Von der Gaulschlucht zum Lananer „Gries“, von der Maria-Hilf-Straße in die Andreas-Hofer-Straße bis hin zum Tribusplatz: ein Spaziergang mit Bürgermeister Harald Stauder.
Herr Stauder, Lana ist ein wichtiger Wirtschaftsstandort.
Neben der ursprünglich prägenden Landwirtschaft, in der wir vor allem von Apfelanbau sprechen, haben sich im Laufe der Zeit auch weitere Wirtschaftszweige entwickelt. Nach wie vor gehört Lana mit einem Anteil von 10 % der Gesamtproduktion von Südtirol zu den größten Obstanbaugemeinden im Land. Seit Beginn der 1970er Jahre wächst aber vor allem auch der Tourismus und koordiniert unter der Marke „Tourismusregion Lana und Umgebung“ die Gemeinden Tscherms, Burgstall und Gargazon mit. Das Handwerk ist kleiner strukturiert und besteht vor allem aus mehreren traditionsreichen Familienbetrieben. Dazu zählen rund 100 Unternehmen, welche sich in den Gewerbegebieten an den Ortseinfahrten niedergelassen haben. In der Gemeinde haben sich 75 Industriebetriebe vor allem an den Auffahrten zur Schnellstraße MeBo niedergelassen. Neben mehreren international renommierten Unternehmen stellen eine Reihe von Betrieben Waren für den regionalen Markt her.
Die Einzelhandelsbetriebe befinden sich fast ausschließlich in bewohnten Ortsgebieten. Dabei ist es der Gemeindeverwaltung seit jeher ein großes Anliegen, keine Einkaufszentren auf der grünen Wiese zu erlauben, um damit die Kaufkraft im Dorf zu halten.
Beim Kreisverkehr an der Abzweigung nach Tscherms befindet sich ein Obelisk. Was hat es damit auf sich?
Der Obelisk stand ursprünglich im Kreuzungsbereich zwischen der Maria-Hilf-Straße und der Gampenstraße und diente als Wegweiser in Richtung Deutschnonsberg, Nonstal und Meran. Er wurde zur Zeit des italienischen Faschismus errichtet. Allerdings handelt es sich dabei um kein „faschistisches Relikt“. Dies ist daran zu erkennen, dass die Ortsangaben am Bauwerk jeweils zweisprachig in Stein gemeißelt sind. Im Zuge der Neuerrichtung des Kreisverkehrs an der Gampenkreuzung wurde der Obelisk ca. 1 km weiterverlegt und steht seit rund einem Jahr an der nördlichen Dorfeinfahrt.
Unweit des Traditionsgasthofes Teiss befindet sich der Busbahnhof. Hier hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel verändert.
Der Busbahnhof wurde vor einem Jahr erweitert und erneuert. Die ursprünglichen Eigentümer des Geländes um den Busbahnhof „Autolinie Lana-Meran“ (ALM) verkauften die Fläche, und es wurde eine Wohnanlage errichtet. Der große Vorteil dieser Wohnzone liegt in der unmittelbaren Nähe zur Ortsmitte.
Die Teissbrücke oder Falschauerbrücke ist ein technisches Denkmal des frühen 20. Jahrhunderts. An der Brücke führt eine Promenade in die Gaulschlucht.
Die Gaulschlucht hatte immer einen besonderen Stellenwert: 1903 errichtete dort der Lananer Visionär und Seilbahnpionier Luis Zuegg das erste private E-Werk Südtirols. Außerdem befand sich bis in die 1930er Jahre eine Holztrift in der Falschauer, mit einem „Ländrechen“ in der Nähe der 1912 erbauten Falschauerbrücke. 200 Jahre zuvor befand sich auch ein Schießstand der k.u.k. Mo- narchie nahe der Brücke. 1746 wurde er taleinwärts in die Gaul verlegt. Nachdem der hochverschuldete Schießstand 1841 verkauft worden war, wurde dort eine Färberei und später ein Gasthaus errichtet. Unter dem Faschismus wurde der Schießstand in „Tiro a Segno Nationale“ umbenannt. Das letzte sogenannte Freischießen fand am 30. Juni 1926 statt.
