Einiges Neues kommt auf die Untermaiser Gewerbezone in der L.-Zuegg-Straße zu. Damit wird das Gewerbegebiet deutlich aufgewertet.
Ein Interview mit Merans Wirtschaftsstadträtin Gabriela Strohmer.
Frau Strohmer, welchen Stellenwert hat die Gewerbezone Passer für die Wirtschaft in Meran?
Gabriela Strohmer: Die Gewerbezone Passer hat sich durch die unmittelbare Nähe zu zwei Auffahrten auf die Schnellstraße MeBo zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort entwickelt. Die MeBo-Ausfahrt in Fahrtrichtung Norden führt direkt in die Gewerbezone. Für die Wirtschaft in Meran hat der Standort insoweit einen besonderen Stellenwert, da das Gewerbe nach dem Tourismus die zweitstärkste Wirtschaftskraft bildet.
Welche Betriebe haben sich in der Zone angesiedelt?
Die Unternehmen Aquaeforst und Torggler Chimica, die sich entlang der Luis-Zuegg-Straße niedergelassen haben, gehören zu den Betrieben mit den meisten Mitarbeitern. Hinzu gesellen sich mehrere kleine bis mittlere Unternehmen, die vor allem im Handwerk, Export, Transport, Dienstleistung und Gesundheit tätig sind. Im ehemaligen Ford-Gebäude, an der Ecke zur Einfahrt auf die Schnellstraße, befindet sich seit 2015 der Meisterbetrieb Garage Multiservice und bietet einen Rundum-Service in Reparatur und der Überprüfung von Autos und Motorrädern aller Marken an. Dank einem neuen Brems-Prüfstand können auch Hauptuntersuchungen an Fahrzeugen auf 3 Rädern durchgeführt werden.
Wie ist die Erreichbarkeit gegeben?
Für die Erreichbarkeit steht die Nähe zur Schnellstraße MeBo und zum Zugbahnhof „Meran-Untermais“. Außerdem führt die Buslinie 6 durch einen Teil der Luis-Zuegg-Straße.
Auch der übergemeindliche Radweg führt durch den Standort.
Der übergemeindliche Radweg der Bezirksgemeinschaft verläuft entlang der Schnellstraße MeBo durch den Standort und garantiert die Erreichbarkeit der Gewerbezone für den umweltfreundlichen Verkehr.
Unmittelbar am Radweg befand sich im Gebiet um die MeBo-Ausfahrt die ehemalige Militärkaserne „Bosin“.
Bis 1991 befand sich dort die italienische Militärkaserne „Bosin“, benannt nach dem Alpini-Hauptmann Leone Bosin. Die Kaserne wurde 1938/39 zur Unterbringung des „Comando del XIII Settore di copertura della Guardia alla Frontiera“ errichtet und trug ursprünglich die Bezeichnung „Venosta“. Während des Zweiten Weltkrieges diente die Kaserne als Materiallager der Wehrmacht und wurde zwischen 1943 und 1945 als viertes Außenlager des Konzentrationslagers von Bozen eingerichtet. Rund 400 Häftlinge wurden zeitweise im Arbeitslager von Meran festgehalten. Es waren vor allem politische Gefangene und Juden aus der Lombardei. Die zu verrichtenden Arbeiten standen vor allem im Zusammenhang mit dem naheliegenden alten Bahnhof. Nach Kriegsende bis zur Schließung in den 1990er Jahren waren in der Kaserne „Bosin“ verschiedene Abteilungen der Alpini untergebracht, die zur „Brigata Alpina Orobica“ gehörten.
An den Mauerüberresten der Kaserne ist seit einigen Jahren eine Gedenktafel angebracht.
Um die tragische Geschichte des Standortes zu bewahren, wurde 2010 im Gedenken an die Gefangenen des Arbeitslagers eine Gedenktafel an der verbleibenden Mauer der Kaserne befestigt. Die Albertina-Brogliati-Straße unmittelbar des Gewerbeparks Top Center Meran erinnert an die politische Kriegsgefangene Albertina Brogliati, welche wenige Zeit nach ihrer Einweisung aus dem Untermaiser Lager fliehen konnte und sich nach dem Krieg in ihrer Heimatstadt Belluno für Häftlinge einsetzte. 1985 wurde Albertina Brogliati von einem Rechtsextremen grausam ermordet.
Bis auf die Mauerreste ist von der Bosin-Kaserne nichts mehr übriggeblieben.
Seit deren Auflösung haben sich mehrere Gewerbetreibende auf dem ehemaligen Militärgelände niedergelassen. Einige davon teilen sich ihren Standort in den beiden Gewerbeparks „Top Center Meran“ und „Passer“. Auch die Meraner Stadtwerke AG haben auf dem Bosin-Areal einen Standort errichtet. Dieser wird nun bis 2020 erweitert und soll künftig zum Hauptsitz der Stadtwerke werden. Im Zuge dessen soll ein Mini-Recyclinghof auf dem Gelände entstehen.
