz. Einzigartig ist bei diesem Tor das auffallend steile Dach des Turmes. Außerdem zieren die südliche Außenfassade ein in den Stein gemeißelter Habsburger Doppeladler sowie die Wappen von Österreich, Tirol und Meran. Die Gebäude um das Bozner Tor wurden in den vergangenen Jahren restauriert und stammen vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert. Wollte man im Mittelalter von der Altstadt ins Passeiertal, durchquerte man das Passeirer Tor. Für die damalige Zeit galt es wohl als wichtigstes Stadttor. Immerhin verliefen viele Handels- und Saumwege durch das Tor und verbanden Meran mit dem nördlichen Inntal, dem Ötztal sowie Sterzing und Innsbruck über den Brennerpass. Das sogenannte Ultner Tor, das sich am Theaterplatz befand, wurde am Ende des 19. Jahrhunderts hingegen abgerissen, um die Straße zu verbreitern. Die Grundmauern des Ultner Tores sind heute noch in der Filiale einer lokalen Bäckerei zu besichtigen.
Der Sandplatz und die Postbrücke
Vor dem Bozner Tor am oberen Ende der Freiheitsstraße befand sich einst eine natürliche Windung der Passer, an der sich der Flußsand ablagerte. Das erklärt auch die Bezeichnung des Platzes als „Sandplatz“, auf Italienisch „Piazza Rena“. Mit dem ehemaligen Luxushotel „Erzherzog Johann“ befand sich neben dem Bozner Tor auch Merans älteste Herberge. 150 Zimmer besaß die historische Gaststätte. Die großzügigste Suite wurde Kaiserin Elisabeth gewidmet. Nachdem das Hotel in „Palais Esplanade“ umbenannt worden war, stellte es in den 1970er Jahren seinen Hotelbetrieb ein. Das Gebäude wurde daraufhin grundlegend renoviert und beherbergt heute mehrere Geschäftslokale, Büros, Einkehrmöglichkeiten und Privatwohnungen. Im ehemaligen Spiegel-, Damen- und „Conversations-Saal“ hat sich die Meraner Sprachenmediathek niedergelassen. Die zierlich geschmückte Postbrücke ist ein Prachtstück des Jugendstils und wurde im Jahr 1909 erbaut. Sie bildete die Verbindung zur Heilig-Geist-Kirche, der sogenannten Spitalskirche, durch die sie auch ihre ursprüngliche Bezeichnung „Spitalbrücke“ erhielt. Noch heute ist die Postbrücke die prächtigste Brücke Merans.
Die Freiheitsstraße
Vom Sandplatz gegen Süden führt die wohl bedeutsamste Handelsstraße von Meran, die Freiheitsstraße. Hier befindet sich das historische Kurmittelhaus, das Veranstaltungszentrum „Kurhaus Meran“. Seit 2014 ist die Freiheitsstraße eine Fußgängerzone und entwickelte sich seitdem immer mehr zur beliebten Flaniermeile. Grund dafür sind die zahlreichen Einzelhandels- und Gastronomiebetriebe.
Das Theater in der Altstadt
Neben dem Ticketbüro des Kurhauses befindet sich seit 1993 das „Theater in der Altstadt“, das aus der einst im St.-Nikolaus-Saal beheimateten Theaterbühne „Theater in der Klemme“ hervorgegangen ist. Einer seiner Begründer war der bekannte Südtiroler Schauspieler, Autor und Regisseur Franco Marini. Unter der Regie von Rudolf Ladurner spielte die Theatergruppe seit 1986 jeweils ein Stück im Jahr, welches auf den großen Theaterbühnen von Meran und Bozen aufgeführt wurde. Am 20. November 1990 eröffnete man daraufhin im Nikolaus-Pfarrsaal das stabile „Theater in der Altstadt“. Doch der Meraner Kirchengemeinderat mochte die gesellschaftskritischeren Stücke nicht und beschloss 1992 die Räumlichkeiten stärker für religiöse Zwecke zu nutzen. Da die Theaterwerkstatt unter diesen Umständen keine Zukunft für den Fortbestand des Theaters sah, veranstaltete das „Theater in der Altstadt“ am 29. November desselben Jahres seine „Abschiedsgala“. Die Nachricht vom Ende des Theaters blieb allerdings nicht ohne Folgen. Unter dem Motto „Das Theater in der Altstadt darf nicht sterben“ gründeten sich bald darauf mehrere Bürgerinitiativen, zahlreiche offene Briefe wurden versandt und die gutgesinnte Presse wurde für die Suche nach einer neuen Spielstätte mobilisiert. Es folgten zahlreiche Gespräche mit Politikern und der Kurverwaltung Meran, bis man im ehemaligen Heizraum des Kurhauses einen passenden Ort gefunden hatte. „Theater in der Altstadt gerettet“, hieß es in der Presse, im Dezember 1992. Mit der Uraufführung des Stückes „Das Ende der Zeiten“ wurde das „neue“ Theater in der Altstadt am 4. Mai 1993 in der Freiheitsstraße eröffnet. Seitdem hat sich das kleine Theater zu einem festen Bestandteil der Meraner Kultur entwickelt. Die jährlich 12.000 Besucher von 135 Aufführungen und 9 Eigenproduktionen können sich durchaus sehen lassen. Im aktuellen Theaterprogramm stand bis vor kurzem das Stück „Prinzessinnendramen. Der Tod und das Mädchen I-III“ von Elfriede Jelinek. Mit dem Monolog „Verscheucht“ von Gerold Theobalt setzt das Theater in der Altstadt am 6. November seine Theatersaison fort. Es handelt sich dabei um eine Hommage an die jüdische Dichterin Elsa Lasker-Schüler.
Die Lauben – Merans Einkaufsmeile
Auch wenn die Freiheitsstraße als Flaniermeile immer mehr an Wert gewinnt, steht sie in keiner Konkurrenz zu den historischen Meraner Lauben. Es war Meinhard II., der die Laubengasse in der Mitte des 13. Jahrhunderts als Verbindungsweg vom Pfarrplatz hin zum Kornplatz errichten ließ. In der Zeit Merans als Hauptstadt von Tirol waren die Lauben das Zentrum für den Handel und das Handwerk. Später nahm die Viehhaltung deren Platz ein. Mit dem Bau der Galileistraße wurde die Laubengasse ab dem 14. Jh. in die oberen „Berglauben“ und unteren „Wasserlauben“ geteilt. Heute befinden sich in den Lauben über 200 Geschäfte, Bars, ein Museum für Moderne Kunst und Gasthäuser. Die einzigartigen Fassaden der Laubenhäuser erzählen dabei die Geschichte der verschiedenen Stilepochen, welche die Altstadt Merans geprägt hatten. Eine Besonderheit bildet das neu eröffnete historische Gasthaus „Rössl Bianco“, in den unteren Lauben, bei dem zwei Gebäude baulich ineinander vereint wurden.
Unter dem Erker des Laubenhauses Nr. 68 ist die Jahreszahl 1342 eingraviert. Sie erinnert an die zweite Hochzeit der Landesfürstin Margarethe mit dem Prinzen und Markgrafen Ludwig von Brandenburg.
von Philipp Genetti