Die Schlucht und seine Promenade sind für die Lananer eine attraktive Naherholungszone.
Die Gemeindeverwaltung hat in den vergangenen Jahren große Investitionen in der Gaulschlucht getätigt. Dabei wurden alle Brücken und Stege erneuert und anfällige Holzkonstruktionen durch stabile Metallelemente ersetzt. Die Arbeiten stehen unmittelbar vor der Beendigung. Zusätzlich wird in diesem Jahr eine neue überdachte Holzbrücke über die Falschauer errichtet, um den Zugang am Stock der Eisschützen wieder zu gewährleisten. Die Arbeiten für die Brücke wurden bereits an ein Südtiroler Unternehmen übergeben und heuer noch abgeschlossen. Damit wird der Zugang zur Gaulschlucht verbessert und gesichert.
Bis vor einigen Jahren konnte man bis ganz in die Schlucht hinein wandern. Warum ist der kleine Tunnel am Ende der Schlucht gesperrt worden?
Fast ganz am Ende der Gaulschlucht befindet sich der Tunnel. Dahinter ist das private E-Werk. Vor einiger Zeit gab es ein äußerst interessantes Projekt, die Gaulschlucht durch die Verlängerung eines bereits bestehenden Tunnels wieder bis ganz nach hinten zugänglich zu machen. Nachdem im Tunnel eine Ansiedlung von Fledermäusen nachgewiesen wurde, hat die Landesregierung allerdings einen sehr starken Schutz über das gesamte Gebiet gelegt und damit das besondere Naherholungskonzept der Lananer Bürger unterbunden. Obwohl Experten versicherten, es gäbe die Möglichkeit, Fledermausschutz bzw. Naturerlebnis und Naherholung zu verbinden, müssen wir diese Entscheidung von Seiten des Landes akzeptieren, auch wenn wir sie nicht nachvollziehen können.
Besonders beliebt im Winter ist der Eislaufplatz in der Gaul. Früher war es eine Natureisbahn, heute eine moderne Kunsteisanlage.
Nachdem es immer schwieriger wurde, unter natürlichen Bedingungen das Eis in der Gaul zu erhalten, wurde 2005 eine moderne Kunsteisanlage errichtet. Seither bietet sie vielen Lananern Gelegenheit zum Eislaufen. Auch der Hockeysport ist in Lana äußerst beliebt, und diese Sektion des Sportvereins betreut die Anlage.
Für Musikfreunde ist das Gaul- Open-Air alle Jahre wieder ein Höhepunkt.
Das „Open Air Gaul“ geht auf eine Initiative des Jugendkollektivs Lana aus den 1980er Jahren zurück. Man brachte vor allem Künstler mit einer Botschaft aus dem deutschsprachigen Raum nach Lana. Nachdem das Kollektiv 1990 die Veranstaltung nicht mehr weitergeführt hatte, startete der im selben Jahr gegründete Verein „Jugendzentrum Lana“ das Open Air 1994 neu. Bis heute ist die Musikveranstaltung fester Bestandteil der Südtiroler Musikszene und bietet aufstrebenden Musikgruppen eine Auftrittsmöglichkeit. Mittlerweile hat sich um das Open Air auch ein Veranstaltungskomitee gebildet, welches das ganze Jahr über arbeitet. Während der Veranstaltung sind zwischen 80 und 100 ehrenamtliche Mitarbeiter im Einsatz.
Ein weiteres Projekt des Jugendzentrums ist die „Gaudi-Bar“.
Die Gaudi-Bar wird in den Sommermonaten vom Jugendzentrum „Jux“ geführt. Ihren Ursprung findet sie in der Initiative „Fest der Begegnung“ des Lananer Sozialreferenten Olav Lutz. Die Vision dahinter war, Menschen mit Beeinträchtigung die Möglichkeit zu bieten, eine sinnvolle Arbeit zu übernehmen. 2013 kam das Jugendzentrum als Partner hinzu und erarbeitete ein Rahmenprogramm für nachmittags und abends. In Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Restaurant „spirit africa soul“ arbeitet das Jugendzentrum derzeit an einem neuen Konzept der Gaudi-Bar. Damit will man in diesem Jahr ein besonderes Augenmerk auf die Integration von Flüchtlingen legen.