Welche weiteren Projekte sind für das Bosin-Areal vorgesehen?
Ein weiteres Projekt für die Nutzung des ehemaligen Bosin-Geländes ist die Errichtung einer neuen Hundezone. Es ist allerdings noch unklar, ob und bis wann die Arbeiten realisiert werden können.
Ein besonderer Betrieb in der Gewerbezone ist die Sozialgenossenschaft Albatros.
Die Sozialgenossenschaft Albatros ist 1994 aus einer privaten Initiative entstanden und feiert dieses Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. In der Tischlerei, der Reinigung und im Gartenbau arbeiten bei Albatros geschulte Fachkräfte mit Menschen in Lebenskrisen zusammen und sind ein guter Beweis dafür, dass sich wirtschaftliches Handeln und soziale Verantwortung durchaus vereinen lassen. Es sind vor allem Menschen, die den Anschluss an die Gesellschaft durch Arbeitslosigkeit, Schulden, Sucht, Krankheit bis hin zur Obdachlosigkeit verloren haben und denen Albatros durch ihr Arbeitsangebot wieder zurück ins Leben helfen will. Ihren Erfolg zeigen die rund 70 lohnabhängigen Arbeitnehmer, 55 Arbeitseingliederungsprojekte und ein Umsatz von knapp 2 Millionen Euro.
Für Familien ist der Standort um die Gewerbezone Passer vor allem für den großzügigen Spielplatz gegenüber der Gärtnerei Wielander beliebt.
Der „Wielander-Spielplatz“ ist ohne Zweifel ein Magnet für Familien mit Kindern. Die Spielgeräte werden von der Gemeinde Meran regelmäßig kontrolliert und ausgetauscht. Eine Besonderheit auf dem Spielplatz entlang der Luis-Zuegg-Straße ist die barrierefreie Schaukel, die auch Kindern im Rollstuhl Spiel und Spaß verspricht. Damit haben wir uns als Gemeinde zum Ziel gesetzt, auf jedem Spielgelände der Stadt mindestens ein barrierefreies Spielgerät anzubringen.
Am nördlichen Ende der Luis-Zuegg-Straße geht die Straße in die Marlinger Straße über, welche zur Marlinger Siedlung und dem Wendeplatz der Buslinie 6 weiterführt. Dort soll das „Fluss-Park-Projekt“ an der Passermündung errichtet werden.
Das „Fluss-Park-Projekt“ ist der Endpunkt der Passerpromenade, der im Gesamtkonzept des Passerforums „Die Passer für Meran“ an der Passermündung vorgesehen ist. Das Konzept ist Teil eines europäischen Interreg-IV-A-Projekts zur „Ortsgerechten Gestaltung – Freiräume am Wasser“. Im Spannungsfeld zwischen den beiden Flüssen, Etsch und Passer, sowie der auf Stelzen verlaufenden MeBo und den Fußballfeldern hat der Raum um die ehemalige Nomadensiedlung Potential, das es zu nutzen gilt. Deshalb sind wir davon überzeugt, dass sich der neue Flusspark als idealer Treffpunkt für Bürger unterschiedlicher Altersgruppen erweisen wird.
Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?
Nach der Ausarbeitung eines ersten Vorprojekts haben wir bei einer Bürgerversammlung die Anliegen der Meraner Bürger gesammelt und zusammengefasst. Vom übergemeindlichen Radweg in Richtung Algund sollen Radfahrer künftig über eine neue Brücke direkt in die neue Naherholungszone gelangen. Am konkreten Erscheinungsbild der Zone wird noch gearbeitet, allerdings soll mit der Realisierung der neuen Hundezone auf dem ehemaligen Bosin-Gelände der derzeitige Hundeplatz unterhalb der Postgranzstraße Teil des neuen Flussparks werden. Neben zahlreichen Sitzgelegenheiten und Zugängen ans Flussufer ist auch ein Kiosk und eine öffentliche Toilette auf dem Flusspark vorgesehen. Über die Möglichkeit den Radweg über eine weitere Brücke, parallel zu MeBo und direkt weiter zur Marlinger Siedlung weiter zu führen, wird noch diskutiert.
Wann kann mit der Realisierung des Flussparks begonnen werden?
Wie lang es dauern wird, bis wir mit der Umsetzung der Arbeiten beginnen können, ist schwer zu sagen, da die Planungsphase noch nicht abgeschlossen ist und das Projekt anschließend vom Stadtrat genehmigt werden muss. Wir werden unsere Bürger aber noch frühzeitig darüber informieren.
von Philipp Genetti