Auch die Freilichtspiele Lana fanden früher in der Gaul statt.
Die Freilichtspiele Lana wurden 1990 anlässlich der „1000 Jahre Lana“ ins Leben gerufen und feierten mit dem Auftragsstück „Die Legende von Braunsberg“ des Südtiroler Theaterautors Jul Bruno Laner Premiere in der Gaulschlucht. Nach dem Erfolg der ersten Festspiele wurden die Spiele in den Folgejahren weitergeführt.
Durch die Umbauarbeiten am neuen Eislaufplatz mussten die Freilichtspiele 2005 mehrmals Spielort wechseln, bis man 2014 schließlich mit dem Kapuzinergarten eine fixe Spielstätte gefunden hatte. Mit dem Stück „Der Selbstmörder“ werden die Festspiele in diesem Sommer fortgesetzt. Verpflichtet wurde dafür die Südtiroler Regisseurin Steffi Nagler.
Der Gesundheitssprengel und der „Lorenzerhof“ sind weit über die Gemeinde hinaus bekannt.
Die Stiftung Lorenzerhof wurde im Jahre 1795 erstmals urkundlich erwähnt und betreibt einen öffentlichen Betrieb für Pflege und Betreuungsdienste ohne Gewinnabsichten. Das bestehende moderne Altenheim im Haus Lorenz wurde im Jahr 2000 bis 2003 errichtet. Hier befindet sich auch der Verwaltungssitz der Stiftung. Dem hinzu gesellen sich die Einrichtungen „Haus Martin“, „Haus Elisabeth“ und die Wohngemeinschaft „Haus Sebastian“ in Tscherms. Mit seinen 138 Vollzeitangestellten ist der Lorenzerhof in Lana ein wichtiger Arbeitgeber und Bezugspunkt für Senioren und Pflegebedürftige der Gemeinde.
Lananer Betriebe stellen sich vor
Vielseitig zeigt sich der Wirtschaftsstandort Lana. Sechs Firmen im Kurzporträt.
Die Agentur Betreut OHG, in der M.-Hilf-Straße kümmert sich seit knapp 6 Jahren um die Vermittlung von kompetenten Pflegefachkräften. Dabei wird auf die individuellen Bedürfnisse der zu pflegenden Person und ihrer Familie eingegangen. Zudem bietet die Agentur Beratung und Unterstützung in der Hauspflege an.
In der kreativen Werkstatt von Glasidee in der Andreas-Hofer-Straße entstehen aus den rohen unbehandelten Gläsern mit viel Phantasie, Inspiration und Liebe individuelle Kunstwerke. Seit nun 30 Jahren nimmt Hermine und nun auch Tochter Martina Kundenwünsche an, um sie in den Techniken Sandstrahl und Gravur auf dem Glas festzuhalten.
Das Elektrofachgeschäft EP-Electro Malleier am Gries bietet seinen Kunden individuelle Beratung beim und nach dem Kauf von Elektronikartikeln an. „Unser Service macht den Unterschied“, unterstreicht dazu Martin Hofer.
Mit einem German Design Award 2018 ausgezeichnet wurde im Vorjahr die Firma Laimer GmbH mit Standort in der Hofmannpassage. Seit 7 Jahren fertigt der Handwerksbetrieb Accessoires aus Holz. In diesem Jahr steht der Einsatz von Kork und Heilsteinen im Fokus, aber auch Taschenuhren sind neu dabei. Der Betrieb lässt bei der Herstellung seiner Produkte den ökologischen Aspekt nicht außer Acht und versucht das Bewusstsein über den Wert der verwendeten Materialien an seine Kunden weiterzugeben.
Das Familienunternehmen Despar Pircher wird von Josef Pircher und seiner Familie geführt und sichert die Nahversorgung am Gries. Auch in Zukunft werden nach alter Tradition sowohl die Stammkundschaft als auch die Tageskunden fachkundig und freundlich beraten und bedient.
Seit 1957 legt Elektro Lechner besondern Wert auf kompetente Beratung und Service, das von den Kunden sehr geschätzt wird. Nicht nur der Verkauf sondern vor allem die Betreuung der Kunden steht im Betrieb an oberster Stelle.
von Philipp Genetti